Kapitel 27

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Schimmerfrost fand sich auf einer Lichtung wieder. Er kannte diese Lichtung und wusste, dass das ein Traum war. Er befand sich im SternenClan. Ein kleiner Wasserfall plätscherte am Rand der Lichtung und Schimmerfrost sah sich nach Schneeherz um. Statt ihr, trat aber stattdessen eine schwarze Kätzin mit langem Fell vor. „Sei gegrüßt, Schimmerfrost. Ich bin Schattenhelle, eine SternenClan Kätzin." 

Neugierig spitze Schimmerfrost die Ohren. „Schneeherz ist beschäftigt, also werde ich dich warnen." Sie schnaubte und setzte sich. Ihr Blick war ausdruckslos in den Himmel gerichtet. Die Sterne funkelten und Schimmerfrost raubte es den Atem. Von einem Moment auf den anderen wurde es dunkel und jeder Stern am Himmel verschwand. Schattenhelle sah Schimmerfrost durchdringlich an. Das Herz des Kriegers klopfte wie wild und er brachte kein Wort heraus. „Das ist meine Warnung. Das Unheil ist kurz vor seinem Ausbrauch. Es wird kommen wie eine Welle, eine Welle aus Blut, Rache, Zorn und Wut. Es wird die Clans wie einen Fluss mitreißen." „Das weiß ich doch schon!", Schimmerfrost sah die Kätzin verzweifelt an. „Natürlich, mein kleiner Krieger. Nur wirst es du sein, du und die sechs, die die Sterne an ihren Platz zurückbringen. Die Dunkelheit frisst unseren Platz am Himmelszelt und wir werden davon verschluckt." Sie deutete auf den Horizont und Schimmerfrosts Herz blieb für einen Moment stehen. 

Eine dunkle Welle fraß einen Teil des Waldes nach dem anderen. Sie bewegte sich nicht schnell, wurde aber von Minute zu Minute schneller und irgendwann wäre der ganze SternenClan verschluckt. 

Ich muss etwas unternehmen! Meine Vorfahren gehen unter!

Im nächsten Moment schreckte er in seinem Nest hoch. Es war fast Sonnenaufgang und draußen waren schon ein paar Katzen unterwegs. Blütentals Nest war leer, sie war vermutlich auf Patrouille. Schimmerfrost Gedanken kreisten und er verließ verschlafen sein gemütliches Nest. Wenn doch nur Blattflug hier wäre... schnell ließ er den Gedanken an sie verschwinden. Draußen stand Honigstreif neben Dachsschweif. Honigstreifs Bauch war rund. Sie würde wohl Junge erwarten. „Schimmerfrost, können wir zu den Rattenfelsen jagen gehen? Ich würde dort diesmal nochmal das Jagen probieren!" seine Schülerin Federpfote kam angesprungen. „Natürlich, warum nicht?" Ablenkung konnte er jetzt nur zu gerne brauchen."

Schimmerfrost schnurrte, als er neben den Felsen ein paar Frühlingsblumen sehen konnte. Noch waren sie zart und klein, aber sie kündigten den Frühling an. Auch Knospen waren an den Bäumen zu sehen und die ersten Insekten wagten es aus ihren Verstecken. Schimmerfrost erklärte ihr noch einmal alles. Federpfote nickte erfreut. „Ich kann Eichhörnchen riechen!" Die silberne Kätzin sah ihn erwartungsvoll an. „Darf ich es jagen?" 

Schimmerfrost nickte und folgte ihr mit etwas Abstand. Plötzlich hörte er hinter sich ein Zischen. Zuerst dachte er, es sei Einbildung. Doch diese Zischlaute wiederholten sich und ihm wurde mulmig zumute. Federpfote war schon ein ganzes Stück weiter vorne. Schimmerfrosts Schnurrhaare zuckten ängstlich, als ihm ein seltsamer Geruch in die Nase stieg. Er drehte sich um und hielt inne. 

Eine große Schlange zischte ihn wütend an und zeigte ihm seine Giftzähne. Er wich erschrocken zurück. Hinter ihm war jedoch ein Dornenbusch und er wurde immer tiefer hineingedrängt. Heiliger SternenClan, hilf mir! Die Schlange näherte sich Schimmerfrost immer mehr und der weiße Kater verfiel langsam in Panik. Er hatte noch nie eine Schlange zu Gesicht bekommen und wusste nicht, wie sie tickten. Im Augenwinkel sah er eine sandfarbene Gestalt aus den Büschen hinter ihm Auftauchen. Blütental! 

Sie schlich sich an das Tier heran. Schimmerfrost schluckte. Wenn Blütental bei dieser Aktion sterben würde, würde er sich das nie verzeihen können. Nie. Sein Herz raste und er hörte buchstäblich sein Blut in den Adern rauschen. Er versuchte Blütental mit stummen Zeichen davon abzuhalten ihm zu helfen. Wenn, dann wollte er selbst sterben und sein Leben hinter sich lassen. Die Schlange war ihm mittlerweile so nahe, dass Schimmerfrost kalt wurde, bei dem Anblick. Ihre Augen waren schlitzförmig und erinnerten ihn an die von Zapfennacht. Schimmerfrost kniff die Augen zusammen. 

Was würde aus der Prophezeiung werden? Werden die Clans untergehen? Ein plötzliches Fauchen riss ihn aus seiner Trance. Blütental warf sich auf die Giftschlange und drückte sie zu Boden. Schimmerfrost war zu geschockt und konnte sich nicht vom Fleck rühren. Blütental biss der Schlange in den Kopf, diese währte sich, wurde aber von der mutigen Kätzin überwältigt. 

Das Tier blieb reglos in einer Lache Blut liegen. „Blütental, du-du hast mir mein Leben gerettet!" Eine Welle von Unfassbarkeit und Dank überrollte den weißen Kater. Blütentals Augen wurde weich. „Ich hätte es für niemand anders so gerne getan, wie für dich, Schimmerfrost." Schimmerfrosts Fell kribbelte. Er glaubte, dass noch nie eine Katze seinen Namen mit solcher Sanftheit und Liebe ausgesprochen hatte. 

„Danke." Hauchte er und berührte ihre Nase. In diesem Moment flutete die Sonne mit ihrem Licht die Lichtung und erfüllte die Welt mit Licht. Schimmerfrost schloss die Augen und schmiegte sich an Blütental. Er wollte diesen Moment für immer behalten und nie mehr loslassen. Es war perfekt. „Ich liebe dich, Schimmerfrost.", flüsterte Blütental mit rauer Stimme. Schimmerfrost sah in ihre kristallblauen Augen und verlor sich in ihrer Welt. Sie ist so schön. 

Er wusste zuerst nicht recht, was er antworten sollte, aber es fühlte sich echt an. „Ich dich auch.", seine Worte waren so zärtlich, fast könnte man meinen, der Wind allein, könne sie zerbrechen. Aber sie waren gesagt worden. Aus dem Maul von Schimmerfrost. Er hätte sich nicht erträumen können, je wieder zu lieben, aber er merkte, dass er für sie die ganze Zeit seit Blattflug weg war, einen Draht aufgebaut hatte, der hielt. Er merkte selbst, wie sehr er dieses Gefühl vermisste und freute sich umso mehr, endlich bemerkt zu haben, dass Blütental seine neue Liebe war. Mit verschlungenen Schwänzen gingen sie zum Rand der Lichtung.

 „Schimmerfrost! Sieh nur, ich habe das Eichhörnchen gefangen!", Federpfote kam mit schnurren und einem Eichhörnchen zurück. Ihr Mentor hätte sie fast vergessen und war froh, dass Federpfote, während die Schlange da war, in Sicherheit gewesen war. „Das hast du toll gemacht! Wir bringen sie gleich ins Lager!" Schimmerfrost beschloss, dass niemand von dem Moment mit Blütental erfahren musste. Er war nur für die Beiden. 

Schimmersterns Schicksal ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt