Kapitel 61

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Der Blick, der mich trifft, müsste mich tot umfallen und auf der Stelle verschwinden lassen. Aber er tut es nicht, denn weder befinden wir uns in einer Traumwelt, noch kann der Lockenkopf zaubern oder sonstige magische Kräfte anwenden. In diesem Fall ist das zu meinem Vorteil.

Seine Haut ist so rot wie die Schale des Hummers, welchen ich gestern Abend noch auf dem Teller liegen hatte. Kurz wandern meine Augen weiter über seinen, trotz des alarmierend aussehenden Sonnenbrands, immer noch begehrenswerten Körper, dann sehe ich ihm in die Augen und zucke mit den Schultern. „Lou", jammert er das bestimmt tausendste Mal heute, die Arme schlapp neben seinem Körper hängend. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. Obwohl ich Brite bin, habe ich keine Ahnung von Sonnenbrand. Es war schlichtweg noch nie der Fall, dass ich mich drum kümmern musste. Sonnenbrand ist auch in Australien keine Gefahr für Louis Tomlinson. Wanderungen vielleicht, Sonne nicht. Bei Harry ist es, trotz der Bambi haften Erscheinungen sichtlich das Gegenteil.


„Gib mir...", ich sehe auf meinem Handy die Uhrzeit nach, „...zwanzig Minuten, okay? Dann kümmere ich mich um dich" – „Ich bin kein Kleinkind", muckt der Jüngere, setzt sich dann aber langsam aufs Bett und blickt mich abwartend an. Schnell nicke ich, streife mir eine dünne Sweatjacke über und schnappe mir die Chipkarte für unser Hotelzimmer. Wobei es eigentlich nicht als Zimmer durchgehen sollte, mit den zwei Zimmern, die es hat. Im Fahrstuhl zur Lobby suche ich in Maps die nächste Apotheke und stelle erleichtert fest, dass ich keine fünf Minuten dort hinlaufen muss. Ein Glück. In der Lobby sehe ich Jules und Sophia auf einem der Sofas sitzen, während sie an ihren Handys sind. Also gehe ich nicht hin, sondern gehe direkt zum Ausgang und sehe auf mein Handy herunter. Auf dem Weg zur Apotheke geht es am Strand entlang, wo gerade die Sonne untergeht und den Himmel in unendlichen Orange-, Pink- und Blautönen strahlen lässt. Kurz bleibe ich stehen, um ein Bild davon zu machen, welches ich dann in meiner Instagram Story poste, während ich weiter den Weg entlangschlendere. Dabei scrolle ich noch etwas durch meinen Feed und schmunzle, als ich das Bild poste, was vor einiger Zeit meine Beziehung mit Harry bestätigt hat. Verrückt, dass das nicht mal ein Jahr her ist und ich ihn damals nicht wirklich leiden könnte. Meinen Harry, nach dem ich mittlerweile mehr als verrückt bin. Dieser Mann hat mich um seinen kleinen Finger gewickelt, als wäre es nichts.

Grinsend schüttle ich meinen Kopf.

In der Apotheke nicke ich lächelnd der Arbeitenden Dame zu, dann sehe ich mich einmal um und gehe auf sie zu. „Hi, ich brauche etwas, das gegen Sonnenbrand hilft", erkläre ich, während meine Augen die Regale hinter der Frau abscanne. Die Hälfte der Produkte sagen mir nichts. Dann sehe ich wieder zu ihr und stelle fest, dass sie mich noch immer mustert. Fragend schießen meine Augenbrauen in die Höhe, was sie dann dazu verleitet, damit zu beginnen, auf ihrem PC zu tippen. Hinter ihr beginnt die Wand zu brummen, dann rutscht eine Verpackung eine Rutsche runter und landet zwischen den Regalen an der Wand. Sie legt die Packung auf die Theke, tippt wieder in ihren Computer und sieht mich dann an. „Abhängig von ihrem Sonnenbrand können sie das Gel mehrmals täglich anwenden und auf den betroffenen Stellen auftragen. Außerdem sollten sie sich vor der Sonne schützen, eine Mütze tragen und bestenfalls nicht auf der gereizten Haut liegen", rattert sie herunter, während sie mir in die Augen sieht. Sobald sie aufhört zu sprechen wendet ihr Blick sich ab und schleichen dann meinen Körper entlang. Oder zumindest das, was sie davon sieht.

Ob sie wohl meinen Sonnenbrand sucht? Na, dann kann ich sie enttäuschen, meiner Haut geht es blendend, was ich aufgrund von Harrys zustand, nur begrüßen kann. Sowas genießt man nur, bis es zu spät ist und man selbst Sonnenbrand hat. Oder eben der Freund. „Danke", ziehe ich ihre Aufmerksamkeit wieder auf mein Gesicht. Aus meiner Tasche ziehe ich meine Kreditkarte und halte sie hoch. Die Zwanzig Minuten, die ich Harry versprochen habe, sind sicherlich schon rum. Sie nickt und scannt den Barcode ein. „Sie können." – „Danke", grinse ich, halte meine Karte an das Lesegerät und greife nach der Lotion, sobald die Karte gelesen wurde. „Schönen Abend noch" lächle ich noch, dann wende ich mich ab und mache mich auf den Weg zurück zum Hotel.

take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt