Kapitel 41

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Sein Daumen streicht über meinen Handrücken, meiner über seine Hüfte. Die Meeresbriese macht es zu kühl, um keinen Hoodie zu tragen was bedeutet, dass mein Freund den trägt, den ich mitgenommen habe. Meine Arme sind von Gänsehaut überzogen, aber es ist mir lieber, als dass der Mann in meinen Armen friert. Unsere Unterkunft ist klein, aber süß genug, dass sie den Job tut. Neben einem Eichenholzschrank im Schlafzimmer, steht nur ein Doppelbett aus demselben Material im Raum und die Aussicht aus dem Fenster ist umwerfend. Man kann über die Dächer anderer Häuser aufs Meer hinaussehen. Im Wohnzimmer steht ein winziges Sofa, aber das wirkliche Highlight ist der kleine Balkon, auf dem wir laut Harry unbedingt Frühstücken müssen. Es stehen nur ein hölzerner, ein regional wohl sehr beliebtes Material, Tisch und zwei Stühle darauf, aber es ist mehr als das, was wir brauchen. Ansonsten verfügt die Wohnung noch über ein kleines Bad und eine Küche haben wir nicht, aber da ich nicht vor hatte zu kochen ist mir das egal. „Guck mal", stoppt Harry und deutet auf etwas im Hafen, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob es ein Restaurant, oder eine (Wein-)Bar ist.

Sein Blick ist eindeutig. Er muss dahin. Beim Betreten stellt sich heraus, dass es eine Mischung aus beiden ist. Auf einer Terrasse stehen Tische an denen Familien und andere Menschenkonstellationen sitzen, drinnen stehen dieselben Tische und eine Bar, an der sich vereinzelt Unterhaltungen abspielen, die stark von Gestikulation geprägt sind. Harrys Augen glitzern, während er sich das Geschehen ansieht und unterbewusst den Griff um meine Schultern verstärkt. „Lass uns rein gehen", fordere ich ihn auf, drehe meinen Kopf und gebe mich dem Gefühl hin, das mich durchströmt, während ich ihn ansehe. Wir finden einen Tisch im hinteren Teil der Terrasse, der uns ein wenig von den Blicken der Touristen und Anwohner schützt, wir aber auch nicht am Ende der Welt sitzen. Wir mischen uns unter die Leute und ich habe ehrlich gesagt keine Idee, ob uns jemand bemerkt hat. Ein älterer Mann nimmt unsere Bestellung auf, ein von Harry auf die Empfehlung des Kellners hin ausgewählten Rotwein. Die tief am Horizont stehende Sonne wirft ein warmes Licht auf uns, was sich in Harrys Grünen Augen spiegelt. Immer wieder nehmen wir kleine Stücke von unserem Wein, aber reden dabei nicht. Vielmehr sind wir beide damit beschäftigt, den anderen anzuschmachten. Mächtig anzuschmachten. Ich habe nie verstanden, wie Person erschaffen, nichts zu sagen, aber trotzdem nicht gelangweilt zu sein. Jetzt weiß ich es. Ich brauche nicht mehr als Harry anzusehen und seine Person bei mir zu wissen. Ihm scheint es nicht anders zu gehen, denn er lächelt mich an.

Seine Unterlippe ist zwischen seine Zähne gezogen und er sieht zwischen Horizont und mir hin und her. Abwartend lege ich meinen Kopf schief. Ihm liegt eindeutig etwas auf der Seele, was er nicht auszusprechen wagt. Langsam dreht er das Weinglas zwischen Daumen und zeige Finger, sein Blick immer öfter auf den Horizont fallend. „Harry" Er spannt sich kurz an, dann sieht er mich an. „Was brennt dir auf der Seele?", fordere ich eine Erklärung ein. „Es ist nicht wichtig", versucht er sich mühsam aus der Situation herauszureden. Es ist eben nicht egal, so wie er dasitzt. „Baby" – „Louis" – „Du denkst drüber nach" argumentiere ich langsam frustriert. Er windet sich im Stuhl, zupft eine Haarsträhne zurecht und murmelt etwas unverständliches in die Luft zwischen uns. Aber es kommt nicht bei mir an. Möglichst sanft lächle ich ihn an, lehne mich vor und lege meine Hand um seine. „Kannst du das bitte wiederholen?" – „Ich will ein Foto machen?" Erstaunt sehe ich ihn an. Was? „Du willst ein Bild machen?" – „Ja", antwortet er kleinlaut, als würde er bereuen, es mir gesagt zu haben. Stur sieht er auf den Horizont, anstatt mich anzusehen, weshalb ich meinen Stuhl etwas geräuschvoller als es sein müsste nach hinten und gehe um den Tisch herum. An seiner Hand ziehe ich ihn hoch und lege meinen Arm um seine Hüfte. „Wo lässt sich das Foto denn gut machen?" – „Du musst nicht" erwidert er umgehend, lehnt sich aber weiter in meine Seite, was seinen Worten widerspricht.

„Wenn mein Freund Fotos haben will, ist es doch meine Pflicht mit ihnen zu dienen" Als Antwort erhalte ich einen bösen Blick. „Du musst nicht", wiederholt er sich und will sich wieder setzen, aber ich halte ihn fest und drücke mein Gesicht in seine Schulter. Einmal atme ich ihn tief ein und lasse meine Augen für einen Moment zufallen. „Warum wehrst du dich, Haz?" – „Weil ich nicht will dass du denkst, ich wäre ein Job" Meine Kinnlade fällt herunter und mein Mund formt ein unproportionales ‚O'. Woher kommt das denn? „Haz, du bist mein Freund", murmle ich und ziehe ihn näher an mich. „Mein Freund, den ich liebe und mit dem ich zusammen bin. Wenn Ende des Urlaubs nicht ein Bild von uns in meinem Wohnzimmer aufgehangen werden kann, schreie ich." Letzteres entspannt ihn scheinbar, denn er richtet sich auf und zieht mich eifrig in Richtung Geländer. Aus seiner Hosentasche will er sein Handy ziehen, aber ich halte ihn mit einer Hand auf seinem Arm davon ab. So Freundlich wie es geht winke ich einen herumlaufenden Kellner, der Alessio auf seine Schürze gestickt hat, an uns heran und bitte ihn nach einem kurzen Gespräch darum, ein paar Fotos von uns zu machen. Harrys Grinsen ist so breit, dass ich mir Sorgen mache sein Gesicht würde in den nächsten zwei Sekunden in der hälfte durchbrechen. Alessio ansehend lehne ich mich ans Geländer und lasse meine Hand auf der Hüfte meines Freundes ruhen, während sein Kopf seinen Platz auf meiner Schulter findet und sein Arm sich um meine Schultern legt.

Meraviglioso", höre ich Alessio, dann ertönt der Typische Sound von der Kamera. Mehrmals. „Più pose" weist er uns an, woraufhin Harry seine Hand auf meine Wange legt, er meinen Kopf zu sich dreht und seine Lippen meine finden. Überrascht ziehe ich die Luft ein, umfasst seine Hüfte enger und beginne damit, die liebkundung zu erwidern. „Molto bene, belle foto, una coppia molto bella, grazie", plappert Alessio, reicht mir mein Handy und nickt, bevor er wieder ins Innere des Restaurants verschwindet. Die Bilder kann ich mir noch gar nicht angucken, da wurde mein Handy mir schon aus der Hand genommen. Grinsend sieht Harry auf den Bildschirm, scrollt durch die Bilder und dreht das Handy zu mir. Das Bild ist wirklich schön, auch wenn wir einfach nur dastehen. Wir sehen beide so unheimlich glücklich aus, über beide Backen grinsend und mit tiefen Falten neben den Augen, scheint das Glück beinah greifbar zu sein. Lächelnd sehe ich meinen Freund an, strecke meine Hand nach ihm aus und lächle, als er sie nimmt. Wir kehren zurück zu unserem Tisch, aber sein Stuhl wandert halb um ihn, ehe er sich setzt. „Baby" – „Lou, ich sitze eine halbe Meile von dir weg" beschwert er sich. Nah bei mir, deutlich zufriedener lehnt er sich an meine Schulter und scrollt weiter durch die Bilder, während er das Weinglas zwischen seinen Fingern dreht. Ich lasse ihn machen, streiche durch seine Locken und genieße es, mit ihm zu sitzen. Sein Handy vibriert auf dem Tisch und ein Blick zur Seite verrät, dass Harry sich die Bilder geschickt hat. „Du brauchst nicht fragen" flüstere ich in seine Locken. Ich kenne ihn und seinen süßen Kopf mittlerweile gut genug.

Tausende Gedanken schießen zwischen seinen Schläfen hin und her, Gedanken darüber, ob er sie zeigen, geschweige denn Posten darf, was dann passiert und ob es sich lohnt. „Du musst mich nicht fragen. Mir ist egal, was die Medien denken und was für Artikel sie schreiben. Wir genießen die Zeit, bevor es für mich auf Tour geht." Und wir uns nicht mehr einfach so sehen können, ist nicht gesagt, schwebt aber in dem gesagten zwischen uns. Seine Locken kitzeln mich als er zu mir aufsieht und seine Lippen über meinen Kiefer streifen lässt. „Alle haben eine Meinung zu uns." – „Unsere ist die Einzige von Bedeutung und, für meinen Teil ich liebe dich", fasse ich meine Gefühle in Worte und lehne mich für einen Kuss zu ihm hinunter. Seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln, „danke"

„Komm", murmle ich dreißig Minuten später, als die Lichterketten am Geländer eingeschaltet sind und wir die letzten zwei Gäste des Lokals sind. Die Beine unserer Stühle kratzen über den Boden, ich ziehe mein Portemonnaie aus meiner Hosentasche und bezahle den Wein mit einem großzügigen Trinkgeld und dem Versprechen an Alessio, dass ich wiederkommen werde. Auch wenn er auf Italienisch antwortet (assolutamente sì, la prossima cena la offre la casa, siete una coppia davvero fantastica, buona serata.), gehe ich aus dem Enthusiasmus in seiner Stimme davon aus, dass er dasselbe will.

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Freunde der Sonne,

Larry's happy! Und der erste Abend ist zu Ende gebracht! Süß die zwei und auch Alessio geht's gut! Ich freu mich so für die beiden und deren Glück!

love, j x

take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt