Kapitel 15

409 17 6
                                    

Als ich hörte, wie Sophias Atem gleichmäßig ging, wagte ich es, mich aus dem Bett zu schleichen. Es war Samstagnacht und ich konnte schon seit Tagen nicht mehr schlafen. Mit leisen Schritten tapste ich in unsere Küche, wo ich mir ein Glas aus dem Regal nahm und mit Wasser befüllte. Während ich hin und wieder einen Schluck davon nahm, betrachtete ich die Liste, die am Kühlschrank hing.

Aiden, Taylor, Ryan, Alfie, Elliot. Fünf Namen, mit denen ich mehr oder minder einverstanden war. Mein persönlicher Favorit war Aiden, aber Sophia wollte sich noch nicht auf einen Namen festlegen.

Seit wir am Dienstag erfahren hatten, dass unsere Plaume ein Junge werden würde, diskutierten wir die ganze Zeit über Babynamen. Ich gab mir wirklich große Mühe, für sie ein Partner zu sein, den sie verdient hatte. Julian und unser kleines Abenteuer auf der Couch versuchte ich, so gut es ging, in den Hintergrund zu drängen, was sich als schier unmögliche Aufgabe darstellte. Denn die Empfindungen, die ich hatte, als wir uns nahe gekommen waren, waren noch in meinem ganzen Körper präsent. Dennoch versuchte ich mich an einem ehrlichen Lächeln, wenn Sophia mir etwas erzählte, worüber sie sich freute. Und ich versuchte, wieder Gefallen an ihren Berührungen zu finden. Abends kuschelten wir uns immer gemeinsam aufs Sofa, wie verliebte Paare das eben so machten, doch nachts rächte sich dann das ganze Schauspiel. Ich lag stundenlang wach und bekam kein Auge zu. Schuldgefühle gegenüber Sophia und Sehnsucht nach Julian ließen mich nicht zur Ruhe kommen.

Dennoch wollte ich meinen Plan, mit Sophia und unserer Plaume eine glückliche Familie zu werden, nicht aufgeben. Ich stellte das Glas zurück in die Spüle, dann lief ich gemächlich zurück ins Schlafzimmer. „Kai?", hörte ich die verschlafene Stimme meiner Verlobten. „Ich bin hier, Babe", erwiderte ich leise und legte mich neben sie ins Bett. Mein Kopf berührte kaum mein Kissen, da rollte sie sich auf mich und überraschte mich, indem sie ihre Lippen auf meine legte und fordernd bewegte.

Noch vor wenigen Wochen hatte ich bei heißen Zungenküssen mit ihr pure Lust empfunden, doch im Moment musste ich mich einfach nur konzentrieren, ihn mit derselben Leidenschaft zu erwidern, die sie mir entgegenbrachte.

Sophia ließ wieder von mir ab, dann kniete sie sich neben mich und begann mit zärtlichen Küssen über meinen Oberkörper eine feuchte Spur zu hinterlassen. Als sie schließlich an meiner Mitte ankam, zog sie meine Boxershorts ein Stück nach unten und begann meine Spitze mit ihren Lippen zu umschließen.

Ich kniff meine Augenlider zusammen, während ich versuchte diese Situation so erregend zu finden, wie ich sie früher immer fand. Doch es tat sich nichts, egal wie sehr Sophia sich bemühte.

Da ich aber nicht wollte, dass sie skeptisch wurde, versuchte ich an etwas anregendes zu denken. Doch sobald ich an die pure Ekstase dachte, hatte ich das Bild eines blondschopfs vor Augen. Ich spürte, wie mein Atem sich augenblicklich beschleunigte und Lust durch all meine Nervenbahnen floss. Während Sophia ihre Zunge an meinem Schaft entlang tänzeln ließ und ihre Lippen um meinen Penis schloss, dachte ich an Julian's Berührungen an meinem Körper und wie es wohl wäre, wenn da seine vollen Lippen mich in die Ekstase treiben würden.

Diese Vorstellung trieb mich immer weiter auf die Welle der Lust, sodass Sophia bald von mir abließ und mich mit ihrer Hand weiter massierte. Ich drückte meinen Rücken durch und spannte jeden Muskel meines Körpers an, während ich geradewegs auf einen Orgasmus zusteuerte. Julians Bild vor Augen und die Erinnerung daran, wie seine Lippen meinen Körper berührt hatten katapultierten mich geradewegs in einen Rausch der Erregung. „Julian", stöhnte ich laut, als ich mich dann schließlich ergoss und schwer atmend das Hochgefühl auskostete.

Als ich meine Augen wieder öffnete und in die verstörten Augen meiner Verlobten sah, wusste ich erst, was ich angerichtet hatte. „Sophia", flüsterte ich schockiert. Diese sprang wie ein scheues Reh vom Bett und sah mich verletzt an. Schnell zog ich meine Unterhose wieder richtig an und hüpfte ebenfalls aus dem Bett. „Sophia", sprach ich erneut, obwohl ich nicht einmal wusste, was ich mir von der Situation erhoffte. „Du... Du...", fing sie an, während ihr bereits die ersten Tränen über die Wangen kullerten.

„Es tut mir so leid, Sophia. So, so leid. Wirklich", sagte ich, während ich mit einer Hand angestrengt über mein Gesicht fuhr. Es war die Wahrheit. Es tat mir leid, dass ich an jemand anderen gedacht hatte, während sie mir Befriedigung verschaffte. Es tat mir auch leid, dass sie mich nicht mehr erregte, obwohl sie wirklich eine attraktive Frau war. Und es tat mir leid für sie, dass sich all meine Gedanken nur noch um Julian drehten. Sophia setzte sich auf die Bettkante und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich habe dich gehört", erklärte sie mir, den Blick auf den Boden gerichtet. „Ich habe gehört, als du gesagt hast, dass du Julian geküsst hast."

Scheiße. Ich atmete einmal tief durch, dann wagte ich es, ein paar Schritte auf sie zuzugehen. „Es tut mir so leid, Sophia. Wirklich, es war nie meine Absicht, dir wehzutun." Endlich blickte sie auf und sah mir in die Augen. „Liebst du mich überhaupt?", fragte sie leise. Dann atmete sie tief durch und schluckte einmal, während ich über meine Gefühle für sie nachdachte. „Ich habe Gefühle für dich, Sophia. Ich mag dich wirklich", versuchte ich ihr mein inneres Durcheinander zu erklären. „Aber liebst du mich?", schluchzte meine Verlobte. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass du mir viel bedeutest und ich mit dir eine Familie gründen möchte."

Sophia schüttelte ihren Kopf und sah mich mit einem unerklärlichen Gesichtsausdruck an. „Was hattest du mit Julian?", fragte sie fordernd. Ich schluckte und kratze nervös mit einer Hand über meinen Oberarm. „Hattet ihr Sex?", wollte sie verzweifelt wissen. Schnell schüttelte ich meinen Kopf. Dann zuckte ich aber gleich mit meinen Schultern. Nein, Sex in dem Sinne hatten wir nicht. „Wir sind uns nahe gekommen", antwortete ich ihr wahrheitsgetreu. Die Schuldgefühle, die ich schon die letzten Tage verspürt hatte, schienen sich wie ein Strick um meinen Hals zu legen und mir die Atemluft zu rauben. Jetzt vor Sophia für meine Taten geradestehen zu müssen, lähmte mich schon fast. Mein Gewissen war wie ein Dolch an meinem Rücken, bereit zuzustoßen. „Wie oft?", forderte meine Verlobte eine Antwort, während ihr die Tränen in Sturzbächen über die Wangen liefen. „Ein Mal", antwortete ich ihr ehrlich.

Hier in diesem Raum mit meiner verletzten Verlobten im Blick schämte ich mich, für das was ich getan hatte. Und doch bereute ich meine Taten nicht. Denn diese eine Nacht mit Julian hatte mir gezeigt was es hieß, lebendig zu sein

➤ Oh no, Kai Mensch wie kann dir nur so was dummes passieren? 🤭

➤ einerseits tut mir Sophia in der Story so leid, andererseits liebe ich mich selbst für dieses Kapitel

Sunflower | Bravertz ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt