KAPITEL XVI | Leibwächter

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Taro und Gen saßen noch immer am Tisch in Gens kleinem Stelzenhaus und zerbrachen sich den Kopf über einen Plan C, als es plötzlich an den geschlossenen Fensterläden kratzte, als würden Mäuse auf dem Fensterbrett davor herumwuseln.

Gen schien sich nicht über das Geräusch zu wundern. Er schlenderte seelenruhig herüber zum Fenster und öffnete es nur ein Stück weit, um seinen Vogel Horus hineinzulassen.

„Er hat einen Zettel dabei", stellte der Schwarzhaarige als erstes fest, noch ehe Horus sich auf einer der Stuhllehnen niederließ.

„Hat er ihn nicht abgeben können?", hakte Taro nach.

Gen schloss die Fensterläden hinter sich wieder und antwortete: „Vielleicht ist es die Antwort, die er mitgebracht hat."

Taro warf zuerst Gen, dann dem Vogel einen verwunderten Blick zu und sprang schließlich auf die Beine, um zu Horus zu eilen, um ihm den Brief abzunehmen. Seine Bewegungen waren wohl etwas zu hastig für den Vogel, denn dieser schlug aufgeregt mit seinen Flügeln und stieß einen empörten Schrei aus. Doch Taro bekam den Zettel zu fassen und begab sich schnell zurück zu seinem Platz, um dort das Blattpapier aufzufalten.

Auf der Rückseite befand sich Gens Schrift, die er dort mit Tinte hinterlassen hatte. Im Inneren befand sich eine Antwort. Die Schrift war verschmiert mit großen, groben Zeichen verfasst und kaum lesbar. Taro war jedoch an Kadiras Sauklaue gewöhnt und konnte dementsprechend auch diese Schmiererei mit etwas Anstrengung entziffern, denn es handelte sich eindeutig um die Schriftzeichen aus Zodiac.

„Die Nachricht ist von meinen Kameraden", kommentierte Taro begeistert.

Gen hatte sich an die Rückenlehne von Taros Stuhl gelehnt und lugte ihm über die Schultern, um ebenfalls einen Blick auf den Brief werfen zu können.

„Kannst du das da lesen?", fragte er verblüfft.

„Ein bisschen", antwortete Taro. Dann las er stockend vor, was er glaubte aus der kurzen Botschaft entziffern zu können: „Keller, 3 Tür rechts."

„Isabelle hat davon gesprochen, dass deine Kameraden in den Kellerzellen eingesperrt wurden", sprach Gen nachdenklich. „Scheinbar befinden sie sich in der dritten Zelle von rechts im Keller."

„Ergibt Sinn", murmelte Taro. „Aber wie können wir sie von dort befreien?"

„Wieso leiten wir nicht Plan C ein?", fragte Gen und grinste ihn verschmitzt an.

Taro drehte sich auf dem Stuhl nach hinten um, um zu Gen hinaufzuschauen, welcher sich
grinsend über ihn gelehnt hatte.

Der sogenannte Plan C, den Gen zuvor erwähnt hatte, gefiel Taro absolut nicht, aber es
schien derzeit die einzige Möglichkeit zu sein, um seine Kameraden noch zu retten.

Zuerst hatte Taro den anderen gefragt, ob es eine Möglichkeit wäre, dass sie sich zusammen in den Keller schleichen könnten – über denselben Weg, über den Gen sich das erste Mal ins Anwesen geschlichen hatte. Allerdings hatte Gen gemeint, dass er ihn zwar leicht in den Empfangsraum der Königsfamilie schmuggeln könnte, alles darüber hinaus jedoch so gut wie unmöglich wäre, da die Königsfamilie Duan ihr Anwesen von diversen Wachen bewachen ließ und die bewohnten Räume der Familie innerhalb des Berges lagen und somit schwer zugänglich waren.

Hendrik Van Loon hatte sein Anwesen auch sorgfältig gesichert. Es schien eine königliche Angewohnheit zu sein, das eigene Grundstück wie einen Hochsicherheitstrakt zu behandeln.

Gen hatte deshalb vorgeschlagen, dass sie so tun könnten, als hätte Gen ihn dabei erwischt, wie er in Bronstacken herumgeschlichen war, woraufhin er ihn gefangen genommen und zum König gebracht hatte. Taro gefiel es nicht, sich in eine so vulnerable Rolle zu begeben, aber erinnerte sich daran, dass Skalli genau auf diese Weise mit seiner Truppe Hendrik Van Loon überwältigen konnte. Seine Kameraden hatten es einst geschafft, wieso sollte er es also nicht können?

Dragontale - Neuzeit IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt