Sonne und Beton

Kapitel 27

Ich renne. Wohin? Ich weiß es nicht. Aber einfach weg. Weg von allem. Meine Sicht ist verschwommen durch meine Tränen. Meine Beine tragen mich irgendwo hin. Als ich stehen bleibe, bin ich auf dem Dach vom Gropius Block. Die Aussicht ist so schön. So als würde nichts Schlimmes passieren. Aber im Gegenteil. Mein Leben läuft denn Bach runter. Mein ganzer Körper fängt an zu Zittern und meine Beine können mich nicht mehr halten, also setze ich mich hin und Winkel meine Beine an. Ab da an fließen mir die Tränen nur so an den Wangen runter. Warum? Warum ich? Wozu hab ich dieses Karma verdient?

Ich wache mit Herz klopfen auf. Was war das für ein Traum? Warum hab ich geweint? Ich kann mich an den Anfang gar nicht erinnern. Es ist 12 Uhr und ich treffe mich heute mit Celine. Aber erst um 18 Uhr. Das heißt, ich kann mich ganz in Ruhe fertig machen und alles entspannt machen.

Ich steh langsam auf und gehe nach unten. Unten angekommen ist niemand. Und das wird auch so lange bleiben, bis ich losgehe. Ich mach mir ganz entspannt etwas zu Essen und setze mich auf die Couch und schaue Fernsehen. Bis 14 Uhr und dann gehe ich schön lange Duschen. Dann mache ich mich ab 16 Uhr fertig und gehe um halb 6 los. Ja, das klingt gut, so mach ich das. Gesagt, getan.

Um 14 Uhr gehe ich Duschen und komme nach einer halben Stunde wieder raus. Wie gesagt. Ich lasse heute alles entspannt angehen. Nach dem Duschen suche ich schon mal meine Kleidung für nachher raus. Aber bevor das, flechte ich mir Boxer Braids, weil ich fett Bock auf locken hab. Gut dass ich, das jetzt schon gemacht habe, denn ich hab mich mindestens 5 Mal umentschieden, weil mir nichts gefallen hat. Entweder hat die Hose nicht zum Oberteil gepasst oder das Oberteil zur Hose ... Ja, das gefällt mir. Eine blaue Oversized Jeans mit einem schwarzen Top.

Ich gehe wieder runter und schaue bis 16 Uhr Fernsehen, um dann wieder hochzugehen, um mich schlussendlich fertig zu machen. Ein muss ist natürlich laute Musik zum Fertig machen. Ich bin endlich fertig und ich hab noch 20 Minuten bis ich losmuss. Also gehe ich wieder runter. Aber ich bin ehrlich. Ich sehe schon gut aus nh also. Meine Haare hab ich wieder aufgemacht nachdem, die trocken waren und hab diese half up half down Frisur gemacht, wo auch zwei Strähnen vorne heraushängen.

Diese 20 Minuten ziehen sich sooo verfickt lange. Das ist nicht mehr normal. Naja,15 Minuten später mach ich mich zum Losgehen fertig. Also Schuhe anziehen, Tasche nehmen und im Spiegel nochmal betrachten. Ja, so kann man herausgehen.

Wie sonst auch mache ich mir wieder meine Kopfhörer in die Ohren. Bei Gott ohne diese dinger gehe ich nirgends mehr hin. Das ist viel cooler mit Musik als ohne. Ich laufe nh halb Stunde bis zum U-Bhf. Lipschitzallee. Dort angekommen, ist Celine noch nicht da, also warte ich vor diesem Gebäude.

Ich stehe hier jetzt schon 10 Minuten herum und Celine ist immer noch nicht da. Entweder sie hat mich versetzt, wurde aufgehalten oder sie wurde entführt ... Ich kann mir nicht länger Gedanken darüber machen, denn ich wurde an der Schulter angetippt. Verwirrt drehe ich mich um. Zum Vorschein kommt eine außer Atem Celine, die mich entschuldigend anschaut. Sofort nehme ich meine Kopfhörer aus den Ohren. „Und was ist deine Entschuldigung?" Frage ich belustigt. „Sorry, hatte mit Lukas kurz telefoniert und dann vercheckt Duschen zu gehen" anstatt zu Antworten schüttel ich nur belustigt denn Kopf. „Ist jetzt ja auch egal. Willstn Eis" „Oh ja bitte. Sonst schmelze ich noch. Es ist verfickt warm" Wir gehen in den Kiosk und dort hole ich uns beiden ein Eis.

Wieder draußen entscheiden wir uns dazu kurz etwas bei Cem zu holen und dann auf das Dach zu gehen.

„Worüber hast du mit Lukas geredet, dass du so vercheckt warst?", frag ich, „Nichts Besonderes" „Ach komm, erzähl doch. Ich erzähl dir auch über Cem" „Er hat gefragt, ob wir die Tage was zusammen unternehmen wollen. So n Date" „Echt jetzt? Und wann?" „Wollten nochmal darüber reden" Wir reden über viele belanglose Themen während wir zu Cem gehen.

Vom weitem kann man schon seine Locken sehen und unbemerkt verschnellert sich mein Schritt. Kurz bevor wir bei ihm sind kann man einen seiner Freunde sagen hören: „Ey Cem, da kommt dein Sonnenschein" Sonnenschein? Was bei dem denn falsch? Natürlich kriegt er ein paar Schläge gegen seinen Arm von Cem. Aber dreht sich direkt um. Kaum sieht er mich, fängt er an zu Lächeln. „Was machst du denn hier?", sagt er und zieht mich in eine Umarmung. Bevor ich auf seine Frage antworten konnte, zieht er mich in einen Kuss. Sofort hört man Pfiffe von den anderen. „Also?" „Wir wollten bei dir was holen. Was sonst" antwortet Celine ihm, bevor ich das konnte. „Du willst Kiffen?", fragt er an mich kritisch gewannt. „Ja. Wieso? Was ist?" „Ich weiß nicht, ob ich das mag" „Du vertickst die Dinger. UND nimmst selber welche" sagt Celine. Er verdreht nur die Augen. „Ach komm. Ich hab schon lange nicht mehr gekifft" „Ok. Aber nicht viel" „Ach komm schon Cem. Liebst du sie denn nicht?" „Doch das tue ich und deswegen will ich nicht, dass sie daran vereckt!" Ich verdrehe die Augen genervt. „Ich sterbe daran schon nicht" „Außerdem kauf ich das Zeug und nicht Leyla. Ich bin eine Kundin. Mir kannst du das Zeug nicht verbieten" „Doch. Eigentlich schon. Ihr seid schließlich minder jährig" sagt Cem. „Seid wann juckt dich das denn?", frage ich ihn belustigt und ziehe eine Augenbraue hoch. 

„Ist ja auch egal. Wie viel wollt ihr?" Sagt einer von Cems Freunden und Celine geht zu ihm, um das Zeug zu holen. „Sehen wir uns bald mal wieder?", fragt Cem mich? „Klar" und darauf hin küsst er mich. Liebevoll, aber mit verlangen. Bevor es aus artet, wird Cem von mir weg gezogen. „HEY" beschwert er sich. Ich kichere nur belustigt. „Tut mir ja leid, aber ich und meine Freundin haben jetzt ein Date und da kann ich sie nicht knutschend mit einem Idioten gebrauchen", sagt Celine und hackt sich bei mir ein. Cem aber verdreht die Augen. „Darf ich MEINER Freundin wenigstens noch Tschüss sagen?", sie lässt mich los und er kommt mir näher und küsst mich. Nicht länger, da wir durch ein Räuspern gestört werden. „Ist ja gut", sag ich gespielt genervt. „Wir sehen uns", sag ich noch schnell, drücke ihm einen kurzen Kuss auf den Mund und schon zieht Celine mich am Arm. „Dein ernst?" „Ihr könnt euch auch alleine treffen. Ich hab keine Lust, ein Porno in echt zu sehen. Und schon gar nicht euch beide" „Was soll das denn heißen?" „Nichts für ungut" Wir beide lachen und machen uns auf den Weg zu den Gropius Blöcken.