Kapitel 39

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Sekündlich werden neue Benachrichtigungen von Zayn angezeigt. Ich presse meine Faust auf meinen Mund, um nicht loszuprusten.

Zayn: Ich wäre lieber im Stip Club, als hier

Zayn: Als Tänzer

Zayn: 🕺

Zayn: Oder Italien oder so, aber das dauert auch nicht mehr lang.

Damit hat er Recht. Vier Wochen, dann spiele ich in Rom. Mein iPad ziehe ich in meinen Schoß und fahre mir durch die viel zu langen Haare. Langsam schleicht ein Grinsen sich auf meine Lippen, die Stimmen des Vortragenden blende ich aus, ziehe Safari auf den Bildschirm und öffne im Split View den Kalender. Mittwoch ist die vorerst letzte Bandprobe, ich habe von Freitag bis Sonntag nichts mehr vor. Mein Grinsen wird breiter.

Louis: Hast du am Wochenende was vor?

Ohne Harrys Antwort abzuwarten, öffne ich AirBNB und entferne Safari aus dem Split View. In die Suchleiste schreibe ich Italien, stelle die Kriterien auf zwei erwachsene und starte die Suche. Gelangweilt scrolle ich durch die Ergebnisse, während ich auf die Antwort warte. Vom Zuhören halte ich nicht allzu viel. Alles, was ich weiß, ist, dass ich nicht weiß, warum ich hier bin. Ich weiß sowieso schon alles, was hier potenziell gesagt wird.

Harry: Hatte ab Freitag gegen Mittag vor, es mit dir zu verbringen, ehe die Tour losgeht, warum?

Harry: Hast du schon was vor?

Ein meine Seite treffender Ellenbogen bringt mich in die Realität zurück. „Fuck" japse ich mir über die schmerzende Stelle streichend, während mein Blick zu meinem, für meinen Eindruck zu zufrieden aussehendem, bestem Freund schnellt. „Fick dich" – „Dafür hast du Harry", erwidert er nur, ehe er sich abwendet. Meine Konzentration zurück auf mein iPad gelenkt suche ich nach einer Unterkunft, checke die verfügbaren Daten und buche sie. Noch während die Buchungsbestätigung angezeigt wird, suche ich nach Flügen. Passend zum Ende des Meetings habe ich sie gebucht, sodass wir Freitag um 14:00 losfliegen und Sonntag um neun wieder hier sind. Meine Vorfreude ist riesig, aber auch die zwei wirklich anstrengenden Bandproben lindern sie nicht. Trotz zwei Tagen, an denen ich um neun im Studio stehe und nicht vor zwölf nach Hause komme, habe ich gute Laune. Sophia, Jules und Sky sind angestrengt, aber freuen sich auch auf die letzten off Tage, bevor die kommenden Monate in Tourbus und Hotel verbracht werden.

Freitag morgens verfrachte ich meinen Koffer in mein Auto und mache mich auf den Weg zu Harry. Ein grinsender Niall öffnet mir die Tür, ehe er mir in die Arme fällt. „Hi", grinse ich, erwidere die Geste und folge ihm in die Wohnung. „Harry wird dich umbringen. Und dann darauf bestehen, sich mit einem Blowjob zu bedanken" Meine Kinnlade klappt herunter und meine Augen werden riesengroß, während ich den braunhaarigen verstört anstarre. „Wie bitte, was?" – „Ich weiß nicht wer von euch wen vögelt, deshalb hab' ich Blowjob gesagt, das teilt man doch? Oder nicht? In Pornos machen das meist beide." redet er immer weiter vor sich hin, während ich verstört im Flur stehen bleibe. Pornos? Ich dachte Niall sei hetero? „Du guckst schwulenpornos?" – „Ich muss doch wissen, was Harry und du treiben, oder? Wie das mit Frauen geht, weiß ich ja." Erklärt er mit der Schulter zuckend, als wäre es das normalste der Welt, sich das anzusehen. „Du bist der sonderbarste Mensch, den ich kenne" – „Es ist mir eine Ehre" Vollkommen überzogen verbeugt er sich, was mir ein Lachen entlockt. Kurz starre ich ihn ungläubig an, dann schüttle ich in der Hoffnung die sich bis jetzt abgespielte Szenen zu vergessen den Kopf. Im Zimmer meines Freundes fällt mein Blick umgehend auf den mittig auf dem Bett platzierten Bären. Wärme breitet sich in meiner Brust aus.

Vom Kleiderschrank nehme ich nach ein wenig Schwierigkeiten mit der Größe des Schrankes, nicht meiner, eine Reisetasche, die ich dann auf dem Bett platziere. Aus dem Schrank nehme ich die Basics die Harry braucht inclusive Badehose, verzichte aber auf Pullis. Er wird so oder so meine klauen. „Ihr seid sicher, dass ihr mich nicht mit in die Beziehung aufnehmen wollt?" – „Du müsstest einen Penis anfassen, der nicht deiner ist." Erwidere ich stumpf und beobachte belustigt, wie sein Mundwinkel in einer Mischung aus erstaunen und grinsen hin und her zuckt. „Auch nicht als Sugar Baby?" So langsam erschleicht sich mir der Verdacht, dass er tatsächlich etwas von dieser absurden Idee hält. „Falls du einen Daddy oder in deinem Fall eher Mommy suchst, kannst du das bestimmt auf Websites machen, aber ich bin nicht der Mensch dafür." Mit zu einem ‚O' geformten Lippen zeigt er auf den Teddybären auf Harrys Bett. „Weil ich ihn liebe, nicht weil ich seine Liebe erkaufen will" erkläre ich Kopfschüttelnd, greife nach dem Teddy und lege ihn auf die Kleidung, ehe ich den Reisverschluss der Ledertasche in meinen Händen schließe. „Ich hasse, dass du so gut zu ihm bist, da kann ich mich nicht über dich beschweren." – „Du willst, dass Harry einen Freund hat, der ihn nicht gut behandelt?" erstaunt sehe ich ihn an. Als er nicht antwortet, ziehe ich nachdrücklich eine Augenbraue in die Höhe, was ihn seufzen und den Kopf schütteln lässt. „Natürlich nicht, aber es war immer so lustig, wenn wir gegenseitig unsere... Fehlentscheidungen kommentiert haben, weißt du? Manchmal hat man im Licht des Alkohols eine andere Person gesehen, als die, die morgens vor einem Steht und erzählt, sie habe ein ganz wichtiges Vorstellungsgespräch, wegen dem sie wegmüsste, weißt du?"

Eine merkwürdig genaue Beschreibung. „Wenn jemand dich nicht genug ehrt, um wenigstens in so einer Situation ehrlich zu dir zu sein, hat sie nicht verdient, dass du dir im Nachhinein noch einen Kopf machst, Horan", verbalisiere ich meine Gedanken und lege den Tragegurt über meine Schulter. Er erwidert nichts, sondern sieht mich mit schiefgelegtem an. „Hör zu, ich habe von der Hetero Sache so viel Ahnung, wie du von der Schwulen, aber du verdienst eine Person, die dich nimmt wie du bist und ehrlich zu dir ist. Ich weiß nicht, wie ich Harry verdient habe, aber ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um ihn glücklich zu machen. Wenn deine zukünftige Freundin nicht genauso ist, hat sie dich nicht verdient." Nun ziert ein Lächeln seine Lippen. „Danke, dass ich vorbeikommen konnte und dass du ihm nichts gesagt hast" – „Kein Problem" erwidert er mir die Tür aufhaltend. Aufgeregt lege ich seine Tasche neben meine, schließe den Kofferraum und mache mich auf den Weg zu Harrys Uni.

Weil Harry erst ein paar Mal von mir an der Uni eingesammelt wurde, parke ich gegenüber vom Gebäude, steige aus und lehne mich gegen den Wagen. Einige Studenten stehen schon rum, schenken mir allerdings keine Beachtung, was mich grinsen lässt. Es tut gut, einfach ignoriert zu werden. Eine Wolke zieht über den Himmel und tränkt den Platz in Sonnenlicht, was mich dazu verleitet, meine Sonnenbrille aufzuziehen.

Ich entdecke ihn in dem Moment, in dem er aus der Tür tritt. Kurze, beige Shorts sind mit einem hellblauen Hemd gepaart, bei dem er einige Knöpfe offengelassen hat. Er sieht umwerfend aus. Er ist in ein Gespräch mit Ed vertieft, aber ich kann auch andere Personen, inklusive Rachel, in der Gruppe, die ihn umgibt, entdecken. Mit meinen Augen verfolge ich ihn einige Momente, dann stoße ich mich vom Auto ab, fahre mir durch die Haare und beiße auf meine Unterlippe, um ein lächeln zu unterdrücken. Sein Blick fällt auf mich und ich würde am liebsten den Gesichtsausdruck einfangen und in ein Einmachglas stecken, den Harry hat, als er mich sieht. Er verabschiedet sich von seinen Freunden, deutet auf mich und löst sich von der Gruppe, um mir entgegenzugehen.

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Freunde der Sonne,

der Relationship Trip (Pre)Tour geht los! Wohin denkt ihr, geht es?

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take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt