Kapitel 22

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Schimmerfrosts Gedanken kreisten noch lange nach dem Gespräch um Blattpfote. Er war insgeheim froh, sich wieder mit ihr zu verstehen, aber was würden die anderen dazu sagen? Wäre sie in den Augen aller anderer eine Verräterin? Schimmerfrost versuchte alle Sorgen abzuschütteln. Er würde die letzten Augenblicke mit ihr genießen. „Alle Katzen, die alt genug sind, ihre eigene Beute zu machen und die, die sich schon auf ihre erste selbst gefangene Maus freuen, mögen sich hier versammeln!" Elsternsterns Ruf hallte über die Lichtung. Ihre Stimme schien schwächer als sonst und man merkte, wie sie sich anstrengen musste, um gerade zu Stehen. Alle Katzen kamen und versammelten sich um den Hochfelsen. „Blattpfote und Minzpfote, tretet vor!" Tauhimmel sah den beiden mit einem stolzen Blick hinterher. Eine Spur Trauer war aber auch zu erkennen. Sie vermisst ihren zweiten Sohn.

 „Eigentlich sollte neben euch, auch noch Lärchenpfote stehen. Er ist aber mit Mut und Tapferkeit zum SternenClan gereist. Er wird immer in guten Erinnerungen in unseren Herzen weiterleben. Jedoch möchte ich seinen letzten, riesigen Wunsch erfüllen. Ich werde ihm genauso wie euch, seinen Kriegernamen verleihen." Erstaunt begann die Menge zu murmeln. So etwas gab es noch nie! „Deshalb rufe ich den SternenClan und besonders Lärchenpfote dazu auf, hier zuzusehen! Lärchenpfote von diesem Augenblick wirst du Lärchenherz heißen. Du wirst immer in uns weiterleben!" Plötzlich tauchte neben Elsternstern eine schimmernde Gestalt auf. „Danke!" Dann verschwand sie wieder. „Mein Sohn! Das war Lärchenherz!" Überglücklich sprang Tauhimmel auf. „Ich bin so froh, dass es ihm gutgeht." Elsternstern und die anderen Katzen konnten es auch kaum fassen. „Er lebt jetzt glücklich bei seinem Vater im SternenClan.", fügte Elsternstern hinzu. Blattpfote und Minzpfote waren ebenfalls froh. Schimmerfrost schnurrte, er kannte es, wenn ihm Katzen hier besuchten, aber das war etwas besonders. 

„So. Jetzt kommen wir zu euch. Versprecht ihr, dass gesetzt der Krieger zu ehren, und den SternenClan zu achten?" Minzpfote nickte. Blattpfote tat es ihm gleich „Versprecht ihr ebenfalls, euren Clan, auch wenn es euer Leben kostet zu beschützen?" „Ja, ich verspreche es.", meinte Minzpfote. „Ich verspreche es auch.", setzte nun Blattpfote hinzu. „Gut. Dann gebe ich euch nun mit der Kraft des SternenClans eure Kriegernamen. Minzpfote. Von diesem Augenblick an, wirst du Minznase heißen. Regenfall hat all sein Geschick bewiesen und dich erfolgreich ausgebildet." Stolz leckte Minznase die Schulter der Anführerin und trat zurück. „Blattpfote. Von diesem Augenblick an, wirst du Blattflug heißen. Honigstreif hat ebenfalls ihr Wissen an dich weitergegeben." Blattpfotes Schnurrhaare zuckten vor Freude und sie schnurrte laut. „Minznase, Blattflug! Minznase, Blattflug!" Der Clan rief die neuen Namen der Katzen. 

„Bevor wir uns auflösen, es gibt noch eine Zeremonie. Federjunges und Moosjunges!" Die beiden Jungen quickten vor Freude. „Werden wir Schüler?" Als Antwort nickte Elsternstern. Alle waren überrascht, Elsternstern hatte das Spontan entschieden, dass es nun auch für die beiden so weit war. „Tretet vor!" Die beiden stolperten nach vorne, ihre Augen glänzten. „Versprecht ihr, dass Gesetz der Krieger brav zu erlernen und es zu ehren?" Federjunges und Moosjunges nickten gleichzeitig. „Wir versprechen es!", sagte dann Federjunges. „Gut. Dann gebe ich euch mit der Kraft des SternenClans eure neuen Namen. Von heute wirst du", sie nickte in Richtung Moosjunges. „Moospfote heißen. Dachsschweif. Du bist bereit für deine erste Schülerin. Du bist perfekt für dieses junge Geschöpf. Gib all dein Wissen an sie weiter." Dachsschweif kam aufgeregt zu Moospfote und ihre Nasen berührten sich kurz. Moospfote war erleichtert, über die Auswahl der Mentorin. „Federjunges, von diesem Augenblick an, wirst du Federpfote heißen. Schimmerfrost. Ich habe Mut und Talent in dir entdeckt, mögest du all deine Geschicke an Federpfote weitergeben." Schimmerfrost stand wie angewurzelt da, von hinten gab Glanzfeder ihm einen Schubs und er kam nach vorne. Federpfote sah ihn aufgeregt an und streckte ihre Nase in die Höhe, damit sie seine Berühren konnte. Dann traten die beiden zurück. „Moospfote, Federpfote, Moospfote Federpfote!" Schimmerfrost kam noch immer nicht darauf klar, was hier gerade passierte. Er war tatsächlich Mentor! 

Doch dann riss ihn plötzlich Blattflugs Stimmen aus den Gedanken. „Ich muss noch etwas verkünden." Sie stellte sich unter den Hochfelsen. „Ich werde den Clan verlassen und in den HimmelClan ziehen." Das Blut gefror in Schimmerfrosts Adern. Sie tat es wirklich. „Was, nein?" „Warum?" „Du bist meine Tochter, nein!" Der Clan brach in Wirbel aus, bis Elsternstern sie zur Ruhe brachte. „Lasst sie aussprechen." Blattflug fing erneut an zu sprechen. „Ich weiß, der HimmelClan ist unser derzeitig größter Feind, aber die Liebe zieht mich in diesen Clan. Der HimmelClan ist einverstanden, dass ich zu ihnen komme. Es ist meine Entscheidung und ich werde euch vermissen. Ihr weit meine Familie, aber mein Schicksal hat andere Wege für mich bestimmt und ich werde mich ihnen fügen." Dann war es still. Bis auf ein leises Schluchzen von Tauhimmel. „Meine Tochter, pass auf dich auf!" Blattflug kam zu ihrer Mutter und tröstete sie im Stummen. Dann drehte sie sich um. „Der HimmelClan erwartet mich noch heute Abend. Ich werde direkt aufbrechen." Sie sah ernst in die Runde. „Vergesst nie, ihr seid für immer in meinem Herzen. Meine engste Familie kann mich gerne zur Grenze geleiten." Tauhimmel und Minzpfote trotteten zu ihr. Blattflug sah Schimmerfrost auffordernd an. Dieser nicke und kam schließlich auch mit.

Bei der Grenze war Spinnenpfote mit Milchstern zu sehen. „Spinnenpelz, du übernimmst die Verantwortung, dass sie keinen Unsinn anstellt, wenn wir wissen, dass sie wirklich aus Liebe hier ist, wird sie offiziell ein Mitglied.", meinte Milchstern mit strengem Blick. Schimmerfrost fiel auf, dass er Krieger geworden war. Dann ist es Zapfenpfote wohl auch. Und Opalpfote. Egal. „Pass immer auf dich auf, wir vermissen dich!", rief Minznase ihr noch nach. Schimmerfrost sah noch ihre glücklichen Augen, weil sie sich jetzt offen an Spinnenpelz schmiegen konnte.

In dieser Nacht konnte Schimmerfrost kaum Schlafen. Seine Gedanken kreisten um Blattflug. Was sie wohl gerade machte? Ob Milchstern und seine Katzen sie gut behandeln? „Schimmerfrost, ist alles in Ordnung?", fragte Blütental. Er musste sei wohl geweckt haben. „Ich mache mir nur Sorgen um Blattflug. Sie hätte doch einfach bleiben können!" 

Blütental sah ihn mitfühlend an. „Ich kann dich ja verstehen, aber du musst einsehen, dass das ihr Wille war. Ich weiß, was du für sie empfunden hast, und dass da Narben in deinem Herzen sind, aber lass sie ihren Weg gehen." Dass selbe hatte auch Schneeherz zu ihr gesagt. Glanzfeder hatte das zu sich selbst gesagt, als sie einsehen musste, dass das mit Weidenfunke ein Fehler gewesen war. Das zwischen den beiden keine Liebe herrschte. Glanzfeder kam leicht darüber hinweg. Sie war danach sogar entspannter. Schimmerfrost tat sich schwer, diese alten Gefühle loszuwerden und nach vorne zu blicken. „Ich weiß, ich weiß. Die Prophezeiung nervt auch. Seit Tagen erfahre ich nichts Neues, es scheint, als ob der SternenClan selbst ratlos wäre." Blattflug setzte sich auf. „Vielleicht haben wir einfach schon alles, was wir brauchen, um dieses Unheil aufzuhalten." 

Daran hatte Schimmerfrost noch nie gedacht. „Ja, das könnte sein, aber ich weiß nicht, was sie bedeutet. Ich meine woher soll ich wissen, was dieses Unheil genau ist?" „Naja, du hast mir und meinen Brüdern ja von Zapfenpfote erzählt" Schimmerfrost wiegte den Kopf hin und her. „Ich weiß nicht. Außerdem muss Zapfenpfote jetzt schon Krieger sein, weil sein Bruder es auch ist." Schimmerfrost fragte sich wohl, was der Name des Katers sein mochte. Zapfenkralle würde passen. „Lass uns jetzt bitte einfach schlafen. Der nächste Tag ist besser, um zu sprechen.", beschloss Blütental. Schimmerfrost bemühte sich, schnell einzuschlafen, es viel ihm aber sichtlich schwer. Irgendwann musste es ihm dann aber doch gelungen sein und er versank in einen tiefen Schlaf.

Schimmersterns Schicksal ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt