Kapitel 24

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„Pass auf dich auf!", rief Schimmerfrost seinem Vater noch nach. Der ganze Clan war in Trauer gefangen, aber sie sahen auch die Hoffnung, wenn Birkenfell Anführer wurde. „Schimmerfrost, können wir bitte Jagen gehen?", Federpfote kam zu seinem Mentor. Die Schülerin konnte kaum ihre erste Jagdtlektionen erwarten. Schimmerfrost hatte ihr das Territorium schon gezeigt, nun wollte sie jagen und kämpfen lernen. „Wir können zu den Rattenfelsen und ich kann dir etwas übers Jagen beibringen. Schimmerfrosts erste jagt war dort ebenfalls gewesen. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er seine erste Maus erlegt hatte. 

„Lass uns gleich aufbrechen. Du bleibst aber bei mir und stellst nichts an! Sonst darfst du einen Mond die Ältesten nach Zecken absuchen!" Federpfote nickte und verabschiedete sich noch schnell von ihrer Schwester. Auf dem Weg zu den Rattenfelsen fielen ein paar Schneeflocken vom Himmel und Schimmerfrost zitterte leicht. „Ob wir heute überhaupt etwas finden, weiß ich nicht, aber die Jagtstellung kann ich dir auf jeden Fall zeigen. Bei den Rattenfelsen angekommen hielt Schimmerfrost an. „Riechst du Beute?" 

Federpfote reckte die offene Schnauze in die Luft. „Ich glaube ich rieche Maus!" Schimmerfrost nickte. „Die Maus muss hier irgendwo sein, ich verrate aber nicht wo. Versuch sie finden!" Federpfote verfolgte die Spur, sie endete bei einem Mauseloch. Enttäuscht ließ sie den Kopf hängen. „Macht nichts. Die Beute versteckt sich bei dem Wetter einfach viel lieber in ihren Bauen. „Ich zeige dir jetzt erst mal die richtige Kauerstellung. Lege dich flach auf den Bauch, sodass du dich gerade noch vorwärtsbewegen kannst!" Er machte es ihr vor. Federpfote stellte sich recht geschickt an.

 „Halte den Schwanz still und jetzt ersuche dich an dieses Blatt anzuschleichen und im richtigen Moment abzuspringen." Federpfote konzentrierte sich auf das Blatt und sprang. Leider viel sie bei der Landung ungeschickt auf die Seite. Verlegen schüttelte sie sich. „Versuch es einfach nochmal!", forderte sie Schimmerfrost auf. „Na gut, ich hoffe, dass ich diesmal nicht wie ein fliegender Fisch aussehe!" Schimmerfrost musste schnurren. „Das wird schon nicht passieren und wenn doch kannst du froh sein, dass ich Fisch nicht mag." Federpfote zuckte belustigt mit den Schnurrhaaren. „Das will ich hoffen!" Federpfotes Art erinnerte ihn an Blattflug. 

Er konnte sich noch genau an die Versammlung erinnern, wo sie den hin- und Rückweg unzertrennlich waren. Dass Schimmerfrost für die helle Kätzin bloß, wie ein Bruder war, hätte er im Traum nicht gedacht. Es viel ihm schwer an sie zu denken, ohne in Kummer auszubrechen, aber es besserte sich. So wie Blütental gesagt hatte: Die Zeit kann es heilen. Die sandfarbene Kätzin hatte ihm geholfen und Schimmerfrost durfte sie näher kennenlernen. Sie war Blattflug sehr unähnlich, aber Schimmerfrost hatte sie gern. Federpfote ging nochmal in Kauerstellung und sprang dann ab. Ihr Sprung war schon sauberer und Schimmerfrost war zufrieden. „Üb das ein paar Mal im Lager oder wenn du Zeit hast. Wir können uns in den nächsten Tagen Jagtpatrouillen anschließen und sehen, ob wir etwas finden. Das Wetter ist einfach Pech, weil ich hätte dich heute schon gerne etwas jagen lassen." Federpfote nickte und sie machten sich auf den Rückweg. Schimmerfrost Magen knurrte, aber er wusste, dass es heute nichts mehr für ihn geben würde. Viel mehr freute er sich aber auf die Rückkehr seines Vaters. Wen er wohl zum zweiten Anführer macht?

Im Lager war die Stimmung bedrückt, Elsternstern wurde draußen gerade begraben. Tannenweide lief neben dem Kriegerbau auf und ab. Schimmerfrost gesellte sich zu ihm, um ihn abzulenken. „Federpfote macht sich richtig gut. Sie wird uns bei der Jagt eine große Hilfe sein!" Tannenweide hielt inne und schnurrte. „Das hat sie von Moosfeder!" Seine Augen leuchteten. „Sie war perfekt." Schimmerfrost freute es, dass er, wenn er an seine verstorbene Gefährtin dachte, an das gute dachte. An das, was sie gemeinsam erleben durften. „Ich bin wirklich gespannt, wer zweiter Anführer wird.", fragte der braune Kater. Schimmerfrost musste an Elsternsterns letzte Worte denken. Und du wirst einmal einer sein. Ein Anführer. Schimmerfrost musste schmunzeln. Das hätte sie zu jedem gesagt, um Mut schöpfen zu lassen. Wie lieb von ihr. „Ich denke, Windkralle und Mondkralle haben gute Chancen.", überlegte Schimmerfrost laut. Tannenweide nickte. „Das wäre gut möglich. Ich kann es nicht sein, aber Veilchenglanz..." Schimmerfrost sah die schwarze Kätzin bei den Ältesten, wie sie sich um sie kümmerte. Das könnte tatsächlich sein.

„Alle Katzen, die alte genug sind, um Beute zu machen und die die es bald erlernen werden, mögen sich hier versammeln!" Birkenstern sprach mit fester Stimme und die Katzen kamen zum Hochfelsen. Schimmerfrost sah gebannt auf seinen Vater. Er hatte vorhin nur kurz mit ihm gesprochen. Jetzt würde er verkünden, wer Zweiter Anführer wurde. „Es war mir keine leichte Entscheidung. Letztendlich habe ich mich für eine Katze entschieden, die schon leid ertragen musste, dadurch aber stärker geworden ist. Tannenweide. Du bist der neue Zweite Anführer!"

 Tannenweide riss die Augen auf. „I-ich?" Birkenstern nickte. „Du hast deine Gefährtin verloren, lebst dein Leben aber trotzdem weiter, auch wenn ich weiß, wie sehr sie dir fehlt. Du bist beliebt im Clan und kümmerst dich gerne um Jungen und auch die Ältesten sind ein Bestandteil deines Lebens. Du wirst deine Aufgabe gut machen." Zuversichtlich sah der neue Anführer seinen Stellvertreter an. „Danke, Birkenstern. Ich werde mich meiner neuen Aufgabe fügen!" 

Der dunkelbraune Kater neigte den Kopf und der Clan rief zu Ehren seinen Namen. Schimmerfrost hätte nie damit gerechnet, dass es Tannenweide werden könnte. Er musste aber einsehen, dass der Kater wirklich potential für diese Rolle hatte. Dem Clan würde es gut gehen. Nach dem die Rufe verklungen waren, richtete sich Birkenstern noch einmal auf. „Ich möchte noch ein letztes Mal unserer lieben Anführerin Elsternstern danken. Sie hat den Clan ehrenvoll geführt, ohne ihr, wären nicht da, wo wir jetzt sind!" 

„Elsternstern, Elsternstern!" Auch ihren Namen rief der ganze NebelClan. Schimmerstern hoffte insgeheim, dass sie das sehen konnte. Nachdem sich die Menge auflöste, kam Blütental zu ihm. „Tannenweide macht das bestimmt großartig! Und sieh dir Mal Moospfote und Federpfote an! Sie müssen richtig stolz auf ihren Vater sein!" Schimmerfrost sah die beiden in der Mitte der Lichtung. Ihr Schnurren war bis hier her zu hören. „Ich nehme es ihnen nicht übel. Ich bin auch froh, dass mein Vater jetzt Anführer sein darf, auch wenn ich Elsternstern vermisse." Und Blattflug. Es schien, als ob die junge Kätzin die Welt mit der Anführerin verlassen hat, obwohl sie noch lebte.

 „Ich weiß, dass du sie vermisst.", flüsterte Blütental in sein Ohr. Überrascht, dass sie wusste, an wen er dachte, sah er sie an. „Ich glaube, du kannst Gedanken lesen." Belustigt blickte sie in seine eisblauen Augen. „Schön wär's dann wüsste ich, ob du... ach egal, es ist vielleicht besser, wenn ich es nicht weiß." Ihre gute Laune schien plötzlich zu schwanken. „Was willst du über mich wissen? Ich antworte auch ganz ehrlich!" Er setzte sich gerade hin und sah sie erwartungsvoll an. Blütental verzog das Gesicht. „Ich habe mehr Angst vor der Wahrheit, als du denkst. Irgendwann kann ich dir das vielleicht erzählen, jetzt müssen wir uns auf andere Dinge konzentrieren. Zum Beispiel die Prophezeiung." Schimmerfrost blickte in den Himmel.

 „Es herrscht Funkstille zwischen mir und dem SternenClan, seit Blattflug weg ist." Schimmerfrost fragte sich, warum er keine Nachrichten mehr von Schneeherz bekam. Das letzte, was er gehört hatte, war als sie ihm erklärt hatte, dass Blattflug nicht die Richtige für ihn war. Seitdem war sie kein einziges Mal mehr in seinen Träumen aufgetaucht. „Das wird schon wieder.", wollte sie Schimmerfrost aufmuntern. Schimmerfrost schien von der Prophezeiung eigentlich nicht mehr hören zu wollen. Das Ganze Gerede, von wegen der Clans werden zerstört! Das wusste er nun schon Monde lang und es tat sich einfach nichts. So als hätte eine Geschichte begonnen, die mittendrin einfach aufhört. An den spannendest Stellen. „Lass uns in unsere Nester gehen. Es wird schon dunkel.", meinte Blütental und Schimmerfrost stimmte ihr zu. Schlafen würde guttun.

Schimmersterns Schicksal ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt