Prolog

1.6K 26 0
                                    

8 Jahre zuvor

Heute ist es so weit. Heute kommt mein Vater aus dem Gefängnis. Ich hab ihn total vermisst. Seit dem mein Vater im Knast sitzt, sind 5 Jahre vergangen. Ich war 2 als er ins Gefängnis kam. Seit dem habe ich ihn einmal im Monat für gerade mal 1 Stunde gesehen, hinter einer Plexiglasscheibe. Es war nicht einfach in dieser Zeit weder für mich noch für meine Mutter. Sie ist seit dem allein erziehend, musste viel Arbeiten um uns wenigstens Essen zu holen und die Miete für die Wohnung zu bezahlen. Sie hat sich immer sehr viel Mühe gegeben, mir trotzdem ein relatives normales Leben zu ermöglichen. Ich will ja nichts sagen gegen Gropius, aber ich denke, man kann sich vorstellen, wie es ist in Neukölln aufzuwachsen. Trotz dessen hatte ich normales Leben. Wenn man das so sagen kann. Ich war (vor allem im Sommer) viel mit meinen Freunden Lukas, Gino und Julius draußen. Wir waren viel im Park. Wo wir irgendwann auf die Araber gestoßen sind. Obwohl wir erst 5 waren, wollten die uns Drogen verkaufen. 

Ich kann mich an diesen einen Tag erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich war wieder im Park mit Gino, Julius und Lukas. Wir haben unser Lieblingsspiel gespielt. Verstecken-Ticken. Wir haben mal wieder diskutiert, wer als Erstes mit suchen und fangen dran ist, weil Julius, der die Runde zuvor verloren hatte, sich weigerte zu suchen und zu fangen. Als auf einmal einer der Araber auf uns zukam. „Ey ihr da. Ich hab da was für euch. Guckt mal. Das ist viel cooler als euer komisches Spiel." Wir hatten schon etwas Angst vor ihm. Er war schließlich deutlich älter als wir. Und durchsetzen konnten wir uns sowieso noch nicht. Höchsten einfach wegrennen. 

„Lak bist du behindert?! Das sind Kinder! Die sind gerade mal so alt wie dein kleiner Bruder und mein kleiner Bruder! Wie würdest du es findet, wenn jemand Djamel Drogen verkaufen will? Hm?!" Und da war unser Retter. Der große Bruder von Cem. Abdul. 

Von diesem Tag an hat er uns oft vor den Arabern beschützt, weil Julius oft eine große geklappt hatte. Irgendwann war auch cem bei ihm gewesen, sodass wir uns etwas mit ihm angefreundet haben. 

Aber egal, kommen wir zurück zur Gegenwart. 

Ich stehe mit meiner Mutter und meinen Großeltern (die Eltern meines Vaters) vor dem Gefängnis. Die Türen gehen auf und mein Vater kommt aus dieser Tür heraus. Ich renne sofort los und springe in seine Arme. Er hat mich sofort in seine Arme geschlossen und mich so festgehalten, dass ich diesen bekannten, aber doch so unbekannten Geruch in meiner Nase hatte. Dieses Gefühl in seinen Armen zu sein ist das schönste Gefühl, was ich jemals gespürt habe. Er setzt mich auf dem Boden ab und geht zu seiner Frau. Meine Mutter konnte nicht anders und schließt ihn schnell in ihre Arme, als hätte sie Angst, dass er wieder in den Knast muss und sie ihn wieder 5 Jahren nicht umarmen kann. Danach waren seine Eltern dran. Als wir mit den Umarmungen fertig waren, sind wir in das Auto meiner Großeltern gestiegen und zu ihnen gefahren, wo wir erst mal gegessen haben. 

Es vergingen Tage und mein Vater hat ein Jobangebot bekommen. Welches er natürlich angenommen hatte. Aber dafür mussten wir wegziehen. Aber das wollte ich nicht. Ich wollte meine Freunde nicht hier lassen. Wenn ich wegziehe an einen besseren Ort da die drei auch. Aber das ging nicht. Meine Eltern meinten, es sei ein toller neuer Anfang für uns. Ich könnte neue Freunde finden und eine tolle schulische Ausbildung genießen. Und meine Eltern könnten ein tollen neuen Job bekommen, wo sie viel Geld verdienen und mir vieles ermöglichen, wo von ich schon lange geträumt habe. Nach langer Überlegung hab ich dann doch gesagt es sei Ok. Schließlich würden wir hier endlich rauskommen. Aber meine einzige Sorge war nun, wie soll ich das meinen Freunden erzählen? Wie würden sie darauf reagieren? Ich musste es einfach hinter mich bringen. 

Also bin ich ein Tag später zu Lukas gegangen, um mich dann mit Gino und Julius auf dem Dach eines der Blöcke zu treffen. „Ich muss euch etwas erzählen ..." „Hau raus" meinte Lukas. Bevor ich es erzählen konnte, musste ich mich erst einmal sammeln. „Ich ziehe weg." Stille, die anderen guckten mich etwas ungläubig an. Gino unterbrach die Stille, in dem er sich zu mir setzte. „Wann siehst du weg?" „In einem Monat." Antwortete ich Gino. „Na dann haben wir ja noch genug Zeit, die wir mit dir noch verbringen können." Meinte Lukas, nachdem er es verarbeitet hatte. Mir fiel ein Stein vom Herzen als Lukas es gesagt hatte. Ich hatte so Angst, dass, die auf mich sauer sind, weil ich wegziehe. Jetzt, wo ich darüber nach denke, war diese Angst voll dumm. Wie auch immer. In diesem Monat haben wir so viel übernachtet wie noch nie glaube ich. Ich werde die Nervensägen echt vermissen. 

Ein Monat später war es so weit. Die Verabschiedung. Es wurden sehr viele Tränen vergossen. Die Jungs versicherten mir das, falls ich zurückkomme, wir trotz dem Freunde sind. Und mit den letzten Worten stieg ich ins Auto und wir fuhren zu meinem neuen zu Hause.

Sonne und BetonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt