„Was hast du vor?", fragte Taro Gen gespannt.
„Ich werde schauen, ob ich mehr über den Aufenthaltsort deiner Freunde herausfinden kann", antwortete dieser ihm leichthin. Der schlanke Mann ließ sich wieder auf den Stuhl gegenüber von Taro sinken und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch ab.
„Wie?", wollte Taro wissen.
Gen grinste frech. „Ich kenne die Kronprinzessin", offenbarte er leichthin.
„Wie bitte?", platzte es entsetzt aus Taro heraus. Er starrte Gen einen Moment mit offenem Mund sprachlos an, ehe er sich wieder sammeln konnte und schockiert nachhakte: „Was sagtest du nochmal, war dein Beruf?"
„Oh, ich bin Fischer, aber ich bezeichne mich selbst gerne als Forscher."
Taro verzog sein Gesicht vor Fassungslosigkeit so sehr, dass es weh tat. Gen war ein Fischer, der Spaß daran hatte draußen im Wald umher zu spazieren, eine illegale Vereinbarung mit dem Müller hatte und obendrein die Kronprinzessin kannte. Gens Leben klang wie ein schlechter Witz.
„Und woher kennst du die Kronprinzessin?", fragte Taro noch immer außer sich.
Gen jedoch zuckte nur gelassen mit seinen Schultern. „Ich komme beim Forschen viel herum und biete überall meine Hand an, wo sie gebraucht wird", erzählte er unbekümmert. „Außerdem liebe ich es, mit anderen zu plaudern und eventuell ist da auch die Prinzessin nicht ganz unverschont geblieben."
„Die einfachen Bürger sind erlaubt mit der Königsfamilie zu sprechen?", dachte Taro weiter. Ihm selbst wäre es in Zodiac niemals möglich gewesen mit Vanessa zu reden. Die Königsfamilie hatte sich dort vollends von den restlichen Bürgern abgekapselt. Dass Gen jedoch mit dieser Kronprinzessin gesprochen hatte, bedeutete, dass in Bronstacken keine solch strikte Schichtentrennung bestand.
„Natürlich", bestätigte Gen seine Vermutung sogleich. „Wir leben hier zusammen. Sie sind ebenso Bürger wie wir."
Taro nickte. „Verstehe...", murmelte er, auch wenn ihm dieses Konzept nicht einleuchtete. Wenn die Königsfamilie sich nicht über alle anderen stellte, was unterschied sie dann? Der König gab Befehle und dennoch stellte er sich nicht als Überlegen dar. Taro dröhnte der Kopf von all seinen verworrenen Gedanken. Er fuhr langsam fort: „Und du denkst, sie wird dich einfach zu ihren Gefangenen lassen?"
„Nein, aber ich werde einen Weg finden", sagte Gen mit einem strahlenden Lächeln.
„Ich begleite dich", entschied Taro. Gens Plan war kein richtiger Plan. Er konnte Taro keine soliden Antworten geben und Taro vertraute ihm nicht genug, um lediglich dem Bauchgefühl des anderen zu folgen. Er konnte nicht Däumchen drehend hier herumsitzen, während Gen irgendwie irgendetwas anstellte, um seine Kameraden zu retten.
„Nein, dann sperren sie dich auch weg", lehnte der Städtler seine Hilfe jedoch augenblicklich ab.
„Ich komme als Drache mit. Wir tun so, als ob du mich gezähmt hast", schlug Taro hartnäckig vor.
Gen schien diesem Vorschlag gegenüber nicht abgeneigt. Für einen Moment dachte er sichtbar nach, dann fragte er Taro: „In was für eine Art Drache kannst du dich verwandeln?"
„Kaprosuchus."
Gen schüttelte enttäuscht seinen Kopf. „Dann wird das nicht gehen", sprach er: „In Bronstacken kann man gezähmte Drachen nur von Drachenzüchtern kaufen und Kaprosuchus sind illegal zu halten. Zu gefährlich."
In der Tat hatte Gen ihm diese Information zuvor bereits gegeben, Taro hatte es gekonnt verdrängt. „Dann...", wollte er protestieren, doch Gen unterbrach ihn, indem er eine Hand hob.

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Dragontale - Neuzeit I
FantasyNach dem Verlust ihrer Kameraden sind einige Monate vergangen und das Leben in Ekliptik geht weiter. Während die Aufständler noch trauern und damit beschäftigt sind, wie sie weiter gegen die Piraten vorgehen sollen, kommt der Stamm auf sie zu und bi...