Kapitel 11

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Ich stellte den Strauß Sonnenblumen auf den Wohnzimmertisch, weil ich fand, dass er von dort aus dem ganzen Raum eine sonnige Atmosphäre verlieh. Die Blumen für Sophia stellte ich in eine Vase in den Flur, damit ich sie morgen früh gleich griffbereit haben würde. Anschließend räumte ich alles, was sich seit dem letzten Besuch unserer Putzfrau angestaut hatte, wieder auf und gab mir Mühe, das Haus sauber und ordentlich erscheinen zu lassen.

Gerade als ich Weingläser auf dem Couchtisch abstellte, klingelte es auch schon an der Tür. Timo und ich hatten ausgemacht, heute zusammen Fußball zu schauen. Und vorhin, im Blumenladen, hatte ich Julian auch dazu eingeladen. Schließlich waren wir ja jetzt Freunde, da konnten wir gemeinsam einen richtigen Männerabend verbringen und zusammen Fußball schauen.

Ich öffnete die Tür und sah Timo dabei zu, wie er mit einer Babyschale in der Hand das Haus betrat. „Hey Kai, tut mir leid, aber Paula brauchte eine kleine Auszeit", sagte mein bester Freund mit Blick auf seinen ein Monate alten Sohn. „Ach, das ist doch kein Problem. Ich freue mich, den kleinen Mann endlich kennenzulernen", sagte ich und kitzelte Teddy etwas den Bauch, woraufhin er freudig kicherte und immer wieder mit seinen kleinen Händchen in die Luft griff. Teddy hatte einen Tag nach Sophias Geburtstag das Licht der Welt erblickt. Doch bisher kannte ich Timo's Sohn nur von Fotos und aus Videochats.

Ich begleitete Timo gerade in das Wohnzimmer, als es erneut an der Tür klingelte. Aufgeregt sprintete ich zurück und zog schnell den Mann in schwarzem Kapuzenpullover ins Haus, damit niemand ihn sehen konnte. Als ich Julian zu mir eingeladen hatte, hatte ich ihm praktisch befohlen, sich möglichst unauffällig zu kleiden, man konnte schließlich nie wissen, wo gerade jemand mit einer Kamera in der Hand lauerte.

„Hey", begrüßte ich ihn, nachdem er sich seines Pullovers entledigt hatte. „Hey", hauchte Julian zurück. Ich haderte einen Augenblick mit mir selbst, da schluckte ich meine Bedenken hinunter und legte schnell meine Arme um seinen Hals. Julian erwiderte die Umarmung und verschränkte seine Hände hinter meinem Rücken. „Ich muss dich vorwarnen", flüsterte er nahe an meinem Ohr. Alleine das Gefühl von seinem warmen Atem an meiner Haut ließ schon überall an meinem ganzen Körper die Härchen aufstellen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass diese Umarmung schon länger dauerte, als unter normalen Freunden. „Vor was?", erkundigte ich mich, was mit einem rauen Lachen seitens des Floristen quittiert wurde. „Ich habe absolut keine Ahnung von Fußball."

Ich stieg in sein Lachen ein und löste mich von ihm. „Keine Sorge, ich kann dir das erklären." Julian sah zwar skeptisch aus, doch er folgte mir sogleich ins Wohnzimmer, wo Timo auf dem Sofa saß und gerade sein Baby bespaßte. „Timo?", forderte ich die Aufmerksamkeit meines besten Freundes. „Das ist Julian, ein Kumpel. Julian, das ist Timo, mein bester Freund."

Julian ging schnell zu Timo hinüber und reichte ihm die Hand. „Freut mich, Julian." - „Mich ebenso. Sag mal, bist du nicht dieser Typ der laut Medien mit Kai verlobt sein soll?" Timo lachte und nickte. „Ja, der bin ich." Julian stieg in sein Lachen ein und setzte sich mit mir zusammen aufs Sofa. Kopfschüttelnd schenkte ich uns dreien etwas von Sophia's italienischem Wein ein, den wir sogleich verkosteten. Als ich mein Glas aber wieder auf dem Couchtisch abstellte, wandte ich meine ganze Aufmerksamkeit dem kleinen Mann in Timo's Schoss zu. „Hallo Teddy", sagte ich so heiter wie nur möglich und griff nach seinen kleinen Händchen. Das Baby umschloss sofort meinen Zeigefinger mit seiner Hand, was augenblicklich mein Herz zum Schmelzen brachte. „Darf ich ihn mal halten?", fragte ich meinen besten Freund, der mir gleich seinen Sohn übergab und mir ausführlich erklärte, wie ich ihn zu halten hatte. „Ich wusste gar nicht, dass du so gut mit Kindern kannst", hörte ich Julians nachdenkliche Stimme. Reflexartig drehte ich meinen Kopf zu ihm um und sah dabei zu, wie er einen Schluck von seinem Wein nahm. „Ach, Kai übt doch nur für sein eigenes Kind", schmunzelte Timo, doch Julian schien das gar nicht so witzig zu finden. „Dein eigenes Kind?", erkundigte sich der gutaussehende Blondschopf. „Oh, weiß er es noch gar nicht?", hörte ich nun meinen besten Freund fragen. Der schuldbewusste Unterton in seiner Stimme zeigte deutlich, dass er sich bewusst war, wie tief er ins Fettnäpfchen getreten war.

„Was meint er damit, Kai?", fragte Julian und stellte sein Weinglas jetzt ebenfalls ab. „Sophia ist schwanger", gab ich seufzend zu, woraufhin Julian so aussah, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen. Ich beobachtete, wie er an seiner Unterlippe knabberte und ein kleines Stück von mir wegrutschte. Augenblicklich vermisste ich seine Nähe, also drehte ich mich etwas weiter zu ihm um, Teddy noch immer fest in meinen Armen.

„Glückwunsch", presste Julian hervor, doch man sah ihm an, wie widerwillig er dieses Wort über die Lippen brachte. Dann atmete er tief durch, bevor er wieder auf seinen vorherigen Platz rutschte. „Du wirst sicher ein großartiger Vater, Kai", sagte er nun mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Froh darüber, dass er nicht mehr sauer schien, erwiderte ich sein Lächeln. Seine grünen Augen begannen sofort wieder zu strahlen und auch seine Mundwinkel zuckten immer weiter in die Höhe.

„Ich finde auch, dass Kai ein super Dad wird. Aber können wir jetzt endlich das Spiel ansehen?", unterbrach Timo unseren kurzen Moment. Schnell räusperte ich mich und griff dann nach der Fernbedienung, um das aufgezeichnete Spiel zu starten. Mit Teddy an meiner Brust liegend, lehnte ich mich zurück und sah meiner alten Mannschaft dabei zu, wie sie über den Platz jagte.

„Ist das deine Lieblingsmannschaft?", erkundigte sich Julian, der mittlerweile so nahe bei mir saß, dass sein Oberarm meinen berührte. Ich versuchte mir ein Grinsen zu verkneifen, während ich meinen Blick dem Floristen zuwandte. „Ich habe selbst immer für Leverkusen gespielt. Bei dieser Mannschaft bin ich großgeworden", erklärte ich ihm, woraufhin er überrascht seine Augenbrauen in die Höhe zog. „Und warum schauen wir jetzt kein Spiel, bei dem du mitspielst? Das wäre sicherlich viel interessanter", sagte er leise und mit rauer Stimme.

Ich schluckte und befeuchtete meine Lippen, während ich meinen Blick von seinen Augen zu seinem Mund wandern ließ. „Wenn du möchtest, dann kannst du mich am Sonntag begleiten. Chelsea spielt da gegen Aston Villa. Das ist ein Heimspiel, da könntest du Kai einmal in Action erleben", schlug Timo vor, woraufhin Julian mir vergnügt zuzwinkerte. „Das würde ich sehr gerne."

Sunflower | Bravertz ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt