Kapitel 56

436 66 43
                                    

Die Kette baumelt im offen geknöpften Ausschnitt Harrys Hemdes. In seiner rechten Hand hält er die Schmuckausgabe von The Great Gatsby, welche Gemma und seine Mum ihm zum Abschluss geschenkt haben, während er die zwei fest umarmt. In einer Seitenstraße, unweit des Restaurants, stehen wir neben Annes Auto, was sie gleich zurück nach Holmes Chapel bringt. Harry ist definitiv kein Fan davon, dass die zwei so früh schon wieder ihren eigenen Pflichten nachkommen müssen, aber ich nehme ihm das auf keinen Fall böse. Ich freue mich sehr, dass ihm Familie genauso wichtig ist, wie mir. Diese Werte in sich zu tragen ist wundervoll und noch wundervoller ist es, dass er es so offen zeigt. Lächelnd schwingen Harry und Anne von Seite zu Seite, dann küsst sie seine Wange und flüstert ihm ins Ohr, was ihn noch weiter lächeln lässt. Dann umarmt auch Gemma ihn, ehe die zwei sich ins Auto setzen. Hand in Hand stehend winken Harry und ich den beiden hinterher, bis sie uns nicht mehr sehen können.

„Du machst sie noch kaputt", murmle ich meinem Freund belustigt zu, als wir an einer Ampel stehen. Sofort lässt Harry die Kette los und sie fällt zurück um seinen Nacken, was mich schmunzelnd lässt. „Hazza", murmle ich, lege meine Hand auf seinen Oberschenkel und strichle mit dem Daumen über den Stoff seiner Anzughose. „Sie soll heil bleiben" – „Wird sie, ich freue mich, dass sie dir gefällt." Nun ist es an seine Stelle, die Augen zu verdrehen und amüsiert den Kopf zu schütteln. „Natürlich gefällt sie mir, Lou. Sie ist wunderschön." Die Worte unterstreichend fährt er mit den Fingern über die kleinen Perlen, die seit kaum einer Stunde seinen Hals schmücken. „Danke" haucht er, legt seine Hand auf meine und verschränkt unsere Finger ineinander. Von meiner Hand aus fährt ein Kribbeln über jeden Zentimeter meiner Haut und lässt mich meine Nackenhaare aufrichten. Die ganze restliche Fahrt zu Harrys Wohnung reden wir über belangloses Zeug. Dabei streicht sein Daumen sanft über meinen Handrücken und ich drehe bei jeder Roten Ampel, an der wir stehen meinen Kopf in seine Richtung. Es ist verrückt, dass ich mich jetzt schon über rote Ampeln freue. Wahrscheinlich sollte ich mich umgehend in eine Psychiatrie einweisen lassen, aber das durch den Lockenkopf ausgelöste wohlige kribbeln in mir lässt mich das vollkommen ausblenden.

Über die Monate ist es nicht einfacher geworden, einen Parkplatz in der doch gut belebten Gegend zu finden, aber diesmal klappt es einwandfrei, nur wenige Meter vom Hauseingang entfernt einen Platz zu finden, in den mein Wagen hineinpasst. Die Tüte, die ich aus dem Kofferraum nehme, versucht er zu ignorieren, aber ich kann ihm auf drei Kilometer Entfernung ansehen, dass es ihm nur so in den Fingerspitzen kribbelt, den Inhalt zu erkunden. Im Flur begegnet uns der Ire, welcher Harry fest umarmt und ihm einen fetten Schmatzer auf die Wange drückt. „Ich wäre ja gerne noch zum Zelebrieren geblieben, aber die Art auf die ihr jetzt feiern werdet, macht mich dann doch nicht so an, sorry Jungs. Ganz viel Spaß, ruf mich an, wenn ihr fertig seid.", grinst er an den Lockenkopf gerichtet, ehe er mich kurz umarmt und dann die Treppen hinab verschwindet. Belustigt tauschen Harry und ich einen Blick aus, dann gehen wir weiter. Drinnen reicht Harry mir ein Glas Wasser, was ich dankend annehme, nachdem ich die Tüte in seinem Zimmer abgestellt habe. Besagter Mann platziert sein Zeugnis auf seinem uncharakteristisch unordentlichen Schreibtisch und lässt sich mit einem seufzen auf sein Bett fallen. „Müde?" necke ich ihn, trinke einen Schluck und stelle das Glas ab.

Mit langsamen Schritten gehe ich auf ihn zu, hebe die Tüte vom Boden auf und platziere sie neben ihm. „Auf keinen Fall", ertönt die erwartete Antwort. Seine Augen funkeln gefährlich und bestätigen damit die Annahmen, die Niall scheinbar hatte. Nicht, dass Sex nicht vorgesehen gewesen wäre, aber es gibt doch nichts Besseres, als die Person, die man liebt einen so anblicken zu haben. Er setzt sich auf und verschränkt seine Beine zu einem Schneidersitz, dann klopft er neben sich. Freundlich wie ich bin, lasse ich mich neben ihm fallen. Er sagt nichts, also nehme ich es an mich, ein Geschenk aus der Tasche zu ziehen und ihm in den Schoß zu legen. „Lou" – „Das ist die Einzige andere Teure Sache, versprochen" erwidere ich, erkenne allerdings sofort meinen Fehler. „Louis!", mahnt mein Freund mich erneut, beschäftigt sich in der nächsten Sekunde allerdings damit, das Tesafilm vom Geschenkpapier zu lösen. Harry zieht scharf die Luft ein, als er erkennt, was sich in dem Papier verbirgt. Es ist das Hemd, was er vor einiger Zeit immer wieder auf einer Website angesehen hat. Das Hemd ist gehäkelt oder gestrickt, keine Ahnung was von beidem, aber es hat einige Löcher zwischen den Fäden, die zu Blumen zusammenfließen. Hauptsächlich in Weiß gehalten, mit gelben und rosafarbenen Akzenten passt es perfekt in seinen Kleiderschrank.

Nicht mal an dem Model auf der Website hat es gut ausgesehen. Aber an Harry weiß ich, dass es mich aus den Socken hauen wird. Er könnte in einer Mülltüte vor mir auftauchen und es würde keine Sekunde dauern, bis mein Schwanz steinhart ist. So attraktiv ist er.

Freudestrahlend dreht er sich zu mir, nimmt mein Gesicht in seine Hände und küsst mich. Richtig. Meinen Lippen entweicht ein Stöhnen, dann lasse ich meine Hand über seine Hüfte gleiten und ziehe ihn näher an mich. „Lou", flüstert er, ehe er sich näher an mich presst und beginnt, auf meinen Schoß zu klettern. Auch wenn es mir mehr als schwerfällt, halte ich ihn von seinem Vorhaben ab. Mein Schwanz zuckt strafend in meiner Hose, aber ich kann mich zurückhalten. Sobald er jetzt auf meinem Schwanz sitzt, ist es mit meinem Vorhaben mehr als vorbei. „Noch zwei Sachen", erkläre ich auf seinen verwirrten Blick hin, was ihn wieder entspannen lässt. Seine Augen brennen jedoch noch immer mit verlangen.

Die CD ist als nächstes dran. Harry öffnet das Papier deutlich weniger vorsichtig. Er hat es wirklich eilig. Aber als er realisiert, was er in den Händen hält, entweicht ihm ein Laut, dem ich eher einem Hundespielzeug zutrauen würde. „LOUIS! Was ist das?!", fordert er mich auf, die Plastikverpackung gefährlich nah unter meiner Nase hin und her wackelnd. „Eine CD", antworte ich, ehe ich mich vorsichtshalber ein Stück zurücklehne. „Ja, aber woher hast du das?! Und – OH MEIN GOTT, sind das Unterschriften?! Louis!!", plappert er weiter, Augen mittlerweile so groß, dass sie ihm beinah aus dem Gesicht fallen. Es sind unterschriften, natürlich sind sie das. Und weil die Jungs scheinbar die Zeit verpasst haben, zu der sie die Ankündigung posten wollten, weiß Harry noch nichts von dieser CD. „Ihre erste CD, sie waren so lieb, sie für dich zu unterschreiben. Die Ankündigung kommt im Laufe des Tages, aber ich wollte nicht länger warten." – „Du bist verrückt", murmelt er, legt seine Hand in meinen Nacken und vereint unsere Lippen zu einem kurzen Kuss, dann klettert er vom Bett.

Während er die CD auf seinem Regal platziert, ziehe ich das kleinste der Päckchen aus der Tasche, schiebe sie an die Wand und lasse meinen Blick zurück zu meinem Freund schweifen. Er steht vorm Fuß des Bettes, seine Unterlippe zwischen die Zähne gezogen, den Blick auf mir liegend. Es gibt wohl keinen Heißeren Anblick als diesen. Das pure verlangen ins einen Augen, das stetige heben und senken seiner Brust und die Art, mit der die neue Kette auf seinen Schlüsselbeinen ruht. Er ist purer Sex. Verdammte scheiße habe ich ein Glück.


„Lou." Ich nicke bloß. Er lässt sich neben mir nieder, überkreuzt seine Beine erneut und richtet seinen Blick auf das Geschenkpapier in meinem Schoß. „Das ist nicht das wirkliche Geschenk", gebe ich zu, das Geschenk zwischen meinen Fingern drehend. Seine Hand legt sich auf meine: „Du musstest mir Garnichts Schenken, Lou." Ich schüttle meinen Kopf, aber noch ehe ich widersprechen kann, hat Harry seine Lippen auf meine Gepresst. Es ist klar, dass keiner von uns sich noch zurückhalten kann und will. Ich will nichts anderes, als ihn zu spüren, aber ich ziehe mich dennoch zurück und presse ihm das Geschenk in die Hand. „Lou, nicht jetzt", meckert er. „Harry." Er zerfetzt das Papier und sieht mich ungläubig an, als er Gleitgel in der Hand hält. „Dafür, dafür haben wir aufgehört rumzumachen?!" – „Haz." – „Wenn du dafür keine gute Erklärung hast, schwöre ich dir, dass ich den nächsten Monat nicht ein einziges Mal auf deinem verdammten Schwanz sitzen werde."

Das entlockt mir dann doch ein Lachen. „Ich weiß nicht, wie gut du sie finden wirst, aber ich habe zumindest eine Erklärung." Er nickt langsam. „Ist es irgendeine neue Sexpraktik, von der man noch nie gehört hat?" Wieder muss ich lachen. „Nein. Definitiv nicht. Ich... wir müssen das natürlich nicht machen, wenn du nicht willst, aber...ich liebe dich und will mit dir schlafen... aber vielleicht willst du mal ausprobieren, oben zu sein?" 

Freunde der Sonne,

wie sehr hasst ihr mich? Einerseits für die Auflösung des Cliffhangers von letzter Woche und andererseits für den heute haha.

Ich muss sagen, ich finde die zwei richtig süß und hoffe ihr freut euch, auf das kommende Kapitel <3

love, j x

take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt