KAPITEL VII | Beute

14 3 0
                                    

Sie mussten nicht mehr lange gehen, bis sie an dem Teich ankamen, den Anton ihnen angekündigt hatte. Da das Gewässer nur klein war, musste die Gruppe nicht befürchten, von einem großen Wasserjäger angegriffen zu werden, der sich womöglich unter der Wasseroberfläche versteckte. Demnach ließ die Truppe sich erleichtert am Rande des Teiches nieder und schöpften gierig das kühle Wasser mit ihren Händen, um es zu trinken.

Nachdem Femke genügend getrunken hatte und nicht länger durstig war, füllte sie ihre Trinkflasche neu auf und verstaute diese wieder sicher im Rucksack.

Danach lehnte sie sich seufzend auf dem Kiesboden zurück und wartete darauf, dass auch ihre Kameraden sich von ihrer Kletterei erholten.

Der Teich vor ihnen lag still und friedlich da, bis auf einige Frösche, die quakend auf Steinen saßen und nach Insekten jagten, die durch die Luft schwirrten.

„Glaubst du, dass wir es schaffen, noch heute das Gebirge zu durchqueren?", fragte Anton sie nach einer Weile. Der Mann versuchte gerade mit seinen Fingern Knoten aus seinen langen, braunen Haaren zu lösen, ehe er aufgab und sie wieder zu einem Zopf band, um das Problem nicht länger sehen zu müssen.

„Ich hoffe es", antwortete Femke. „Mit Isalie wäre es vermutlich leichter, aber wir haben mittlerweile auch einige Erfahrungen im Gebirge gesammelt und kommen hoffentlich gut voran."

„Müssen wir nicht bei der Stammeshöhle vorbei?", fragte Marja daraufhin in die kleine Runde. „Könnte uns dann nicht ein Stammesmitglied eskortieren?"

Femke schüttelte ihren Kopf und entgegnete: „Leider nicht. Zumindest nicht, wenn wir keinen Umweg einschlagen."

„Zu schade", grummelte die Soldatin.

Mit diesen Worten machte die Gruppe sich wieder auf den Weg, das Gebirge zu bezwingen.

Die Landschaft war noch genau so uneben und unerbittlich, wie Femke sie in Erinnerung hatte. Der Wind peitschte ihnen um die Ohren und heulte in den Felsspalten, die sich zu ihren Seiten auftaten. Der Boden war bis auf einige wenige Steingewächse karg. Außer Insekten und kleinen Echsen, die von Compsognathus gejagt wurden, kamen ihn keine Tiere in die Quere.

Femke war froh, dass die Regenmonate noch nicht angebrochen waren, die das Jahr zuvor die Berggipfel mit Schnee bedeckt hatten.

Zu solch rauen Bedingungen hatten sich sogar die kleinen Drachen, die die Gebirgskette besiedelten, zusammengetan, um zu jagen und waren ihnen dadurch bei ihrer Durchquerung gefährlich geworden. Doch nun, wo die Zeit noch nicht so hart war und auch das Gebirge den Tieren noch genug Nahrung bot, schienen sie kein großes Interesse an den Menschen zu hegen.

Erst spät am Abend, als die Sonne bereits untergegangen war und der Mond sie für die Nacht abgelöst hatte, erreichte die Gruppe die andere Seite des Gebirges. In der Ferne konnte Femke klein und in der Nacht undeutlich, den Vulkankrater des Mondscheinsees erkennen.

„Lasst uns die Nacht im Freien verbringen. Es ist zu gefährlich die Höhlen abzusuchen", verkündete die Truppenanführerin.

Anton konnte sich am besten an all die verborgenen Gefahren des Gebirges erinnern. Er war bereits von einer riesigen Spinne angegriffen worden, ebenso wie von Compsognathus. Auch Sinornith versteckten sich gerne in solchen Höhlen. Sie durften nicht unachtsam sein, nur weil sie den Tag über verschont wurden.

Sarina ließ sich daraufhin erschöpft neben einen Heidebusch sinken, der lila Blüten trug – eines der wenigen Gewächse, welche zu dieser Zeit im Gebirge noch blühten. Als Sarina sich niederließ, ertönte plötzlich ein Zischen und Klappern aus dem Busch neben ihr. Die Frau sprang augenblicklich mit großen Augen auf die Beine. Keine Sekunde später schlugen neben ihr zwei kräftige Kiefer aufeinander.

Dragontale - Neuzeit IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt