„ALSO DAS WAR wirklich nur ein Hauskätzchen?", fragte Schimmerfrost seinen Vater durchdringlich. Er hatte Birkenstern gebeten, kurz mit ihm zu sprechen. „Ja. Er hatte auch nichts besonders Bedrohliches an sich. Er war eine ganz normale Katze. Nicht mehr." Birkensten Stimme wurde wärmer. „Und jetzt geh dich ausruhen, du hast den ganzen Tag mir Federpfote trainiert oder warst auf Patrouillen. Du brauchst den Schlaf." Schimmerfrost merkte, dass er Schlafmangel hatte, aber er wollte Stärke zeigen. „Ach ja, ich werde Federpfote und Moospfote bald zu Kriegern ernennen. Sie werden beide in zwei Sonnenaufgängen ihre Kriegerprüfung ablegen und ihre neuen Namen erhalten."
Schimmerfrost schnurrte begeistert. Die beiden Kätzinnen entwickelten sich wirklich prächtig. Federpfote war die geborene Jägerin und auch klettern konnte sie hervorragend. Schimmerfrost hatte das Klettertraining aber lieber anderen Katzen überlassen, da er selbst nicht wirklich begabt in diesem Bereich war. „Jetzt geh schlafen!", sein Vater schickte ihn in den Kriegerbau und Schimmerfrost folgte dem Befehl seines Vaters. Seine Pfoten schmerzten und er war froh, dass er jetzt einmal zur Ruhe kommen konnte. Im Bau war es etwas kühler als draußen, darüber freute sich der weiße Kater besonders. Die Blattfrische war in vollen Zügen eingetroffen und jede Katze freute sich auf die wärmere Zeit. Manchmal wünschte sich Schimmerfrost die Zeit zurück drehen zu können um noch einmal als unbesorgtes Junges im Lager herum zu tollen. Sorglos und frei.
„Alle Katzen, die alt genug sind sich ihre eigene Beute zu fangen und die Katzen, die es bald erlernen werden, mögen sich hier unter dem Hochfelsen zu einem Clantreffen versammeln!", laut rief Birkenstern herab auf seine Katzen. Schimmerfrost trottete ausgeschlafen aus dem Kriegerbau. Funkenfell und Glanzfeder trabten fröhlich aus dem Bau. Schimmerfrost vielen jedoch die vielen hellgrauen Haare auf Funkenpelz Schnauze auf. Sie wird alt. Auch ihre Gelenke waren steifer als sonst, was ihr aber nicht sonderlich viel ausmachte. Sie weiß, dass sie älter wird, will die Zeit aber genießen, schoss es Schimmerfrost durch den Kopf. Doch bevor er sich weiter Gedanken über die Heilerin machen konnte, begann sein Vater zu sprechen und er setzte sich rasch neben seine Gefährtin. „Ich habe euch heute versammelt, da ich etwas Wichtiges zu verkünden habe. Mondkralle wird nun dem Ältestenbau beitreten. Es war sein Wunsch und ich akzeptiere ihn. Er ist uns immer ein Edler Krieger gewesen, jedoch ist es nun für ihn Zeit, die Aufgaben eines Kriegers hinter sich zu lassen und den letzten Abschnitt in seinem Leben als Ältester zu genießen." Birkenstern sah Mondkralle tief in die Augen.
„Ich danke dir, dass du mich als dein erster Schüler perfekt ausgebildet hast. Ohne deine großartigen Fähigkeiten als Mentor, stünde ich jetzt nicht als Anführer hier." Mondkralles Blick wurde weich und es schien, als ob er sich an all die wunderbaren Stunden erinnere, die er gemeinsam mit Birkenstern als Birkenpfote erleben durfte. Schimmerfrost berührte es das Herz. „Die Versammlung ist beendet!" Schimmerfrost stand auf und schüttelte sich erst mal kräftig. Es war Sonnenhoch und die Sonne prallte vom Himmel. Schimmerfrost bemitleidete Katzen wie Veilchenglanz, die sich im Schatten aufhielt, weil sich ihr, geschmeidiges, schwarzes Fell sich besonders schnell aufheizte. Schimmerfrost mochte die Blattfrische und auch die Blattgrüne gerne, aber die Hitze störte ihn nicht selten. „Lass uns eine Amsel vom Frischbeutehaufen teilen!", schlug Blütental vor und schmiegte sich an Schimmerfrost. Er sog den wohligen Duft seiner Gefährtin tief ein. Bei ihr fühlte er sich so geborgen. „Natürlich.", antwortete er liebevoll. Gemeinsam gingen sie zum Frischbeutehaufen. Blütental nahm sich eine Amsel und sie ließ sich gemeinsam nieder. Die Amsel war viel zu schnell wieder weggefressen, so schien es zumindest Schimmerfrost. „Birkenstern! Tannenweide... ich... er...", Weidenfunke kam zitternd ins Lager gestürmt.
Schimmerfrost und auch alle anderen Katzen kamen zu ihm. Blütental schmiegte sich fest an Schimmerfrost, er konnte ihren Angstgeruch riechen. „Weidenfunke, was ist mit Tannenweide?", Birkenstern kam aus dem Anführerbau gestürzt. Weidenfunkes Augen weiteten sich, als er zu sprechen begann. „Er... Ich... ich habe gesehen, wie ein Kater ihm die Kehle aufschlitze. Gerade wollte ich Tannenweide helfen, aber es war zu spät." Einen Moment war Stille ins Lager gekehrt. Schimmerfrost traf diese Aussage so tief wie ein Schlag einer unmöglich großen Pfote ins Gesicht. Die Herzen seiner Clangefährten bleiben für einen Moment stehen. Federpfote und Moospfote... die beiden hatten eben ihr zweites Elternteil verloren... „Vater, nicht du! Ich werde den SternenClan dafür verfluchen!", schluchzte Federpfote.
Sie kauerte neben ihrer Schwester. „Warum mein Stellvertreter, SternenClan? Warum?", Birkenstern sah in den Himmel, er wollte nicht wahrhaben was passiert war. Dann sah Birkenstern zu Weidenfunke, dem der Schock ins Gesicht geschrieben stand. „Wie konnte das passieren?" Weidenfunke holte tief Luft, um zu antworten. „Ich... ich und meine Geschwister und auch Schimmerfrost haben vor kurzem an der Grenze den Duft eines fremden Katers wahrgenommen. Das war auch der Fremde, der Tannenweide das Leben genommen hat. Ich habe versucht ihm hinterherzurennen, aber er war schneller und ich wollte sofort ins Lager, um das zu berichten." Weidenfunke keuchte, ihm schienen die Bilder von Tannenweides letzten Atemzügen durch den Kopf zu gehen." „Was?!", platzte es aus Schimmerfrost heraus. Langsam wanderte sein Blick zu seinem Vater. „Vater, du hast gesagt, du habest den Kater verjagt, weil er und nichts gesagt, weil er keine Gefahr darstelle! Jetzt hat er einen unserer Clangefährten getötet!" Ungewollt schwang Wut in seiner Stimme mit. „Es... es tut mir leid... ich... ich habe einem Clangefährten das Leben genommen." Birkenstern schien seinen eigenen Worten nicht glauben zu wollen. Der ganze NebelClan hörte das jetzt. „Birkenstern, das ist nicht deine schuld! Jedem hätte das passieren können!", rief Blumenschweif ihrem Gefährten zu.
Schimmerfrost stand da und wusste nicht, was er antworten sollte. Seine Glieder fühlten sich wie gelähmt, als er die wimmernden Söhne des zweiten Anführers sah. Wut schoss in ihm hoch. Sein Vater hätte sie warnen müssen! „Doch! Birkenstern hätte dem Clan Bescheid geben müssen! Das hätte einen Unfall verhindern können!" Schimmerstern sah seinen Vater durchdringlich an. Die Schulter von Birkenstern sackten zusammen. „Blumenschweif, unser Sohn hat recht. Tannenweides Blut klebt an meinen Pfoten." Die Augen von Blumenschweif weiteten sich. „Nein!" „Hört auf!", rief plötzlich seine Schwester Glanzfeder. „Egal wessen Schuld es war, wir werden Tannenweide seine letzte Ehre geben und ihn begraben." Funkenfell sah ihrer Schülerin dankbar in die Augen. Die alte Heilerin trauerte meist still und leise, aber Schimmerfrost erkannte den tiefen Schock in ihren Augen und sie ging mit hängendem Schweif zu Federpfote und Moospfote. „Er hat es gut bei Moosfeder. Kommt in meinen Bau und ich gebe euch alles, was ihr braucht.", ihre sanfte Stimme schien die beiden zwar zu beruhigen, aber ihr Wimmer ging weiter.
Traurig folgten sie Funkenfell in den Heilerbau. „Glanzfeder, du hast recht. Wir werden Tannenweide Ehre erweisen, aber mit nicht. Ich fühle mich meinem Posten nicht mehr würdig. Ich sollte meinen Clan beschützen und nun stehe ich in der Schuld meines Stellvertreters. Ich werde einen neuen Anführer ernennen." Auf der Lichtung wurde der Schock größer, aber Birkenstern schien überzeugt zu sein, das Richtige zu tun. Schimmerfrost stand perplex neben seiner Gefährtin. Passierte das gerade wirklich? Er konnte doch nicht einfach wieder zum Krieger werden! „Birkenstern, wenn das dein Wunsch ist, würde ich gerne mit dir zum Mondsee reisen. Es gab schon einmal einen Anführer mit ähnlichen Anliegen und ich habe davon gehört, dass es möglich ist, seinen Posten zu verlassen, du musst davor aber einen Stellvertreter ernennen, der direkt Anführer werden soll.", Glanzfeders Stimme war rau und leise, aber eindrucksvoll. Birkenstern nickte.
„Schimmerfrost. Du wirst der neue Anführer. Du hast mir eben gesagt, dass ich einen Fehler gemacht habe, und du bist der Richtige, um ihn auszubessern. Ich weiß auch von deinem Schicksal. Ich weiß alles darüber und ich finde, es steht nur in deiner Würde, mehr zu werden als nur Krieger. Nimmst du deinen neuen Posten an, geliebter Sohn?"
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Schimmersterns Schicksal ✔
FantasíaEin Junges, was wie jedes andere fangen spielt und im Lager herumtollt. Doch was wenn sein Schicksal verdreht in Hoffnung, Liebe und Verrat steckt? Schimmerjunges wird gemeinsam mit seiner Schwester im NebelClan geborgen. Die anderen drei Clans leb...