Kapitel 26

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Wir reden nicht über das Vorkommnis. Als ich am nächsten Morgen in die Küche komme steht das Frühstück schon am Tisch und Zayn macht sich gerade über Pancakes her. „Morgen" nuschle ich, lasse mich neben ihm nieder und fülle meinen Teller mit Bacon, Pancakes und Rührei. Aus der Halterung nehme ich mir den Starbucks Becher auf dem Louis geschrieben steht und stelle zu meiner Freude fest, dass der Tee tatsächlich gut schmeckt. Genießerisch nehme ich einen weiteren Schluck, lehne mich nach hinten und schließe meine Augen. „Tommo, Malik" begrüßt mein Bodyguard uns, befüllt seinen eigenen Teller und setzt sich mir gegenüber hin. „Wann müssen wir los?" informiere ich mich mit einem Blick auf die im Ofen verbaute Uhr. „In einer halben Stunde" erklärt er, spießt einen Pancake auf und, fragt mich nicht wie, schiebt ihn sich komplett in den Mund. Staunend sehe ich zwischen seinem Mund und den Pancakes auf meinem Teller hin und her, ziehe meine Augenbrauen in die Höhe und nicke staunend.

Auf dem Weg zur Talkshow Aufnahme checke ich mein Handy und schreibe Harry, aber er hat auch auf meine letzten Nachrichten nicht geantwortet. Dann fällt mir auf, dass er zeitlich zwölf Stunden vor mir ist und ich seine Nachrichten wahrscheinlich erst lesen kann, wenn ich heute Abend ins Bett falle. Scheiße, warum vermisse ich ihn nur so sehr. „Das ist gruselig" reißt Zayn mich aus meinen Gedanken, ich drehe meinen Kopf zu ihm und ziehe fragend eine Augenbraue hoch. „Du siehst aus, als würdest du gleich Regenbögen kotzen" – „Sei doch froh, dass ich dir nicht auf den Sack gehe", entgegne ich mit einem koketten Grinsen auf den Lippen. Er seufzt, verdreht seine Augen, sagt aber nichts mehr. Auch die restliche Fahrt über bleibt es, bis auf das Radio und Murphys leises summen Still. Solange es so ist, genieße ich es, denn sobald ich das Studio betrete, wird es keine ruhige Sekunde mehr geben. Damit sollte ich recht behalten, dann kaum hat mein Fuß die Türschwelle überschritten, werden wir von Mitarbeitern der Show begrüßt und unter ihre Finger gekrallt. Mir wird das anscheinend neue Studio gezeigt. Die Maske, die Produktion nur, um am Ende wieder in der Maske zu stehen. Da meine Stylistin Nicole nicht mit nach Los Angeles kommen konnte, hat sie die Sachen Die ich tragen soll angegeben und sie wurden hierher geliefert. Während ich mich umziehe Makeup ins Gesicht gekleistert bekomme und meine Haare gemacht werden, unterhalten sein und die Produktion sich angestrengt. Was ich immer wieder mit einem kurzen Blick zur Seite beobachte.

Entspannt scheint die Diskussion nicht, allerdings sind die Stimmen auch noch so leise, dass ich nichts verstehen kann. Deshalb denke ich, dass es nicht zu schlimmes sein wird, zumindest nicht so schlimm, dass mein Auftritt heute Abend plötzlich abgesagt wird. Wahrscheinlich versucht er noch herauszuholen, dass Harry nicht angesprochen wird, immerhin ist das Outing erst einige Tage her und bisher war sein Name nicht wieder auf der Blacklist von Dingen, die angesprochen werden. Ich bin hier, um über meine Musik und das Album zu sprechen, dessen Release nicht mehr als 2 Wochen entfernt ist. Verdammte Scheiße, wo ist die Zeit überhaupt geblieben? Vor einem halben Jahr habe ich mich geoutet. Und jetzt erscheint mein neues Album als queerer Artist. Natürlich ist meine Sexualität nicht alles, was mich ausmacht, aber irgendwie ist es doch etwas anderes geoutet, ein Album zu veröffentlichen. Die Öffentlichkeit wird die Songs anders interpretierten. Vielleicht habe ich sie für Harry geschrieben, oder für einen anderen Typen, auch wenn es nie einen anderen Typen gab. Das weiß niemand außer mir. Ob ich will oder nicht, wird den Artikel in Bezug auf meine Sexualität, meine Identität, mein Privatleben genommen. Dabei ist es doch scheiß egal, ob ich über einen Mann oder eine Frau schreibe, solange nicht die Person Liebe. Und ich liebe Harry.

„Alles okay?" erkundige ich mich in der kurzen Zeit, die mir bleibt, bevor ich verkabelt werde, woraufhin Zayn nickt und mir versichert, dass Harry kaum angesprochen wird. Wir wissen trotzdem beide, dass es das ist, worauf der Moderator sich stürzen wird. Keine 2 Minuten später bringt mich ein schwarzes Polohemd tragendes Crew Mitglied mich zur nächsten Station: die Kabel. Das püschelige Mikrofon wird am Kragen meines Shirts befestigt und die kleine Box in meine rechte Hosentasche geschoben. Mit geschickten Händen fädelt der Typ das Kabel durch mein Shirt und steckt es ein, dann wird getestet, ob die Signale bei mir ankommen und das Mikrofon auf der richtigen Frequenz läuft. Wirklich verstehen tu ich davon nichts, aber ich habe es oft genug gemacht und mittlerweile ein paar Begriffe aufgeschnappt zu haben. Am anderen Ende des Räume Raumes hebt der Soundmanager seinen Daumen der Typ neben ihr nickt und ich werde allein gelassen. Wie bestellt und nicht abgeholt bleibe ich stehen. Irgendjemand wird mich schon abholen. Spätestens bemerken werden sie es ja, wenn ich nicht auf die Bühne komme, wenn ich soll. Ein anderer Mann im selben Pulli Shirt kommt auf mich zu, leg deine Hand auf meinen Rücken und führt mich, ohne ein Wort zu sagen zum Backstagebereich, von dem aus ich auf die Bühne laufen kann, wenn das entsprechende Signal kommt.

Dadurch, dass diese Show live aufgezeichnet wird, muss alles glatt laufen. Die Fragen müssen Stimmen, ich muss pünktlich sein und nichts sollte vergessen werden. Der Moderator schwafelt vor sich hin und ich versinke in Gedanken daran, dass die kommende Woche anstrengend wird. Der Jetlag ist nicht stark aber trotzdem da und ich vermisse Harry. Fuck, wann bin ich so ein Typ geworden, der rumheult, wenn er seinen Freund für eine Woche nicht gesehen hat?! Vor einem Jahr habe ich mich mit Zayn noch über sowas lustig gemacht, gewitzelt wie Armselig es ist, weil wir beide es noch nie erlebt haben. „Tomlinson, 30" werde ich aus meinen Gedanken gerissen, sehe auf und lande mit meinen Augen auf dem ersten Typen im Polohemd. Er jedoch würdigt mich keines weiteren Blickes und tippt auf einem iPad herum, das er aus dem nichts gezaubert hat. „Meine Damen und Herren, begrüßt... Louis Tomlinson!", werde ich angekündigt. Ich straffe meine Schultern, atme tief ein und laufe auf die Bühne hinaus. Das Toben der Zuschauermenge blende ich aus, hebe aber meine Hand, um die vorhandenen Louies zu begrüßen, was ihnen noch lautere schreie entlockt. Dem Host reiche ich die Hand, setze mein bestes Lächeln auf und setze mich in den riesigen Sessel, in dem ich sicherlich aussehe, als wäre ich nicht größer als 1,50. Na super. „Louis, du hältst deine Fans ganz schön auf Trapp" beginnt Brad sofort das Gespräch und lehnt sich ein wenig vor. „Scheinbar, es dauert nicht mehr lange bis zum release und dann ist es nicht mehr ganz so lang, bis die Tour endlich los geht. Dazwischen, auch wenn man es von außen nicht unbedingt mitbekommt, passieren auch einige Dinge. Proben, Termine und ich höre nie wirklich auf, Songs zu schreiben, also ja, die Fans wurden in letzter Zeit echt auf trapp gehalten." Weiter entfernt von der Antwort, die Brad sich gewünscht hat, könnte meine nicht sein, aber genau das habe ich damit bezweckt.

Solange er Harry nicht anspricht, werde ich es auch nicht tun. 

Er versucht sich nichts anmerken zu lassen, tippt die Karteikarten in seiner Hand auf die Hölzerne Tischfläche und lehnt sich weiter vor. „Du freust dich auf die Tour?" – „Natürlich, das ist das beste an meinem Beruf" reagiere ich voller Überzeugung und lächle. „Die Energie der Fans zu spüren, diese Atmosphäre im Raum, das ist das Beste. Ich merke, wenn sie eine gute Zeit haben, sie merken, wenn ich eine gute Zeit habe und dieses Gefühl ist wirklich unbeschreiblich. Da merke ich die Verbindung zwischen uns richtig" Selbst von diesem Redefluss überrascht lehne ich mich zurück und lecke mir über die Unterlippe. „Das klingt überzeugt" Ich ziehe nur meine Augenbraue in die Höhe. „Dieses Mal wird die Tour anders für dich aussehen, oder?" – „Inwiefern?" erkundige ich mich mit einem unwohlen Gefühl im Magen. „Tour ist dafür bekannt wild zu sein, Rock'n'Roll" Langsam nicke ich. Früher vielleicht. „Jetzt geht es nicht mehr, liege ich richtig?" – „Die Jungs und ich werden immer noch Spaß haben." – „Bei Sex, Drugs und Rock'n'Roll fällt aber eine Sache weg" grinst er siegessicher, seine Handfläche bittend auf mich gerichtet. Die Härchen in meinem Nacken stellen sich auf und ich unterdrücke ein erzittern meines Körpers. „Und was davon fällt deiner Meinung nach weg?" frage ich höflich aber dennoch so warnend, dass er verstehen sollte, dass ich bei der nächsten Unangebrachten frage aufstehe und weg bin. Mir egal, ob ich Strafe zahlen muss.

Von der Seite des Sets aus betrachtet mein bester Freund mich kritisch, was das ungute Gefühl in mir nur verstärkt. Keine der Weiteren Fragen sind außerordentlich interessant gestellt noch interessiert ihn meine Musik offensichtlich nicht wirklich. Warum ich hier bin, verstehe ich auch nicht, denn niemand der sich das hier ansehen wird, wird danach bei einer meiner Shows sein, denn ich komme wahrscheinlich wie ein Arsch rüber. Alles, was diesen Typen interessiert ist, mit wie vielen Menschen ich schlafe (einer) und warum meine Touren nicht mehr aus Gigs, Drogen und Gangbangs bestehen (taten sie nie). Mit jeder verstreichenden Sekunde erhitzt sich das Blut in mir, bis ich das Gefühl habe, zu explodieren. Glücklicherweise wird das Interview beendet, bevor in mir irgendeine Sicherung durchgeht und ich stürme wutentbrannt zurück in meine Umkleide, sobald die Kameras nicht mehr laufen. Schnell ziehe ich mich um, ziehe Murphy, der mir auf dem Gang begegnet, mit mir und stöhne genervt, sobald ich ins Freie trete. Aus meiner Hosentasche ziehe ich eine Packung Zigaretten, stecke mir die erste an und atme ein.

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hi Freunde der Sonne,

die Nord Amerikanische Promo Tour läuft an - mehr schlecht, als recht. Was meint ihr? Und wie sehr werden Louis und Harry sich wohl am Ende der Woche vermissen?

love, j x

take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt