kapitel 19

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Ich...war noch nie auf einem Date. Und ehrlich gesagt, habe ich mir davor auch nie erträumt, jemals auf ein Date zu gehen. Oder überhaupt jemanden zu haben, mit dem ich so etwas machen würde. Doch seit ich Nate kenne...muss ich zugeben, schon öfters darüber nachgedacht zu haben. Aber egal wie sehr ich es mir vorstelle, ich kann mir einfach nichts dabei denken. Außer das es wahrscheinlich peinlich wird. Es ist ja nicht so als könnte die Welt untergehen. ..oder?


Die Schule verging schneller, als wie ich dachte. Am Ende der Stunde kam aber noch Frau Riebler zu mir. "Mary, könntest du bitte dieses Buch zurück in die Bibliothek bringen?" Sie sah mich mit großen Augen und einem breitem Grinsen an, ich konnte nicht anders, als zu denken, dass sie sowas von fake ist. Ich linste kurz zu Nate, der sich gerade mit seinen Freunden unterhielt und sah dann nochmal zu Frau Fake. Ich zögerte kurz, nickte sie dann aber schweigend an, als sie mir das Buch in die Hand drückte. Es war ein Theaterstück, also war es nicht besonders dick oder schwer. Also machte ich mich auf den Weg zur Bibliothek. Ich würde ja sofort wieder zurück sein.


Als ich in die Bibliothek kam, grüßte mich schon die Bibliothekarin, woraufhin ich sie an nickte. Sie war meiner Meinung nach etwas zu herzlich, aber das war mir lieber als solche Frauen wie Frau Riebler. Es war nicht besonders viel los in der Bibliothek, aber das ist gar keine Seltenheit. Besonders seitdem an unserer Schule Laptops, Ipads oder ähnliches erlaubt sind, macht sich keiner mehr die Mühe, ein richtiges Buch in die Hand zu nehmen, man kann es sich ja ganz einfach herunterladen. Das finde ich irgendwie traurig, ich mache den Leuten aber keine Vorwürfe. Aber das mal beiseite. Ihr müsst wissen, auch wenn die Bibliothek nicht der beliebteste Ort der Schüler ist, ist sie kein kleiner Ort. Sie ist so groß, und es gibt eine Vielfalt von Büchern, das man hier eigentlich eine Woche verbringen könnte, ohne das einem langweilig werden würde...Aber ich war ja nicht hier, um mir irgendwelche Bücher anzusehen. Schließlich...hatte ich mich irgendwie...verabredet. Ich merkte wie ich erstarrte, weil der Gedanke mir kam und ich aufgeregt wurde.


"Was machst du da?" Ich ließ das Buch vor Schreck fallen, als ich mich umdrehte um zu sehen, wer da sprach. "N-nate..." Er beugte sich nach vorne, um das Buch aufzuheben, ehe er es kurz betrachtete. "Der Besuch der alten Dame...von Friedrich Dürrenmatt...wow, wusste gar nicht das Frau Riebler auf so ein Zeug steht..." Er reichte mir das Buch. "Es ist gar nicht mal so schrecklich...", murmelte ich. "Er kam mir einen Schritt näher. "Du hast es gelesen?", fragte er mich, mit hochgezogener Augenbraue. "Ja...ehm, ich hatte da mal so eine Phase...da mochte ich soetwas." Er musste grinsen. "Ist das so? Um was geht es denn?" Ich überlegte kurz. "Hmm...grob gesagt, um die Rache einer alten Dame, da ihr Mann sie sitzen gelassen hat." "Magst du es?", fragte er danach, nachdem wir durch die Regale schlenderten, da ich nach dem Platz für das Buch suchte. Da die Gänge eng waren, stand er ziemlich nah bei mir, was mich irgendwie irritierte. "Was meinst du?", fragte ich. "Lesen", antwortete er. Es war mir etwas unangenehm, über mich zu reden. Ich nickte, als ich meinen Blick hob, um ihm ins Gesicht zu sehen. "Ja...", murmelte ich. Ich merkte wieder, wie ich nervös wurde. Es war das erste mal...das sich jemand für mich interessierte. Nicht viele Leute wissen davon. Und die meisten Leute vergessen sowieso, was ich sage. Es ist, als ob ich unsichtbar bin. Aber Nate...er hat mich sofort gefunden, obwohl ich weggegangen war. Ich mochte dieses Gefühl. Das sich jemand um mich sorgt...Gedanken um mich macht...auch wenn es nur ein klitzekleiner Bruchteil von seinen anderen Gedanken ist...macht es mich jedoch glücklich.

Nate sah sich etwas in der Bücherei um.

Ich fand die Stelle, an der da Buch gehörte. Es war das oberste Stück vom Regal. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen. Doch ich kam an die Stelle einfach nicht heran. Nur...noch...ein...Stück. Plötzlich wurde mir das Buch aus der Hand genommen und mit einer Leichtigkeit in die Stelle hineingeschoben. Schlagartig drehte ich mich um, woraufhin ich schreckhaft meine Augen aufriss. Nate stand Zentimeter vor mir. "Alles in Ordnung?", fragte er. Mir war der Moment so unangenehm, das ich durch seine Arme hindurchkrabbelte, und einpaar Schritte mich von ihm entfernte. "D-danke...", stotterte ich. Mein Gesicht brannte förmlich. Ich atmete tief ein und aus und versuchte mein Herz zu beruhigen. Doch in sein Gesicht zu sehen...Nein...besser nicht. "Also wenn wir hier fertig sind...dann..gibt es einen Ort, den ich dir zeigen will", sagte Nate, ehe er sich mir mit schnellen Schritten näherte, meine Hand nahm und mich mit sich zog.



Der zweite Versuch?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt