Kapitel 9

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Der Lagerwall war schon in Sicht, aber Schimmerpfote musste noch immer an den Kampf denken. Es war sein erster und obwohl er aus einigen Wunden blutet und es schmerzte, fühlte er sich gut. Frei. „Kurz dachte ich, dass wäre mein Ende!" stöhnend kam Weidenpfote zu ihm. Er hatte starke Verletzungen und Schimmerpfote stützte ihn. „Wir haben es fast geschafft!", munterte er ihn auf. Endlich! Sie schlüpften durch das Lager. Sofort kamen Funkenfell und Glanzpfote zu ihnen, um Wunden zu versorgen. „Wir haben gesiegt!" rief Elsternstern und es brach Jubel auf der Lichtung aus. „Ich hätte dich gerne Kämpfen sehen!" Blattpfote gesellte sich zu ihm. „Er hat mit Weidenpfote gekämpft wie ein Bär!" Windkralle lobte ihn im Vorbeigehen, er musste Blattpfotes Worte bemerkt haben. „Danke, aber die Krieger waren bestimmt noch viel besser gekämpft!" Blattpfote schnurrte und sah dann zu Weidenpfote. Auch Funkenfell hatte den schwer verwundeten Schüler bemerkt und kam sofort zu ihm. „Lass dich sofort behandeln! Komm am besten in den Heilerbau zu den schwer verwundeten Katzen." Weidenpfote versuchte zu widersprechen, entschied sich dann aber des Besseren. „Ja." Schimmerpfote wünschte ihm Gute Besserung und leckte dann seine eigenen Wunden. 

„Glanzpfote, kümmere dich bitte um die anderen nicht so schlimm verwundeten Katzen!" Glanzpfote holte sofort die nötigen Kräuter und untersuchte eine Katze nach der anderen. Schließlich war sie bei ihrem Bruder angelangt. „Zeig mir deine Wunden. Die am Ohr und an der Flanke kann ich sehen, aber sag mir jede Stelle, an der du Schmerzen empfindest." Mürrisch stimmte Schimmerpfote zu. „An der Schulter schmerzt es auch, aber ansonsten sind es nur Kratzer und keine tiefen Wunden." Glanzjunges holte Spinnweben um die Blutung am Ohr zu stoppen. „Das wird eine -Narbe geben, aber wie man Krieger so kennt, muss man irgendwie welche haben, oder?" Belustigt schnurrte seine Schwester und Schimmerpfote stimmte ihr zu. „So, ich gebe dir jetzt ein Kräuterpackung auf deine größten Wunden und dann auf deine Gelenksbeschwerde eine Paste aus Beinwell und Ringelblume." Geduldig blieb Schimmerpfote stehen und lies sich behandeln. „So... das wars. Ich gebe dir noch einen Mohnsamen, dass du leichter einschlafen kannst." „Danke, aber ich halte es auch ohne aus." Er wollte schon davongehen, aber Glanzfell hielt ihn auf. „Tue was ich dir sage. Nimm den Mohnsamen!" Seine Schwester konnte echt stur sein, wollte aber nur das Beste für ihren Bruder. Widerwillig leckte er den Mohnsamen auf und ging dann Richtung Schülerbau. Vielleicht kann ich ja noch ein Weilchen mit Blattpfote reden. Sie ist eine nette Kätzin und immer für Spaß zu haben. „Da bist du ja! Geht es dir gut, oder tun die Wunden sehr weh?" Blattpfote kam hilfsbereit zu ihm und er genoss ihre Gegenwart. „Es geht. Das nächste Mal, wenn wir kämpfen, darfst du vielleicht auch schon mit!" Schimmerpfote war gar nicht aufgefallen, wie sehr die hellbraune Kätzin ihm ans Herz gewachsen war. „Hoffe ich! Das wäre großartig! Aber jetzt muss ich schlafen, das Training heute war anstrengender als sonst." Auch Schimmerpfote wurde müde und er schmiegte sich an Blattpfote, was diese zuerst verwunderte, aber dann entspannte sie sich. Sie ist mit Weidenpfote meine beste Freundin.

„Muss das sein?", maulte er seinen Mentor an, „Ich habe doch erst gestern die Kinderstube sauber gemacht..." „Ja! Geh zu den Ältesten und mach was ich dir sage!" Windkralle meinte seine Sache sehr ernst und Schimmerpfote gab schließlich nach. „Na gut." Mit Mäusegalle schlenderte er zu Igelfell und Grauohr. „Schimmerpfote, wie nett von dir, dass du uns diese lästigen Zecken und Flöhe entfernst!" Grauohr begrüßte den Schüler mit netten Worten. „Ger..." Ein Schmerzensschrei lies ihn herumfahren. Er lies die Galle fallen und Stürmte auf die Lichtung. „Aus dem Weg! Moosfeder bekommt ihre Jungen!" Funkenfell rannte dicht gefolgt von Glanzpfote zur Kinderstube. Tannenweide schien bereits bei seiner Gefährtin zu sein. „Kommst du jetzt?" Aus dem Ältestenbau rief Igelfell gereizt nach Schimmerpfote. Er schlüpfte mit klopfendem Herzen in den Bau. „Moosfeder bekommt ihre Jungen!" „Das wissen wir doch. Taub sind wir nicht!" Igelfell schien heute wirklich keinen guten Tag zu haben. Schimmerpfote seufzte und machte sich an die Arbeit.

Endlich war alles geschafft. Er stürzte sich fast aus dem Bau, um diesem schrecklichen Gestank nach Mäusegalle zu entkommen. „Das ist soooo aufregend! Irgendwann will ich auch eine Gefährtin und Junge haben!" Weidenpfote linste dabei verstohlen zu Honigstreif. Doch genau in dem Moment als die beiden zu der cremefarbenen Kätzin sahen, schmiegte die sich an Dachsschweif. Der schwarze, weiße Kater drückte seine Nase an ihre und vergrub sie dann tief in ihrem Fell. „Weidenpfote, dass..." Weidenpfote war geschockt und sein Blick ging ins Leere. „Ich... ich..." Tröstend leckte Schimmerpfote Weidenpfote. „Du wirst die Richtige finden. Lass dir Zeit und sie wird kommen." Ein leises Wimmern konnte der dunkelbraune Schüler aber nicht unterdrücken. „Lass uns etwas fressen gehen." Mit dem traurigen Weidenpfote machte er sich auf zum Frischbeutehaufen. Es gab viel zu fressen, aber man merkte, dass es wegen der Hitze viele Beutetiere in ihre kühlen Baue und Nester trieb. „Was willst du?" „Eine Amsel, die mag Honigstreif am liebsten." Schimmerpfote wusste nicht, was er davon halten solle, dass sein Freund das fressen wollte, was die Kätzin mochte. Womöglich trieb ihn das noch tiefer in die Trauer hinein. Er wollte aber nicht widersprechen und holte eine Amsel, die für sie beiden reichen würde. Eine Weile fraßen sie stumm an dem braunen Vogel, aus der Kinderstube drangen immer noch Schmerzenslaute und Schimmerpfote machte sich langsam sorgen.

„Nein! Moosfeder!" Der Ruf von Tannenweide hallte über die Lichtung wie ein Echo. Sofort sprangen alle Katzen auf und liefen zur Kinderstube. „Moosfeder... verlass mich nicht! Unsere Jungen brauchen dich doch!" Tannenweide sprach zu seiner Gefährtin. Schimmerpfote spitzte die Ohren, sein Herz hämmerte wild. „Ich... ich liebe dich Tannenweide. Vergiss mich nicht und kümmere dich gut um meine Jungen... danke." „Nein! Nicht du! Sei stark!" Schimmerpfote trafen diese Worte wie ein tiefer Schlag in die Magengrube. Moosfeder ist tot. Funkenfell und Glanzpfote traten mit hängenden Köpfen aus dem Bau. „Es war zu viel für sie... sie ist tot." Elsternstern kam mit vor Trauer großen Augen zu ihnen. „Was machen wir jetzt mit den Jungen? Es gibt keine anderen Mütter die Milch für die kleinen hätten!" Die Katzen waren aufgewühlt und trauerten um ihre gefallene Gefährtin. „Ich kann mich um sie kümmern! Ich vermisse die Kinderstube und fühle mich sowieso noch nicht ganz fit für das Krieger sein. Ihr habt bestimmt irgendein Kraut was den Milchfluss für kurze Zeit wieder anregen könnte!" Tauhimmel war in die Katzenmenge getreten. Funkenfell nickte. 

„Geh in die Kinderstube und versorge die Kleinen. Moosfeder holen wir gleich und tragen sie auf die Lichtung!" Tauhimmel schlüpfte in die Kinderstube. Der Rest trauerte um Moosfeder. „Sie war noch viel zu jung zum Sterben! Der arme Tannenweide." Schimmerpfote dachte daran, wie der dunkle Kater immer von Moosfeder und deren Jungen geträumt hatte. Jetzt sind all diese Träume Geschichte. Weidenpfote und Blattpfote traten zu Schimmerpfote. „Das ist zu traurig. Die armen Jungen!" Blattpfote kauerte am Boden und wusste nicht, wie sie ihre Trauer ausdrücken sollte. Weidenpfote sagte kein Wort. Er war in Gedanken bei Honigstreif und Moosfeders Tod machte es ihm nur noch schwerer. Warum? Warum musste das passieren?

Schimmersterns Schicksal ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt