Kapitel 25

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DIE NÄCHSTEN TAGE vergingen ruhig, ohne mögliche Probleme. Der NebelClan gewöhnte sich langsam an ihren neuen Anführer. Birkenstern machte all seine neuen Aufgaben mit Gewissen und Sorgfalt. Schimmerfrost war froh darüber. Nur müsste er nun seinem Vater von der Prophezeiung erzählen. Oder war es besser, wenn er nichts davon erfuhr? Heute war große Versammlung, Schimmerfrost durfte mit. Er freute sich, weil er Blattflug wiedersehen konnte. Er vermisste ihre gemeinsamen Spaziergänge und die Abende, an denen sie sich Beute geteilt hatten. Er sah aber auch das Gute darin. So war er dem Schmerz nicht völlig ausgeliefert. Das verdanke Schimmerfrost aber auch vor allem Blütental, Weidenfunke und Palmenmond. Seit die drei von der Prophezeiung erfahren hatten, waren die vier unzertrennlich geworden. Jeden Sonnenaufgang versammelten sie sich kurz und besprachen alle möglichen Dinge. „Hey, hast du eine Ahnung wo Tupfenfell steckt?", Palmenmond trat zu ihm. 

Schimmerfrost schüttelte den Kopf. Der große, braune Kater und die Schildpattkätzin waren sich nähergekommen und jeder im Clan hoffte auf baldige Jungen der beiden. Palmenmond sah sich suchend auf der Lichtung um und entdecke Tupfenfell bei ihrem Vater Regenfall. Da tauchte sein Vater aus seinem Bau auf. „Wir brechen auf!", rief er über die Lichtung.

 Alle Katzen, die mitkamen versammelten sich beim Lagerausgang und Birkenstern führte die Gruppe aus dem Lager. Die Luft war kühl, aber nicht mehr so stark kalt wie noch vor einem Mond. Die Blattfrische würde bald eintreffen. Schimmerfrost freute sich schon auf die warme Jahreszeit, wo es wieder mehr Beute geben würde. Dem BaumClan ging es auch besser und er brauchte seit ein paar Sonnenaufgängen keine Beute mehr. Nur leider hatte es ihr Heiler Wiselschweif nicht geschafft. Besonders Glanzfeder und Funkenfell hatte das getroffen. Der Felsentreff erschien zwischen den Bäumen und Schimmerfrost spürte die Freude von Minznase. Es war seine erste Versammlung als Krieger und er würde seine Schwester wiedersehen. Seit sie gegangen war, hatte der Kater keiner seiner zwei Geschwister mehr um sich. Das betrübte ihn, aber er freute sich auch für Blattflug, weil sie ihr Glück gefunden hatte. Das munterte ihn zumindest auf. Birkenstern führte die Menge ins Lager. LaubClan und HimmelClan waren schon da. 

Sofort kam Blattflug mit Spinnenzweig. „Minznase!" Die Kätzin stürzte sich buchstäblich auf ihren Bruder. Danach begrüßte sie die anderen Katzen. „Zapfennacht! Du hast ihnen noch nicht gesagt, dass du jetzt Krieger bist." Blattflug sah Zapfennacht freudig an. Schimmerfrost lief ein Schauer über den Rücken. Bei der letzten Versammlung hatte der Kater sie noch beleidigt und jetzt schienen sie sich prima zu verstehen. „Das hätte Milchstern sowieso verkündet und mit denen möchte ich nichts zu tun haben!", fauchte Zapfennacht in Schimmerfrost Richtung. „Du hast ja recht.", sagte Blattflug. 

Da begann es in Schimmerfrost zu kochen. Du hast ja recht! Wie bitte? Mit zornigen Augen wand sich Schimmerfrost ab. Er würde nach Brisenwind Ausschau halten. Er entdeckte die Kätzin bei ihrem Bruder. „Hallo Schimmerfrost! Der Kriegername von mir ist jetzt Flügelwind!", stolz blickte der weiße Kater zu Schimmerfrost. Schimmerfrost beglückwünschte ihn. „Wie geht es Aschenfells Jungem?" Brisenwinds Miene leuchtete förmlich. „Er hat es durch die Hungersnot und Kälte geschafft." Schimmerfrost freute sich darüber, dass es Glutjunges gut ging. „Die Versammlung beginnt!" rief Biberstern. 

Schimmerfrost eilte schnell zu seinem Clan und lies sich zwischen Veilchenglanz und Palmenmond nieder. Biberstern begann zu sprechen. „Ich möchte mich als erstes beim NebelClan für seine guten Taten bedanken. Wir stehen in eurer Schuld, wenn ihr etwas braucht, werden wir auf Befehl des SternenClans helfen. Die Hungersnot hat uns zu schaffen gemacht, doch jetzt sind wir wieder so stark wie zuvor. Aschenfell hat ein Junges namens Glutjunges zur Welt gebracht. Er hat den harten Winter überstanden und wird ein großer Krieger werden. Außerdem haben wir zwei neue Krieger. Brisenwind und Flügelwind sind nun offizielle Krieger des BaumClans!" die Clans riefen die Namen der neuen Krieger. Der NebelClan und der BaumClan selbst besonders laut. Danach trat Milchstern vor. „Wir haben aus dem NebelClan eine Kriegerin bekommen. Ihr Name ist Blattflug und sie ist zu uns wegen Liebe bekommen. Ich möchte sie heute zu einem vollen Mitglied des HimmelClans machen!" Auch ihr Name wurde gerufen. Schimmerfrost rief ihn laut, doch eher aus Wut und Trauer über ihre Worte. Bevor sie den NebelClan verlassen hatte, hatte sie um Frieden gebeten, den ihr Schimmerfrost gab. Nun war sie so in ihre neue Rolle geschlüpft, dass kaum mehr, was von der alten Blattflug übrig war, die er so sehr mochte. „Außerdem möchte ich drei weitere neue Krieger begrüßen. Zapfennacht, Opalauge und Spinnenzweig!" 

Abermals riefen die Clans Namen in die Nacht. Als nächstes trat nun Birkenstern vor. „Wie sich alle schon denken können, hat uns Elsternstern vor ein paar Sonnenaufgängen verlassen. Wir vermissen sie sehr. Ich bin nun der neue Anführer des NebelClans. Mein neuer Name lautet Birkenstern." Die Clans riefen Elsternsterns Namen und den des neuen Anführers, bevor er weitersprach. „Ich möchte mich bei meinem neuen Stellvertreter bedanken. Tannenweide musste den Verlust seiner jungen Gefährtin Moosfeder ertragen und ist nun zweiter Anführer. Seine Töchter Moospfote und Federpfote sind nun Schüler, sind aber im Lager geblieben. Einen neuen Krieger möchte ich noch nennen. Minznase ist frisch ernannter, stolzer Krieger!" Schimmerfrost glaubte, dass er noch nie auf einer großen Versammlung so viele Namen in die Nacht gerufen hatte, wie heute. Der LaubClan war ja noch nicht einmal dran gewesen. „Zu guter Letzt erhebe ich mein Wort." Nadelstern erhob sich. „Meine neuen Krieger Weichohr und Bachzunge möchte ich als erstes zu Wort vorstellen." Noch mehr neue Krieger, dacht Schimmerfrost. Das Ritual folgte nun schon zum abersten Mal, aber jeder machte brav mit. 

„Die Beute läuft wieder besser als in den kalten Monden und wir freuen uns schon auf die Blattfrische. Mein Stellvertreter wird jedoch bald zurücktreten und in den Ältestenbau umziehen, weil er langsam seine Pflichten lang genug erfüllt hat. Bei der nächsten Versammlung wird es außerdem neue Jungen von Baumtümpel geben." Der letzte Anführer hatte seine Rede beendet und die Katzen suchten ihren Clan und machten sich auf den Heimweg. Minznase und Tauhimmel verabschiedeten sich von Blattflug, Schimmerfrost würdigte ihr keinen Blick mehr. Blütental kam zu ihm angetrabt. „Ich habe dich während der Versammlung aus den Augen verloren. Gut dich zu sehen." Die helle Kätzin lief neben ihm aus der Senke. „Ich glaube, wir haben noch nie so viele neuen Krieger und andere Katzen begrüßt und ihre Namen gerufen!"

 Schimmerfrost nickte. Er versuchte den Gedanken an Blattflug loszuwerden, aber ihre Worte trafen ins Schwarze. Schimmerfrost dachte, er könne sich normal mit ihr verstehen, aber Blattflugs Herz war wohl jetzt völlig verändert. Vielleicht war die alte Blattflug ja gar nicht die richtige Blattflug, sondern die jetzige. „Ja, ich werde morgen eine ganz kratzige Stimme haben." Sie schnurrte. Ein umgefallener Baumstamm blockierte ihren Weg. Die beiden Katzen setzten Seite an Seite über ihn weg. Blütental deutete mit einem Kopfnicken auf einen kleinen Baum. „Sieh mal, der bekommt schon Blüten. Das kann nur heißen, dass die Blattfrische zurückkommt!"

 Erfreut drängte Schimmerfrost den Gedanken an Blattflug nach hinten, und konzentrierte sich auf die sandfarbene Kätzin und ihre Worte. „Du hast recht! Ich hoffe es gibt im Clan bald neue Jungen! Sie würden dem Clan guttun!" Schimmerfrost schnurrte. „Das stimmt. Ich bin aber auch froh, dass Federpfote und Moospfote Schülerinnen geworden sind, weil ich zum ersten Mal Mentor sein darf!" Blütental schmiegte sich an ihn. Überrascht stolperte Schimmerfrost fast über eine Wurzel. Irgendwie genoss er dieses Gefühl aber auch. Es erinnerte ihn an Blattflug, aber mit Blütental fühlte es sich anders an. „Ich habe auf der Versammlung Zapfennacht beobachtet.", schilderte die Kätzin. „Er war bei seinem Bruder, Opalauge und Blattflug. Er schien unter ihnen ihr Anführer zu sein. So verhielt er sich zumindest." Schimmerfrost wurde mulmig zumute. Wie es scheint, gründetet der Kater in seinem Clan seine eigene Clique, die sich aber zu mehr als das entwickeln konnte. Ein Schauer lief dem jungen Krieger über den Rücken. Das Lager war schon in Sicht und Schimmerfrost seufzte. „Ich bin echt müde. Ich hoffe ich werde heute Nacht von keinen Visionen heimgesucht."

Schimmersterns Schicksal ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt