Kapitel 14

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Zayn erholt sich nicht. Er nimmt kaum an der Diskussion Teil. Vielmehr sitzt er einfach neben mir in seinem Stuhl und schaut vollkommen in seine Gedanken versunken an die gegenüberliegende Wand. Einerseits ist es amüsant, ihn so zu sehen, auf der anderen Seite fände ich es glaube ich doch besser hätte er sich an der Diskussion beteiligt. Denn so wie es jetzt ist, muss auch ich meinen Senf dazu geben, anstatt einfach zu nicken. „Ich bin dafür, dass wir die schwarzen Shirts nutzen." Nele nickt zustimmend, Schreibt sich etwas auf und zeigt das ihrem Kollegen. Er nickt, murmelt seiner Kollegin etwas zu und richtet seine Augen wieder auf mich: „Was Hältst du davon, wenn wir eine Sonderkollektion mit dem anthrazitfarbenen Shirt machen? Nächstes Jahr zum Jubiläum deines Albums zum Beispiel." Kurz überlege ich, dann schüttle ich jedoch meinen Kopf. Ich möchte kein Match extra zum Jubiläum rausbringen, das ist reine Geldmacherei und hat keinen sentimentalen Wert, weder für mich noch die Fans. Klar, es ist cool, dass mein Album dann schon ein Jahr draußen ist. Aber der Release Day, ist der einzige Tag, der für mich immer einen emotionalen Wert mit sich bringt. „Zur Anniversary nicht, aber können wir es nicht zum Vorbestellen in den Shop tun? So produzieren wir nur so viel, wie wir auch wirklich brauchen", schlage ich vor und sehe fragend in die Runde. Zayn nickt neben mir, das Designteam tut es ihm gleich. Schön, dass er sich auch mal wieder an der Diskussion beteiligt. Aber für die Menge, die er schlussendlich beigetragen hat, hätte er nicht noch studieren müssen? Sicherlich nicht. Wir einigen uns auf meinen Vorschlag, ich trinke meinen Tee auf und verabschiede die beiden mit einem freundlichen Lächeln. Keine Minute später betritt Svenja den Raum.

Sie ist bei BSI zusammen mit einem der Projektmanager für die Planung von den Touren, Festivalauftritten und allen anderen Gigs zuständig. Während dieser den groben Zeitplan entwirft, kümmert sie sich um Hotels, Flüge und andere Planungselemente, die ich allein nie im Leben auf die Kette bekommen würde. In meiner Vorstellung ist ihr Schreibtisch voll mit Klebezetteln, Kalendern und hundert anderen Dingen, über die ich den Überblick verlieren würde. Irgendwo in den vielen Schritten, die erfüllt sein müssen, würde ich an einem Flughafen oder in einer Stadt stranden. Und niemals zurückfinden. Sie lächelt in die Runde, lässt sich in ihren Stuhl fallen und seufzt. „Scheiß Tag?" will ich wissen und erhalte prompt ein Ächzen von ihr. „Super scheiß Tag" Verstehend nicke ich. Manchmal ist es einfach so und ich bin der letzte der sich nicht freut, sollte das Meeting früher Enden. „Gut, muss trotzdem gemacht werden. Wie ihr bereits wisst, Hallo Zayn, geht es um die Tour. Um die Planung, eher gesagt." – „Dann schieß mal los"

Sie grinst, nickt und wirft ihre eigene PowerPoint an die Leinwand hinter ihr. Zu meiner Erleichterung sind es nur wenige Slides und sie sieht nicht so aus, als müsste man jedes Mal elendig lange zuhören, bis ein Punkt abgehakt ist. „Fangen wir leicht an: die Ungefähre Route. Wie von dir gewünscht, Louis, beginnt die Tour in England und zieht nach einigen Stopps nach Europa weiter. Daraufhin folgen Nordamerika und aus ersichtlichen Gründen Südamerika. Danach gibt es zwei Wochen Pause, ehe es über Asien nach Australien und für eine letzte Show nach Doncaster geht." Immer wieder nicke ich, lehne mich zurück und verschränke meine Arme hinter meinem Kopf. Es ist gut zu wissen, dass ich das schon mal richtig im Kopf hatte. Bei den kommenden Interviews wäre es auch echt scheiße, hätte ich es nicht gewusst. Meine Fans fänden es wahrscheinlich nicht schlimm, sondern eher lustig, aber die Presse? Die hätte wahrscheinlich eine großartige Zeit, sich über diese Tatsache her zu machen. „Ist gemerkt und gespeichert, danke." – „Besser ist das auch", murmelt sie, streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr und schaltet zur nächsten Folie. Unterbringung, steht in großen Buchstaben in der oberen linken Ecke und kündigt sich damit selbst an. Ich merke, dass ich Gähnen muss und versuche es zu unterdrücken, aber mein Körper ist zu schnell. Ich halte mir meine Hand vor den Mund, lehne den Kopf in den Nacken und hoffe, dass Svenja es nicht mitbekommen hat. Aber ich erreiche mein Ziel nicht, sondern Svenja schenkt mir einen empathischen Blick, ehe sie fortfährt.

Die Hotels, in denen wir bleiben sind alle von derselben Kette und wir haben in Europa, England und in den Staaten einen Tourbus mit dem wir die meisten Strecken zurücklegen. Zwischen den Kontinenten und bei längeren Strecken in Amerika wird dann doch das Flugzeug genommen, in Südamerika, Asien und Australien sowieso. Außerdem wird das Formular mit Wünschen fürs Catering ausgeteilt und ausgefüllt, damit jeder was zu essen bekommt. Ich bin kein Veganer oder so, aber im Team gibt es Veganer oder andere Lebensmittelallergien, die im Vorhinein abgeklärt werden müssen. So wie es sich gehört gebe ich mein und Zayns Formular ausgefüllt zurück, sehe an die Leinwand und stelle erfreut fest, dass wir fast am Ende des Meetings angekommen sind. Nur noch eine Folie. „Was gibt es noch?" frage ich mit einem Blick auf Zayn, der noch immer nicht wieder der alte ist. Zwar starrt er nicht mehr wie ein Psychopath an die Wand, aber wirklich mit mir oder Svenja interagieren tut er auch nicht. „Jetzt geht es erstmal nur um den Teil der Tour, der in England stattfindet" kündigt sie mit einem Klick auf ihren Laserpointer an. Gut, das ist wenig. „Nach dem Konzert in London ist klar, dass du wieder in dein Haus fährst, Doncaster dasselbe." Erklärt sie, was ich bestätige. Alles andere ergibt keinen Sinn. „Dazwischen geht es für Konzerte noch nach Manchester und Brighton, dort wirst du im Hotel untergebracht, außer du bestehst darauf direkt nach dem Konzert noch nach London oder Manchester zu fahren. Je nachdem, wo die nächste Location ist." – „Alles gut, ich bin zufrieden, solang ich mir kein Zimmer mit Zayn teilen muss" witzle ich, stoße dem angesprochenen den Ellenbogen sanft in die Seite und grinse.

Svenja sieht mich dankbar an, nickt einmal und schreibt etwas in ihren Laptop, dann zieht die die Kabel und der Beamer geht aus. Bewegung kommt in den Raum, ich stehe auf und strecke meine Arme über meinen Kopf, ehe ich mit meinem Fuß gegen Zayns Wade stoße. „Komm" Tatsächlich steht er auf, geht mit mir gemeinsam zum Fahrstuhl und fährt hinab in die Tiefgarage. Vor seinem Auto bleiben wir stehen, ich lege ihm meinen Arm um die Schulter und wackle mit meinen Augenbrauen. Er nickt, steigt ins Auto und fährt vor mit aus der Tiefgarage.

Zuhause laufe ich in mein Schlafzimmer und fahre damit fort, meine Wäsche einzusortieren. Bevor ich heute morgen weg musste, habe ich damit angefangen, bin aber nicht fertig geworden. Ich lege die Wachen zusammen und sortiere sie in meinen Schrank, bis ich an einem bekannten violetten Pullover ankomme. Achtsam lege ich ihn zusammen, streiche mit meinem Daumen über den weichen Stoff und lächle. Ich liebe diesen Pullover. Schnell lege ich die restlichen Pullover zusammen, räume sie weg und nehme mir dann den Pullover. Zuerst will ich ihn in mein Fach für Pullover legen, aber es fühlt sich falsch an. Stattdessen räume ich zwei andere Shirts aus dem Fach daneben, lege sie mehr schlecht als recht zu den anderen Shirts und platziere den Pullover in dem nun leeren Fach. Ein Lächeln zwingt sich auf meine Lippen, während mein Herz in meiner Brust wild vor sich hin Klopft. Zufrieden sehe ich das Fach an. Ein Fach, das nur Harrys Sachen beherbergt. Vielleicht hat er irgendwann ein ganz eigenes Fach? Oder sogar mehrere? In den Gedanken, dass irgendwann mal ein Teil des Kleiderschranks zu Harry gehören könnte, versunken drehe ich mich um die eigene Achse, streiche mit meinem Zeigefinger über das dunkle Holz des Kleiderschrankes und erwische mich dabei, wie wenige Minuten ein weiteres Fach leer ist. Dort wo vor einigen Minuten noch Kleidungsstücke von mir lagen, ist jetzt Platz für Harry, den er vielleicht einnehmen wird.

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Hi Freunde der Sonne,

Zayn ist noch immer nicht wirklich über den Shock des Mittags hinweg und Louis macht da auch etwas... besonderes. Meint ihr Harry mag die Idee, oder findet Louis sich selbst in einer Stunde blöd und räumt die Sachen wieder um?

love, j x

take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt