Kapitel 13

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Müde erwachte Schimmerpfote aus einem unruhigen Schlaf. Dunkle Träume hatten ihn gequält. Katzen, die sich bekriegten, umbrachten und dann war da wieder dieser Fluss. Er konnte förmlich spüren, wie er von der zähen Masse verschlungen Wurde. Was diesmal aber noch dazukam ließ ihn erneut erschaudern. Als Schimmerpfote von den Fluten mitgerissen wurde, sah er Zapfenpfote in der Mitte des Flusses aus Blut, auf einem Felsen sitzten. Wie ein König thronte er dort oben und leckte scih zufrieden die Lippen. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt, als er Schimmerpfote an ihm vorbeitreiben sah. „Du! Jetzt siehst du zu was ich fähig bin! Ich bin besser als du! Stärker als du! Mächtiger als DU! 

Diese Bilder gingen ihm nicht aus dem Kopf. Glanzpfote hatte das bemerkt. „Du kannst mit allem zu mir kommen, das weißt du, Bruderherz." Ihre Worte erwärmten sein Herz und es fühlte sich leichter an. „Ich werde es dir noch heute sagen, Funkenfell und ich müssen davor aber noch mit Elsternstern darüber reden. Es ist größer als du denkst." Die letzten Worte waren nicht mehr als ein Hauch, so leise und zart sprach er sie aus. Seine Schwester nickte verständlich und verschwand im Heilerbau. „Bevor wir es Elsternstern sagen, muss sie noch etwas verkünden." Verschmitzt sah die Heilerin den Schüler an, dieser wog nur fragend den Kopf hin und her.

 „Alle die alt genug sind, sich ihre eigene Beute zu machen, und die die es kaum erwarten können, dies zu tun, fordere ich auf, sich hier unter dem Hochfelsen zu versammeln!" Neugierig machte sich auch Schimmerpfote zum Felsen auf. Auf dem Weg dorthin merkte er wie dicht Weidenpfote, Blütenpfote und Palmenpfote beieinander saßen. Sie werden Krieger!, dachte Schimmerpfote. „Weidenpfote, Blütenpfote und Palmenpfote, heute ist der Tag gekommen, an dem ihr zu Kriegern ernannt werdet. Ihr habt im Kampf gegen den HimmelClan euren Mut und eure Loyalität dem Clan gegenüber bewiesen. Nun seit ihr bereit, einen weiteren Schritt in eurem Leben zu machen und ich hoffe, ihr werdet eure neuen Aufgaben mit Tapferkeit meistern. Versprecht ihr, euren Clan zu beschützen, selbst wenn es euer Leben koste?" Die drei Geschwister nickten. „Ich verspreche es.", schwor Weidenpfote. „Ich verspreche es ebenso.", sprach Blütenpfote. „Ich verspreche es.", schwor Palmenpfote zum Schluss. „Gut. Ich werde euch nun einzeln zu mir bitten, und euch eure neuen Namen geben." Schimmerpfote war gespannt, wie die Namen lauten würden. „Blütenpfote!" Die Kätzin trat zögernd vor. „Von diesem Augenblick an, wirst du Blütental heißen. Ehre das Gesetzt der Krieger und du wirst groß werden!" Blütental war ein wunderschöner Name und Schimmerpfote hoffte, eines Tages auch einen schönen Kriegernamen zu bekommen. „Palmenpfote!" Der braune Kater trat mit weniger Furcht vor. „Von diesem Augenblick an wirst du Palmenmond heißen. Ehre auch du das Gesetz der Krieger und wachse aus ihm!" Palmenmonds Schnurrhaare zuckten vor Freude. „Weidenpfote!" Schimmerpfotes bester Freund war an der Reihe. „Von diesem Augenblick an, wirst du Weidenfunke heißen. Das Gesetzt der Krieger möge dir beistehen!" Als alle Namen verkündet waren, rief der Clan die Namen voller Stolz: „Blütental, Palmenmond, Weidenfunke!" Die Rufe waren erfreut und die Augen seiner Clangefährten leuchteten hell. Wie schön diese Zeremonien doch waren. 

Schimmerpfote freute sich schon auf seine eigene Kriegerzeremonie. Welchen Namen er wohl bekam? Weidenfunke kam voller stolz zu seinem Freund angetrabt. „Ich hoffe du wirst auch bald Krieger! Es ist ein wunderbares Gefühl! Der Name Weidenfunke ist wunderschön und... und... ich kann es einfach nicht in Worte fassen!" Schimmerpfote wünschte sich den Tag seiner Kriegerzeremonie jetzt noch mehr her. Aber er würde warten können. „Ich freue mich so für dich!", bewundernd blickte er Weidenfunke an. Lärchenpfote beobachtete das ganze mit zusammengekniffenen Augen. Schimmerpfote bemerkte seinen Neid. Der hellbraune Schüler wollte immer schon schnell Schüler werden. Minzpfote saß verlegen daneben. Minzpfote sah seinem Bruder von der Fellfarbe ähnlich, vom Charakter waren sie aber Welten entfernt. Lärchenpfote war aufdringlich, abenteuerlustig und auch manchmal misstrauisch. Minzpfote hingegen war zurückhaltend, schüchtern aber auf seine eigenen Art offen und freundlich. Er hatte ein Schokoladenherz. „Glückwunsch, Weidenfunke. Der Name ist wirklich schön!", sprach Blattpfote mit einem funkeln in den Augen. „Schimmerpfote! Es ist Zeit es Elsternstern zu sagen!", flüsterte Funkenfell dem Schüler ins Ohr. ER nickte und gemeinsam tappten sie zum Anführerbau. 

„Glanzpfote weiß Bescheid. Sie ist deine Schwester und hat auch das Recht es zu wissen, vor allem da sie in meine Fußstapfen treten wird. Außerdem will sie nachher noch mit dir sprechen." Schimmerpfote wusste nicht, was er darauf antworten sollte und nickte nur. Er wusste nicht recht wie er das Elsternstern sagen solle. Sie betraten den Bau. „Du wolltest mit mir sprechen, Funkenfell, über Schimmerpfote." Die Anführerin lag in ihrem Nest und bot den beiden an, sich neben sie zu setzten. „Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden, deshalb kommen wir zum Punkt: Schimmerpfote erhielt Träume." Die Heilerin sah Elsternstern ernst an. „Träume vom SternenClan, sie prophezeien, dass Schimmerpfote die Clans vor ihrem Untergang beschützten soll." Erschrocken sagte Elsternstern einen Moment nichts, bis sie sich gesammelt hatte. „Um was ging es da genau? Wie sollen die Clans untergehen?" Ihre Stimme war rau und man merkte ihre Angst. „Ich... ich habe einen Kampf gesehen. Ich habe selbst auch einmal gekämpft... es... es war schrecklich!", Schimmerstern fühlte sich, als würde er all dies gerade noch einmal durchleben. „Dann war da ein Fluss aus Blut... ein... riesiger Fluss der alle Katzen verschling! Zapfenpfote... aus dem HimmelClan... er saß auf einem Felsen auf dem Fluss... und blickte voller Macht und Stolz auf das Geschehen herab." Funkenfell wusste den Teil mit Zapfenpfote nicht und war schockiert, ebenso wie Elsternstern. „Wenn das mit diesem Schüler stimmt, haben wir ein Problem!", wisperte die Heilerin angsterfüllt. „Vielleicht hast du das nur mit dem Kampf in Verbindung gebracht! Vielleicht stimmt das nicht alles. Vielleicht... „ Doch bevor sie zu Ende sprechen konnte, schnitt ihr Funkenfell das Wort ab. „Elsternstern das ist die Wahrheit! Wir müssen mehr darüber herausfinden und nicht offen, dass das nicht stimmt!" Erschrocken über den harschen Ton zuckte Elsternstern mit den Ohren. „Ja. Du hast ja recht. Ich brauche eine Nacht, um zu überlegen. Schimmerpfote, du ruhst dich am besten erst mal aus!" Völlig durch den Wind stimmte die Heilerin zu. „Ja, das wäre am besten." Der Schüler machte sich auf den Weg zum Schülerbau, als ihn Glanzpfote aufhielt.

 „Schimmerpfote, warte mal! Ich muss mit dir sprechen, es geht nicht um die Prophezeiung, aber... es ist wichtig.", bittend sah sie ihn an. „Natürlich, gehen wir ein Stückchen in den Wald." Die beiden Geschwister schlüpften durch den Lagertunnel und Glanzpfote begann zögerlich zu sprechen. „Weißt du, wie es sich anfühlt, verleibt zu sein?" Diese Frage überrumpelte ihn ein Wenig. ER konnte sie nicht richtig zuordnen. Ab wann wusste man denn, dass das Liebe ist? „Ich weiß nicht." Da kam ihm Blattpfote in den Sinn. Ihre nette Art, wie sie ihm half. Wenn er in ihrer Nähe war spürte er ein Kribbeln im Bauch. Ihm wurde warm ums Herz, wenn sie etwas nettes über ihn sagte. Konnte das Liebe sein? Blattpfote empfindet bestimmt nicht mehr als Freundschaft für mich... Schimmerpfote war verwirrt über sich selbst. Wollte er mehr als nur Freundschaft? „Sag es bitte keinem, aber ich denke... ich denke mich vielleicht ein wenig in Blattpfote verliebt zu haben." „Ihr passt wirklich zusammen." Glanzpfote wirkte jedoch abwesend, so als ob etwas sie schwer beschäftgte. Als ob... nein! Sie konnte sich doch nicht... nein! 

„Glanpfote, bitte sag nicht du hast dich..." „Doch!" Sie zitterte am ganzen Körper und in ihrer Stimme lag Verzweiflung. „Ich habe mich Hals über Kopf in Weidenfunke verliebt!" Schimmerpfote stand der Schock ins Gesichte geschrieben. „Warum? Warum Weidenpfote, du darfst nicht verliebt sein!" Sie brach zusammen. „Das weiß ich doch, aber er ist oft mit mir als Begleitung Kräuter sammeln gegangen und ich konnte nichts tun! Es ist einfach passiert!" Schimmerpfote verscuhte sich zu sammeln und legte sich sanft neben seine Schwester. „Jetzt musst du dich entscheiden, nicht? Zwischen Herz und Seele. Dein Herz schlägt für Weidenfunke, deine Seele fürs Heilerin sein." Glanzpfote seufzte. „Ich kann das nicht! Ich will beides!" Schimmerpfote versuchte ihr Trost zu spenden. Er selbst konnte seine Seele und Herz gewinnen lassen. Gemeinsam. „Das ist gemein, ich weiß. Würde ich je Anführer werden, würde ich es ändern. Ich würde alles daran setzten, dir dein Leben glücklich zu ermöglichen." Verwundert über seinen Willen blickte Glanzpfote ihrem Bruder tief in die Augen. „Wirklich?" Ein Funken Hoffnung hatte sich in sie geschlichen. „Ja!" 

Plötzlich sahen die beiden ein Licht. Ein Ball aus Licht, nicht größer als eine Katze. „Schimmerpfote, du wirst Berge versetzten können! Nur musst du aufpassen nicht die falschen zu wählen. Ein falscher Schritt und du bist verloren... die Clans sind verloren!" Das Licht löste sich auf und im letzten Moment konnten die beiden eine Katzen erkennen. „Schneeherz!", flüsterte er. „War das der SternenClan?", fragte seine Schwester gebannt. „Ja, das war er. Nur das ich ihn nicht verstehe. Ich muss mir das in meinen Kopf sickern lassen." Die beiden machten sich wieder auf den Rückweg. Schimmerpfote überlegte lange, über das gesagte von Glanzpfote nach.

 Warum ausgerechnet Weidenfunke?

 Warum durften Heiler keinen Gefährten?

 Warum? 

Warum? 

Schimmersterns Schicksal ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt