KAPITEL XXVI | Unerwünschtes Aufeinandertreffen

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Am Nachmittag wurde Femke in den Bau von Rieka und Vanessa gerufen, weil Gen wohl mit einer Idee aufgekommen war, wie sie den Krieg zwischen Bronstacken und dem Stamm zumindest herauszögern konnten und Freyning hatte um ihre Meinung gefragt.

Demnach begab die Erste Offizierin sich augenblicklich zu dem hölzernen Bau und gesellte sich zu der kleinen Gruppe. Draußen nieselte es leicht und der Himmel war stark bewölkt. Man konnte das Wasser auf das Dach und auf den sandigen Boden vor dem Bau tropfen hören, als Femke sich im schützenden Inneren niederließ.

„Worum geht es?", fragte sie in die Runde.

Daraufhin lauschte sie Gens Vorschlag darüber, wie sie Bronstacken abschrecken konnten. „Im besten Fall, lassen sie den Stamm dann einfach in Ruhe. Im nicht so idealen Fall, können wir den Angriff zumindest hinauszögern und mit einem neuen Plan aufkommen", beendete Gen seine Wiederholung.

Femke nickte nachdenklich. Sie ging in ihrem Kopf all die Personen im Lager durch, die Drachenformen hatten und noch dazu, die eines Karnivoren.

Jelger und Taro waren in diesem Fall definitiv ihre aktuellen Spitzenreiter. Lumina könnte ihnen durch die Nacht helfen. Freynings Drachenform war die eines Microraptors – sie war sich nicht sicher, wie abschreckend er mit einer solch kleinen Gestalt sein würde. Zarif Aarns hatte ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit die Drachenform eines Carnotaurus erhalten und könnte somit hilfreich sein, doch mit viel mehr konnten sie derzeit nicht dienen.

„Ich bin mir nicht sicher, ob wir genügend Karnivoren zusammenbekommen, um eine ganze Stadt zu verschrecken", äußerte Femke ihre Zweifel.

Gen sah enttäuscht aus und fing an zu grübeln.

Femke befürchtete bereits, dass der Mann sich von ihr persönlich angegriffen fühlte, weshalb sie dies gerade klarstellen wollte, als Gen jedoch bereits wieder seine Stimme hob und ihr somit jegliche Chance zu einer Entschuldigung nahm. „Ich wäre dazu bereit", setzte er an und räusperte sich noch einmal, bevor er verdeutlichte: „Ich würde mich euch gerne anschließen. Ihr habt hier eine sehr schöne Gemeinschaft aufgebaut, wie ich die letzten Tage feststellen konnte. Alle hier sind so nett und ich würde gerne an eurer Seite kämpfen. Wenn es in Frage kommen sollte, dann wäre ich bereit eine Drachenform anzunehmen. Eventuell kann ich euch dann hilfreich sein."

„Eine Erstverwandlung durchzuführen, birgt Risiken", machte Freyning ihm mit strengen Blick klar.

Gen nickte mit schlagartig ebenfalls ernstem Gesichtsausdruck und fragte: „Was genau sind die Risiken?"

Daraufhin warf Freyning den Van Loons einen prüfenden Blick zu. „Erzähl es ihm ruhig", entschied Vanessa. „Gen hat die letzten Tage viel im Lager geholfen. Er hat es verdient, zu wissen, was auf dem Spiel steht."

„Gut", entgegnete der Soldat, woraufhin er sich wieder an den Neuankömmling wandte.

Freyning erzählte Gen davon, dass es passieren konnte, dass Menschen sich nach ihrer Erstverwandlung nicht mehr zurückverwandeln konnten, ihr Bewusstsein vermutlich zum Großteil verloren und zu Ganztagswandlern wurden. Außerdem erklärte Freyning dem Neuen, dass jede Person nach der Erstverwandlung und einer überstandenen Krankheitsphase anschließend nachts in Quarantäne musste, bis die Person ihre Verwandlungen im Griff hatte.

Gen hörte aufmerksam zu und nickte gelegentlich. Als Freyning seine Erzählung beendet hatte, fragte Gen: „Und wenn alles überstanden ist, werde ich mich willentlich zu einer bestimmten Tageszeit verwandeln können?"

„Genau."

„Ist der Prozess schmerzhaft? Muss ich bluten oder so?", spekulierte Gen.

Femkes Mundwinkel zogen sich amüsiert in die Höhe. Sie schüttelte beschwichtigend ihren Kopf. „Du wirst dich nicht mehr daran erinnern können und Blut musst du auch nicht abgeben."

Dragontale - Neuzeit IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt