Kapitel 34

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Als ich schließlich einen Tag später aus dem Krankenhaus entlassen wurde, stritten Julian und Timo förmlich darum, wer auf mich aufpassen darf.

Die Option, dass ich alleine zurück in mein Haus gehen würde, hatte Timo von Anfang an komplett ausgeschlossen. Auch Julian, war dagegen, mich alleine zu lassen, vor allem, nachdem der Arzt, das nochmal ausdrücklich erwähnt hatte. Und weil er sich um mich sorgte, obwohl mein Ertrinken in seinen Augen noch immer ein Unfall war. Timo behielt die Wahrheit für sich, da er es mir selbst überlassen wollte, wann, wie und wo ich Julian von der Wahrheit erzählen werde.

Den Ärzten hatte er außerdem erzählt, dass ich Nichtschwimmer war, damit diese nicht weiter nachbohren würden und mich schlimmsten Endes noch in die Klapse, zu dem Geistesgestörten stecken, obwohl ich zugeben muss, dass meine Aktion wirklich geistesgestört war.

Am Ende gewann aber Julian die kleine Diskussion, da er das Argument brachte, dass Timo schon mit Teddy und seiner eigenen kleinen Familie viel zu tun hat und es nicht die schlauste Idee war, sich jetzt auch noch um mich kümmern zu wollen, ohne am Ende das Ziel zu verfolgen einen Burn-out vor lauter Überforderung zu bekommen. Das Julians Zweizimmerwohnung, nur ein Schlafzimmer mit einem Bett hat, war schnell mit dem Gegenargument belegt worden, dass er durch seine kleine Wohnung aber auch keinen Garten mit Pool besaß.

Ich selbst wusste noch nicht genau, was ich davon halten sollte, die nächsten Tage bei Julian verbringen zu müssen. Aber nach meiner Meinung wurde ich nach meiner eigenen Idee, selbstständig und alleine zurück in mein Haus zu gehen, nicht mehr gefragt.

Ich wollte mich nämlich diesmal wirklich um Julian bemühen und mich nicht von diesem bemuttern lassen. Einwände, hatte ich trotzdem keine, mir mit Julian, ein Bett teilen zu müssen.

Mit Caps und Sonnenbrillen getarnt führen mich Julian und Timo aus dem Krankenhaus hinaus. Julian hatte dabei seinen Arm fest um mich geschlungen, um mich zu stützen, da mir das Atmen, durch das viele Wasser, was ich geschluckt hatte, immer noch schwerfiel. Deshalb mussten wir auch immer wieder auf dem Weg zum Auto kurz stehen bleiben, damit ich meine Lunge nicht zu stark belastete. Ich war wirklich froh, dass die beiden mich dabei so tatkräftig unterstützten, ohne von mir eine Gegenleistung zu verlangen.

Als wir an Julians Van ankamen, war ich wieder komplett erschöpft, sodass ich wirklich Mühe hatte, gleichmäßig Luft zu holen. Bevor ich mich allerdings auf den Sitz werfen konnte, um mich auszuruhen, wurde ich nochmal in die Arme meines besten Freundes gezogen, der mich fest umklammerte.

"Bitte, tue mir das nie wieder an!" flüsterte er mir in mein Ohr. Bei seinen Worten spannte sich jeder Muskel in mir an, denn der Schmerz und die Schuldgefühle suchten mich gleichermaßen heim.

"Werde ich nicht. Versprochen!", erklärte ich ihm, denn ich hatte wirklich nicht den Wunsch zu sterben. Auch im Pool wollte ich doch meinem Leben eigentlich gar kein Ende setzen, viel mehr hatte ich mich, auf Grund meiner Lebensweise der da letzten Tage, einfach keine Kraft mehr im Körper, um gegen das Ende anzukämpfen.

Timo löste sich von mir und versuchte sich noch an einem aufmunterten Lächeln, dann klopfte er Julian auf die Schulter. "Pass gut auf ihn auf!", befahl er ihm und sah ihn eindringlich an. "Oder wollt ihr nicht doch lieber mit zu mir? Wir haben wirklich ausreichend Platz für euch beide." - "Timo!", mahnte ich ihn, denn die beiden hatten ja schon den ganzen Tag darüber diskutiert. Wenn das so weiter geht, würde es mir wie gesagt auch nichts ausmachen, alleine zurück zu mir zu gehen. Ich würde mich garantiert nicht, ein zweites Mal in den Pool stürzen. "Schon gut", seufzte Timo dann und ließ mich und Julian dann alleine.

Sunflower | Bravertz ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt