Taro führte seine Patrouille bis zum See und von dort aus immer am Ufer entlang. Sie überquerten den Bach, der im See mündete und hielten sich dicht am Wasser. Das Ufer war karg, der Boden aus Kies und Sand. Außer einigen Schilfpflanzen wuchs dort nicht viel, sodass sie einen guten Überblick über die Umgebung hatten. Einige Meter weiter vom Ufer entfernt, erhob sich das unüberschaubare Dickicht des Waldes.
Sie gingen nur noch ein kleines Stück über den Bachlauf hinaus, dann blieben sie stehen. Der Wald hinter dem Bach gehörte nicht mehr zu ihrem Bereich, den sie tagtäglich abpatrouillierten.
Die Mondscheinhöhle lag zwar hinter dem Bach, jedoch so weit im Inneren des Waldes, dass Gahiji dort selten vorbeischaute. Sie hielt sich eher auf der anderen Uferseite des Sees auf und wenn sie mal einen Abstecher auf die andere Seite machte, begab sie sich selten so weit in den Wald hinein, sodass die Höhle halbwegs sicher vor ihr war.
Hier jedoch befand Taro sich bereits in einer Grauzone. Sie hatten den Bach bereits ufernah übertreten und befanden sich auf halbwegs offenem Gelände. Sogar von der anderen Uferseite wäre es für Gahiji möglich zu erkennen, dass sie sich in einem Bereich befanden, den Gahiji bereits ihr Territorium nannte.
Gerne hätte Taro den Bach gar nicht erst überschritten, um Konflikte zu vermeiden, jedoch befürchtete er, dass Gahiji sich dann gar nicht erst zeigen würde. Die Jägerin zeigte sich nur, wenn es aus ihrer Sicht ein Problem gab.
„Ich bin gespannt, was Gahiji uns erzählen wird", sprach Jelger in die Runde, nachdem sie eine Weile schweigend am Ufer gewartet hatten.
Niemand der Patrouillenmitglieder wagte es, sich hinzusetzen. Sie standen alle angespannt am Seeufer und machten sich zu jeder Zeit darauf gefasst, dass man sie aus den Büschen vor ihnen angreifen würde.
„Ich hoffe, dass sie überhaupt reden wird", mischte Zarif sich mürrisch ein. „Letztes Mal hat sie einfach ihren Drachen auf uns gehetzt und hat Kuipers beinahe umgebracht."
Jelger zog eine unzufriedene Miene. Er dachte einen Moment nach, dann meinte er dennoch optimistisch: „Vielleicht ist ihr heute mehr zu reden zumute."
Taro schüttelte verständnislos seinen Kopf. „Wie kannst du so optimistisch sein, wenn beide deine Eltern das absolute Gegenteil sind. Ich höre deine Mutter immer nur meckern."
Zu seiner Überraschung blicke Jelger ihn für eine gute Weile, nur mit einem komplizierten Gesichtsausdruck an, den Taro nicht deuten konnte. Dann legte sich sein altbekanntes Lächeln auf die Lippen des Brünetten und er entgegnete frech: „Na ja, du könntest dich ihr anschließen. Ich höre dich auch ständig nur meckern."
„Witzig", schnaubte Taro absolut nicht belustigt.
Er wollte soeben zu einem Konter ansetzen, als es vor ihnen im Gebüsch raschelte.
Taro wandte sich alarmiert dem Geräusch zu. Obwohl er nicht sah, wer oder was sich dort im Dickicht versteckte, rief er augenblicklich: „Wir wollen nur reden!"
„Ihr habt meine Grenzen überschritten", zischte eine Stimme aus den Schatten. Dann kam Gahiji aus dem Farngestrüpp getreten. Die Blätter bogen sich, so als würden sie sich vor ihr verneigen und die Frau trat ins Freie. Sie zog ihre Skelettmaske und die Kapuze ihres Umhangs herunter, sodass die Aufständler freie Sicht auf ihr erzürntes Gesicht hatten.
Taro konnte Mary nicht an ihrer Seite entdecken, jedoch beruhigte ihn das nicht, denn er hatte die Befürchtung, dass sich der Dilopho dennoch in der Nähe befand – lediglich so gut versteckt, dass Taro ihn nicht ausfindig machen konnte.
Die Vögel des Waldes schwiegen, nur der Wind, der vom Ufer her wehte, raschelte in den Bäumen. Die Tiere hingegen waren ungewöhnlich still. Es war zu befürchten, dass sich ein größerer Jäger in der Nähe befand.
DU LIEST GERADE
Dragontale - Neuzeit I
FantasyNach dem Verlust ihrer Kameraden sind einige Monate vergangen und das Leben in Ekliptik geht weiter. Während die Aufständler noch trauern und damit beschäftigt sind, wie sie weiter gegen die Piraten vorgehen sollen, kommt der Stamm auf sie zu und bi...