Kapitel 10

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Stille. Man könnte eine Heu Nadel fallen hören und es wäre ohrenbetäubend laut. Aber es passiert nichts. Rein Garnichts. Stumm sehen die drei mich an, während Zayn zwischen Joseph und mir hin und herblickt. Josephs Augen flackern kurz zu dem Pakistani, dann landen sie wieder auf mir und brennen sich in meine Seele. Ich schlucke einmal. „Du und Harry?" sind schließlich die Worte, die das Gespräch wieder ans Laufen bringen. Mit leiser Stimme antworte ich, „Ja" – „Seit wann?" Ich denke an Harry, meinen Lockenkopf und lasse den Kopf in den Nacken fallen, ehe ich antworte. „Drei Wochen..." – „Ihr beide seid seit drei... Louis, warum wissen wir das nicht? Dann hätten wir nie vorgeschlagen, dass du jemand anderen daten sollst." Ich zucke mit den Schultern. So blöd wie es sich anhört, aber ich kann ihm seine Frage nicht beantworten, es gibt keine wirkliche Antwort. Warum hätte ich es ihm sagen sollen? Er ist nicht meine Mutter und hat vor allem kein Mitspracherecht darin, ob ich jemanden date und wenn ja, wen. Besonders nicht jetzt, wo ich es kann. „Ich wollte es erstmal für mich behalten, so wie jeder andere Mensch es auch tut. Und es ist nicht so, als wäre jemand dahintergekommen." – „Immerhin das" murmelt Joseph, streicht sich durch die ausgedünnten Haare und nickt sich selber zu. „Okay. Damit hat sich das Thema aber erledigt. Die NDA von eurer falschen Beziehung gilt noch immer, also ist sicher, dass darüber kein Wort an die Öffentlichkeit gelangt" murmelt er vor sich hin, springt durch die PowerPoint Folien und schließt sie. Zu meiner rechten sitzen Xaver und Jess beide wortlos in ihren Stühlen. Sie haben sich weder beschwert noch was anderes gesagt, was mich verunsichert.

Wollten sie, dass ich jemanden date? Einen Katalog von Potenziellen Celebrities durchblättere und einen aussuche, der mir für die nächsten Monate gefällt? So als könnte man die einfach bestellen? Meinen Namen wieder für mehr als meine Musik in mehr Zeitschriften lesen, weil aus ihrer Sicht jede Presse gute Presse ist? Ich habe das nicht studiert, aber kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es so gut fürs Image ist, wenn man als fuckboy oder Betrüger dasteht. Gleichzeitig gibt es aber vor allem in Hollywood so viele von der Sorte, die immer noch stinkreich und einflussvoll sind, dass es wahrscheinlich egal ist. Solange man laut den Medienberichten seine One-Night-Stand gut vögelt, ist alles gut. Wen interessiert es schon, ob die Person dann noch Familie oder sogar Kinder hat? Mich, aber ich scheine da eine Ausnahme zu bilden. Mir ist es nicht egal, was die Öffentlichkeit über mich denkt. Meine Fans wissen, dass ich ein absoluter Familienmensch bin, es liebe denen zu helfen die mir am Herzen liegen und ich mich nicht unterkriegen lasse, wenn ich etwas wirklich möchte. Aber auch die Öffentlichkeit soll mich als dieser Mensch sehen. Als ein Mensch, der irgendwann mit seiner eigenen kleinen Familie in einem Haus wohnen möchte, in dessen Garten die Kinder spielen können. Das ist, worauf es mir im Leben wirklich ankommt. Keine Millionen Pfund auf dem Konto und keine Awards im Wohnzimmerregal.

„Wirst du es bekanntmachen?" erkundigt Jess sich und lehnt sich etwas hervor, sodass ihre Unterarme auf den Tisch gestützt sind. „Nicht wirklich, ich will einfach mit ihm zusammen sein und nicht für die Öffentlichkeit auf Dates gehen." – „Das meine ich nicht. Sollen deine Fans davon erfahren, dass du mit Harry zusammen bist? Willst du ihn vielleicht irgendwann mit auf Award Shows gehen oder kann man ihn auf deiner Tour zu irgendwelchen Shows erwarten?" – „Warum?" – „Weil wir je nachdem anders damit umgehen müssen, Louis. Wenn er irgendwann dein offizieller Freund sein soll, dann können wir bereits Pressemitteilungen fertigmachen, die wir nur noch zum vereinbarten Zeitpunkt rausgeben. Und wir müssen entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden, um ein Desaster zu verhindern. Okay?" Nicht wissend, was ich sagen sollte, nicke ich und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Die beiden PR beauftragten besprechen irgendwas untereinander, aber ich gebe mir keine mühe zuzuhören. Alles woran ich denken kann, ist, dass ich Harry anrufen muss. „Können wir das nochmal wann anders diskutieren? Bis dahin bleib ich auch versprochen offiziell Single, aber ich würde gerne mit Harry darüber sprechen." Zustimmend nicken die anderen, Xaver und Jess verschwinden zurück zu ihrem Team und Joseph zieht die Kabel aus seinem Laptop. Ich fühle mich wieder wie in dem Moment, in dem ich mit einem Fußball eine Scheibe in der Schule kaputt geschossen habe und meine Mutter zum Direktor gerufen wurde. Dabei hilft auf die unterstützende Präsenz von Zayn nicht. Mein Manager räuspert sich und klemmt den Laptop unter seinen Arm. „Viel Glück mit Styles, einen schönen Tag noch." Dann verschwindet er aus dem Raum und lässt Zayn und mich alleine zurück. „Lief doch ganz gut" kommentiert der jüngere, grinst und steht mit einem Kaffee in der Hand auf. Mir entweicht ein luftiges Lachen, ehe auch ich meinen Kram zusammensuche und meinem besten Freund nach draußen folge.

Kaum habe ich meine Autotür geschlossen, rufe ich Harry an. Es tutet einmal, der Motor springt an, zweimal, ich fahre aus der Parklücke, dreimal und Harry geht ran. „Lou!" klingt seine freudige Stimme aus den Lautsprechern meines Autos und nimmt mir damit ein riesiges Gewicht, von dem ich nicht wusste, dass es da ist, von der Brust. „Hi" atme ich erleichtert, lenke meinen Wagen auf die Straße und schiebe meine Sonnenbrille auf meine Nase. „Hast du kurz Zeit?" – „Ja, ist alles okay?" will er sofort besorgt wissen. Schnell versichere ich ihm, dass es mir soweit gut geht und er sich keine Sorgen machen braucht. „Worum geht es denn?" – „Du weißt, dass ich gerade ein Meeting hatte, oder?" beginne ich, was Harry mir mit einem leisen Brummen bestätigt. Ich hadere mit mir selbst, was ich wie sagen soll, aber all das ist umsonst, als ich meinen Mund auf mache. „Sie wollten, dass ich eine Fake Beziehung eingehe." Am anderen Ende der Leitung höre ich Harry scharf die Luft einziehen, was mich dazu verleitet, weiterzusprechen. „Und weil ich das nicht möchte, habe ich gesagt, dass wir zusammen sind, ich hoffe du bist mir nicht böse, aber, fuck, Harry allein beim Gedanken daran war mir schlecht okay? Ich will niemand anders daten. Aber jetzt wissen sie von uns und ich hab vorher nicht mit dir gesprochen, deshalb wollte ich dir das nur erklären und Bescheid sagen, falls sie auf die Idee kommen dir eine Mail zu schreiben, immerhin müssten sie die noch haben, oder?" – „Lou" Dümmlich nicke ich und warte darauf, dass er etwas sagt, während ich auf die Schnellstraße abbiege und hoffe, bald endlich zuhause anzukommen. „Warum machst du dich damit so verrückt?", will er wissen und entlockt mir damit ein Seufzen. „Ich wollte das nicht alleine entscheiden, sondern mit dir" Erkläre ich, lecke mir über die Lippen und umgreife des Lenkrad fester. „Lou, du machst dir viel zu viele Gedanken. Natürlich hätte ich es gerne vorher gewusst, keine Frage, aber mir ist lieber, dass du es in so einer Situation sagst"

Etwas entspanne ich mich, streiche mir durch die Haare und richte bedacht darauf, die Gläser nicht zu berühren, meine Brille. „Ich weiß nicht" murmle ich, noch immer auf die Straße fokussiert. „Schatz, mir ist es tausend Mal lieber, dass du es sagst, weil du nie im Leben mit jemand anderem eine falsche Beziehung führen willst, als dass du nichts sagst. Louis. Ich hab's lieber, dass sie davon wissen, weil du zu mir stehst, als irgendwas anderes." Abrupt trete ich auf die Bremse. „Dass ich zu dir stehe?" – „Lou, ich weiß, dass du zu mir stehst, dass du keine Scheu hast, dass auch Niall von uns weiß, aber... es tut gut, dass zu hören, okay? Dass du zu mir stehst." Ich bin angepisst. Eine Sekunde lang, dann entspanne ich meine Muskeln wieder und fahre an. Irgendwie verstehe ich, was er sagt. Ich würde mich auch freuen, wenn er unsere Beziehung vor irgendwem verteidigt. „Okay, ja. Okay. Ich weiß nicht, ob du noch eine Mail bekommst oder irgendwas, aber jetzt weißt du immerhin Bescheid." – „Danke, Schatz" Wie immer, wenn er mich so nennt, macht mein Herz einen Hüpfer. „Ich muss aber niemanden daten, sie wollen nur wissen, ob wir irgendwann die Beziehung öffentlich machen wollen, aber das müssen wir nicht heute besprechen. Ich muss sowieso erstmal nach Hause fahren." Harry brummt leise, Verabschiedet sich und meine Lieblingsplaylist beginnt zu spielen.

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Hi Freunde der Sonne,

ich denke mal ihr habt eher mit streit gerechnet haha... was haltet ihr von Harrys Reaktion? Und wie lange halten die beiden es aus, nicht darüber zu sprechen?

love, j x

take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt