Kapitel 22

578 84 9
                                    

Über die gelegentliche Stadionwurst und Nudelaufläufe scheint mein Gewissen über Essen allerdings auch nicht hinauszugehen. Mit der von Harry geschriebenen Einkaufsliste stehe ich einen Tag später im Lebensmittelladen und bin am Verzweifeln. Nicht nur habe ich Gefühl von der Hälfte der Zutaten bisher nichts gehört. Ich finde sie auch nicht. Es ist dasselbe wie mit seinen komischen Eiern. Pochierte Eier, wer kennt das denn auch? Mein Freund anscheinend. Und wenn ich mir die Einkaufsliste so ansehe, scheint er noch mehr komische Lebensmittel zu kennen. Die Mitarbeiter im Laden müssen schon denken, es sei eine Kamera versteckt, so oft wie ich nach Sachen Frage. Aber ich höre nicht auf, bis auch das letzte Wort auf der Liste durchgestrichen werden kann. Und ich meine wirklich durchstreichen. Harry hat beim Telefonieren gestern Abend darauf bestanden, dass ich mir die Liste aufschreibe. mit Stift und Papier nicht in meine Notizen. Aufschreiben. Jetzt bin ich mir allerdings dankbar, denn ich habe nichts von der Liste vergessen. Wenn noch etwas fehlt, ist es nicht meine Schuld. Sobald die Liste abgehakt ist, laufe ich nochmal durch die ganzen Reihen und lege einige Lebensmittel hinzu. Nachdem er gerade so ist. Eiscreme und Kinder Pingui, was übrigens eingefroren auch unfassbar gut schmeckt, eine Tafel zartbitter Schokolade Und einige Bananen.

Mit dem vollen Einkaufswagen mache ich mich auf den Weg zur Kasse, lege alles einzeln aufs Band und werfe es zurück in den Einkaufswagen Um es dann in der Tiefgarage in den Boxen in meinem Kofferraum zu verstauen. Sobald alles sicher weggeräumt ist, bringe ich den Einkaufswagen zurück, entnehme den Chip und lasse mich hinters Steuer fallen. Zu meinem Leid dauert die Fahrt nach Hause länger als gedacht, sodass ich nur noch wenige Minuten Zeit habe, um alles reinzutragen und für Harrys Ankunft vorzubereiten. Alles reinzutragen dauert nicht lange, aber wegzupacken schaffe ich es nicht, ehe es an der Tür klingelt. Wie zu erwarten, steht mein Freund davor, welcher sofort einen Arm um meinen Nacken legt und mich für einen kurzen Begrüßungskuss zu sich zieht. Überrascht ziehe ich einen Atemzug ein und atme dann langsam aus, während auch ich Harry zu mir ziehe. „Hi", flüstere ich, ziehe ihn in den Flur und schließe die Tür. Er zieht seine Schuhe aus und stellt den Rucksack ab, während er mir von seinem Termin erzählt. Lächelnd höre ich ihm zu, gehe in die Küche und warte, dass er mir folgt. Seine Augen waren über die mit Lebensmitteln bedeckte Küchentheke. Dann grinst er und sieht mich voller Stolz an. „Du hast alles besorgt" – „Du hast mich eine Liste schreiben lassen" entgegne ich auf seine Feststellung hin, greife nach den Lorbeerblättern und ziehe meine Augenbraue ausdrucksvoll in die Höhe. „Du hast dir sicher nicht ausgedacht, dass man die hier für Lasagne braucht?" Harry grinst nur. Von meinem Sofa nimmt er sich das iPad, öffnet unseren Chat und klickt auf den Link, den er mir geschickt hat. Anscheinend kann er Lasagne nur nach einem ganz bestimmten Rezept machen und genau das hat er mir geschickt.

Ich lehne mich an den Kühlschrank, währen ich meinen Freund dabei beobachte, wie er seine Zähne in seine Lippe senkt und konzentriert auf den Bildschirm sieht. Verdammte Scheiße, habe ich ein Glück. Langsam beginnt er zu grinsen, hebt seinen Kopf und unsere Blicke treffen sich. „Hi", flüstert er, sodass ich es kaum höre, aber doch weiß, dass er es gesagt hat. Mit einem nicken bedeute ich ihm herzukommen, was er scheinbar nur zu gerne befolgt, denn er kommt auf mich zu, legt seine Arme um meinen Nacken und schmiegt seinen Körper an mich. „Baby", murmle ich, lege meine Hände auf seine Hüften und platziere einen Kuss auf seinen Lippen. Er zieht mich an sich, vertieft den Kuss und versucht mich bei sich zu behalten, auch wenn ich versuche den Kuss zu beenden. Wenn wir jetzt nicht aufhören, landen wir im Bett und kommen nie wieder raus. Genau deshalb schiebe ich ihn nochmal von mir weg, diesmal mit Erfolg. Er grummelt zwar unzufrieden, sieht dann allerdings keine zwei Sekunden später freudig auf die ganzen Lebensmittel, die fertig zum Kochen rumliegen. Ich lasse Harry die Sachen sortieren, ehe er erneut eine Schürze aus dem nichts zaubert. Mittlerweile weiß ich zwar, wo sie sind und woher sie kommen, Innenseite meines Apothekerschranks und Lottie, aber ich werde mich wohl nie daran gewöhnen, wie Harry aussieht, wenn er sie trägt. Obwohl bereits der Anblick mein Blut fast zum Kochen bringt, halte ich mich zurück und warte Harrys Anweisungen ab.

„Komm her", lächelt er, streckt seinen Arm aus und wartet, dass ich an ihn herantrete. Ich tue genau das, lasse mir von ihm einen Sparschäler in die Hand drücken und beginne, die Möhren zu schälen. Ich bekomme es verhältnismäßig gut hin und sehe grinsend zu meinem Lockenkopf, sobald ich sie geschält und in, mehr oder weniger, gleichgroße Stücke geschnitten haben. Belohnend lehnt er seinen Kopf zu mir herunter, vereint unsere Lippen zu einem sanften Kuss und zieht sich zurück, sobald ich meine Hände an seine Wangen lege. „Hände waschen", grinst er, was ich damit quittiere, dass ich meinen Augen rolle, der Aufforderung aber nachkomme. Zwischenzeitlich hackt Harry die Zwiebeln klein und weist mich an, Olivenöl in meinen Topf zu geben. Natürlich komme ich auch dem nach und warte dann darauf, dass er Möhren, Sellerie und Zwiebeln dazugibt, wodurch sofort ein super Geruch in die Luft steigt. Als mein Blick auf Harry landet, sieht er mich bereits an und knufft einmal meine Seite. „Geht doch", lächelt er, ehe er sich wieder dem Rezept zuwendet. Erst jetzt stelle ich fest, dass es Handgeschrieben ist. Weil Harry mein iPad besetzt, hole ich mein Handy vom Küchentisch, öffne Spotify und verbinde mich mit meinem Sound System, ehe ich meine Playlist öffne und auf den ersten Song klicke. Die ersten Töne von I Wanna Be Yours hallen durchs Wohnzimmer und Harrys Mundwinkel zucken in die Höhe. Wir geben die restlichen Zutaten hinzu, dann lege ich meine Arme um Harrys Oberkörper, bette mein Kinn auf seiner Schulter und sehe zu, wie er passierte Tomaten in das Gemisch gibt und dann tatsächlich das Lorbeerblatt in die Sauce legt. Ein wenig lehnt er sich gegen meine Brust, legt den Deckel auf den Topf und sieht dann über die Schulter hinweg zu mir.

Lächelnd sehe ich ihn an, greife nach seiner Hand und ziehe ihn hinter mir her zur Mitte des Raumes, weit genug weg von Tisch, Sofa und Kücheninsel. Es ist nicht spät, aber trotzdem wird das Sonnenlicht golden ins Zimmer geworfen und prallt warm auf unsere Haut. Wie von selbst schließen meine Arme sich um Harrys Hüfte, meine Hand streicht unter sein Shirt und legt sich auf seine Haut, während er seine Ellenbogen auf meinen Schultern ablegt. Ob er oder ich anfangen weiß ich nicht, aber wir beginnen, uns im Takt der Musik zu bewegen, ich neige meinen Kopf etwas nach hinten und lege meine Lippen sanft auf seine. Meinem gegenüber entkommt ein zufriedenes Seufzen, ehe er den Kuss erwidert und seine Hand ihren weg in meinen Nacken findet. Während die Sauce auf dem Herd einkocht, wiegen Harry und ich zum Sound der Musik hin und her, bis das Lied endet und ein neues Startet. Ich schere mich kaum darum, ziehe Harry näher an mich und lehne meinen Kopf gegen seine Schulter, sodass meine Nase in seine Halsbeuge drückt.

All the fear and the fire singt Hozier und ich platziere einen sanften Kuss auf der Haut meines Freundes. Er riecht so gut. Seine Hände legen sich an meine Wangen, ich hebe meinen Kopf und sehe ihm in die Augen. Mein Herz macht einen Sprung und ein Atemzug bleibt in meiner Kehle stecken. Of the end of the world, Happens each time a boy falls in love with a, boy, spreche ich stumm mit. "Happens great, happens sweet", flüstere ich, zum Ende hin immer lauter. Mit funkelnden Augen sieht Harry mich an. Ich könnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, wenn ich wollte. „Happily, I'm unfazed here, tool, Wasteland, baby" singe ich die Lyrics, streicht mit meinen Daumen langsam über Harrys Hüfte und ignoriere das klopfen meines Herzens so gut es geht, was sich als ziemlich schwierig herausstellt. Es vergeht eine Sekunde, dann sehe ich Harry in die Augen und mir kommen die nächsten Zeilen über die Lippen. „I'm in love", wispere ich, dann etwas lauter, „ I'm in love with you"

-

Hi Freunde der Sonne

es ist endlich soweit! Wer von euch kennt das Lied? Und habt ihr schon erahnt, was passiert, als ihr die "take it" Playlist auf Spotify angehört habt?

all the love, j x

take it ⎜l.s. auWo Geschichten leben. Entdecke jetzt