Kapitel 15

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Ich tippe auf die Leertaste meines Laptops, konzentriere mich auf den aus den Boxen kommenden Sound und lehne mich zufrieden in meinem Stuhl zurück. Der Beat ist gut und auch die Idee in dem vor mir aufgeklappten Notizbuch passt perfekt. Auf einer Frischen Seite sortiere ich die Lyrics ein wenig, bis sie eine gute Ordnung haben, dann schreibe ich ungefähre Time Stamps daneben. Zufrieden nicke ich mir selbst zu, blättere durch das Notizbuch und bleibe bei einer Seite stecken, die ich vor einigen Monaten beschrieben habe. Ich weiß ganz genau, was mir damals durch den Kopf ging. Größtenteils war ich überfordert. Mit Harry, mit der Situation, mit mir selbst. Die Worte sind an dem Tag, nachdem Harry und ich uns das erste Mal geküsst haben entstanden. Nach meinem ersten Richtigen Kuss mit einem Mann. Natürlich habe ich davor schon Typen geküsst, aber lange nicht so, wie ich Harry küsse. Damals waren es auch eher kleine Schmatzer als richtige Küsse. Kurz aufeinander gepresste Lippen, kein richtiger Kuss. Jetzt kann ich diese Aussage definitiv bestätigen. Harry und ich. Wir küssen uns. Richtig. Manchmal ist es das Einzige, was wir über Stunden machen und ich kann mir nichts besseres ausmalen, als ihn zu schmecken und meine Finger in seinen Haaren zu vergraben. Das, was er und ich tun ist nicht ansatzweise mit dem zu vergleichen, was ich davor erlebt habe. An dem Tag war ich aufgebracht, dass er mich einfach geküsst hat und gleichzeitig wollte ich nichts anderes, als seine Lippen wieder auf meinen zu spüren. Den letzten Teil habe ich erfolglos verdrängt. Wenn ich diese Worte jetzt lese, kommt es mir vor, als lägen hunderte Wochen dazwischen, als wären der Louis, der diese Worte geschrieben hat ein anderer als der, der sie jetzt liest.

Gewissermaßen stimmt das. Ich dachte ich wäre glücklich, habe mir immer wieder eingeredet, dass ich nicht geoutet sein muss. Dass es reicht, dass ich meinen Job liebe und nicht nach mehr greifen sollte. Wie lustig es sich alles verändert hat und wie verbittert und allein ich doch war. Zayn war immer da, Rick, Jules und Sky, mein Management. Sie waren immer da und vor allem mit Zayn und meiner Band konnte ich immer scheiße bauen oder Musik machen. Ein Studio buchen und spaß haben, Songs schreiben und die Jungs zaubern lassen, ohne dass daraus etwas entsteht. Aber mir hat immer diese Person gefehlt, zu der ich nach Hause kommen kann. Ein Mensch, der mich für mich mag und nicht, weil ich ein Star bin, versucht, sich an mich ran zu machen. Bei Harry kann ich mir sicher sein. Klar kannte er mich im Vorhinein, aber nur vom Leeds Festival und nicht von irgendwas anderem. Er hat mich kennengelernt, ohne zu kennen, wer Louis Tomlinson als Sänger ist. Er kennt nur mich und ich kenne nur ihm nur er und ich und es ist genug. Erneut sehe ich auf die Textschnipsel hinab, lasse meine Augen über den Schwung meiner Schrift wandern und entscheide mich dazu, aus ihnen einen Song zu basteln, der beide Perspektiven einfängt. Die Perspektive des Typen, der nicht weiß, wohin, der nicht mit seinen Gefühlen umgehen kann und die von jetzt. Die Obere Kante der Seite knicke ich ab, schlage das Büchlein zu und schiebe es zu den anderen, welche auf meinem Schreibtisch liegen. Einige davon fast zehn Jahre alt und alle bis zum Rand mit Songtexten gefüllt.

Mit der Idee im Kopf schreibe ich Zayn eine kurze Nachricht, in der ich von der Idee erzähle und stehe dann auf. Ich bin viel zu müde, um jetzt noch einen anständigen Text zu schreiben. Nur mit dem Handy in der Hand verlasse ich mein kleines Studio, gehe in die Küche und öffne den Kühlschrank. Zwei Boxen von Überresten des Asiaten in meiner Nähe lächeln mich an, jedoch entscheide ich mich dagegen. Nach drei Tagen bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich die noch essen sollte. Kurzerhand wandern die Kartons in den Müll, ich ziehe einen Topf aus der Schublade in der Kücheninsel und stelle ihn auf mein Kochfeld. Dann halte ich inne und sehe ihn an. Auf dem schwarzen Glas des Kochfeldes sind einige Kreise und Plus- und Minuszeichen abgebildet. Ich presse einen der Kreise und warte. Als sich ein anderes Kochfeld erhitzt, presse ich den Kreis erneut und schalte das nächste an. Diesmal treffe ich das, auf dem der Topf steht, weshalb ich schnell Wasser eingieße, und es zurückstelle. So schwer kann es nicht sein, sich Nudeln zu kochen. Den Nudelauflauf aus der Tüte bekomme ich auch hin, also müsste das hier im Handumdrehen klappen.

Ich werde eines Besseren belehrt. Nudeln kochen kann schwer sein, wenn man nicht den leisesten Schimmer hat, was man tut. Und ich habe nicht einmal den. Das Wasser kocht über, ich kippe viel zu viel Salz ins Wasser, lasse die Nudeln zu lange drin (ich meine, welche Nudeln kochen nur 8 Minuten) und habe vergessen, mir eine Sauce zuzubereiten. Glücklicherweise finde ich in meinem Kühlschrank ein noch verschlossenes Glas Pesto, welches ich über die Nudeln kippe, ehe ich mich mit der Schüssel in der Hand auf mein Sofa fallen lasse. Der Fernseher zeigt einige Folgen von einer Sitcom, die ich nicht kenne und unheimlich unlustig finde, weshalb das Gedudel irgendwann in den Hintergrund rückt. Ich esse, scrolle durch Twitter und tippe auf den Stift.

@Louis_Tomlinson: Freue mich auf die kommenden Monate!! Es wird großartig!

@Louis_Tomlinson: Wie geht es euch?

Sofort werden die Tweets favorisiert, retweetet und beantwortet. Grinsend lese ich mir einige der Antworten durch, reagiere auf manche und scrolle weiter durch meine Benachrichtigungen. Den meisten geht es gut, viele der Antworten sind allerdings auch wilde Aneinanderreihungen von Buchstaben, die keinen Sinn ergeben. Das meiste sind direkte Reaktionen auf meine Tweets, aber ich finde auch einen Link zu einem Artikel. Von Neugier getrieben clicke ich auf den Blauen Text und werde zu einem Onlineartikel weitergeleitet.

Neuer Bettgenosse für Louis Tomlinson in Sicht?

Knapp einen Monat nach der Trennung zwischen Tomlinson und seinem Ex-Freund beginnt die Gerüchteküche zu kochen. Hat der in London wohnende Sänger jemand neuen in Sicht? Nun unterstreichen frisch geschossene Fotos diese Vermutung. Vor kurzer Zeit aufgenommene Fotos zeigen Tomlinson und seinen Assistenten und Freund, Zayn Malik, bei einem Besuch in einem Londoner Café. Der arbeitende Barista scheint großes Interesse an dem Weltstar zu haben, welches anscheinend erwidert wurde. Die Blicke auf den Bildern sprechen Bände.
Jetzt stellen wir uns jedoch eine Frage. Hat sein Typ sich so sehr verändert? Oder gibt es garkeinen?

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Ich muss lachen. Gott, wenn die doch wüssten. Mehr als einmal habe ich den Typen nicht angesehen, viel zu sehr musste ich aufpassen, dass Zayn mir nicht noch hintenüber kippt. Außerdem habe ich Harry, was meine Fans aber noch nicht wissen. Noch. Bald wissen sie wieder Bescheid und ich kann mit meinem Freund raus gehen, wann und wo ich möchte. Irgendwie ist es auch komisch meine erste Beziehung so an die Öffentlichkeit zu bringen.

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Hi Freunde der Sonne,

es gibt einen neuen Artikel über Louis, aber gefallen wird er euch wahrscheinlich nicht. Und man erfährt ein wenig mehr darüber, wie Louis und seine Band funktionieren und wie sehr die Vier miteinander Songs schreiben. Ich find's süß.

Was sagt ihr? Hoffentlich habt ihr nicht vergessen, dass es ganz bald schon ein Band Meeting stattfindet...

love, j x

take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt