Der Morgen danach

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"Ich liebe dich!", hauche ich immernoch schwer atmend in Gellerts Ohr. Dieser zieht sich vorsichtig aus mir zurück und reinigt uns mit einem schnellen Zauber, bevor er sich neben mich auf die Matratze fallen lässt und mich in seine Arme zieht. "Und ich liebe dich!" Seine Worte lösen ein wohliges Kribbeln in meinem Bauch aus und lassen mich unwillkürlich lächeln. Wie lange habe ich dieses Gefühl vermisst? Dieses Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit das Gellert in mir auslöst. Darauf habe ich viel zu lange verzichten müssen, in dem Glauben ich könnte es nie wieder spüren. Doch jetzt liege ich hier in Gellerts Armen und könnte für den Moment nicht glücklicher sein. „Worüber denkst du nach?", reißt mich Gellert aus meinen Gedanken. Er hat mich die ganze Zeit über beobachtet. „Ich denke darüber nach wie glücklich ich mit dir bin.", gestehe ich ehrlich und blicke zwischen seinen beiden Augen hin und her. Sie haben mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Schon als wir uns zum ersten Mal gesehen haben. Auf Gellerts Gesicht breitet sich ein liebevolles Lächeln aus. Zärtlich streicht er über meine Brust, hoch zu meiner Wange und lässt seine Hand schließlich in meinen Nacken wandern um mich an sich zu ziehen und seine Lippen auf meine legen zu können. Der Kuss ist sanft aber gleichzeitig so unglaublich intensiv. Ich spalte seine Lippen mit meiner Zunge und erkunde gleichzeitig mit den Fingern seinen Körper. Nach so langer Zeit ohne Gellert reicht einmal Sex einfach nicht aus um mein Verlangen nach ihm zu befriedigen. Gellert scheint es ähnlich zu gehen, denn als unsere Zungen aufeinander treffen seufzt er genießerisch auf und lässt sich auf den Rücken rollen. Dabei zieht er mich mit sich, sodass ich halb über ihm liege und meine Hände erneut über seinen Körper gleiten lassen kann. Wir machen noch eine ganze Weile so weiter und verlassen das Bett an diesem Tag nicht mehr. Das Abendessen verpassen wir zwar, aber das ist uns sowas von egal. Im Moment ist nichts wichtig außer wir beide. Gellert schläft in dieser Nacht bei mir obwohl wir eigentlich nicht sonderlich viel schlafen. Stattdessen reden wir über Gott und die Welt wie wir es seit unserem gemeinsamen Sommer nicht mehr gemacht haben. Oder wir schauen uns einfach nur an; blicken uns gegenseitig in die Augen. Diese Augen! Ich glaube ich werde mich nie an ihnen satt sehen. Sein rechtes Auge ist fast schwarz und ich habe jedesmal das Gefühl ich ertrinke in einem unendlichen nichts in den Tiefen von Gellerts Seele. Sein weißes Auge dagegen hat für mich immer etwas mystisch geheimnisvolles an sich. Und jetzt neben diesem Mann im selben Bett zu schlafen und am nächsten Morgen neben ihm aufwachen zu dürfen lässt mich all die Jahre ohne diesen Mann fast vergessen. Natürlich weiß ich, dass wir irgendwann wieder in die reale Welt zurück müssen und dass unsere Zukunft alles andere als einfach wird. Gellert hat immernoch seine Pläne das Geheimhaltungsabkommen zu beseitigen und eine neue Ordnung zu erschaffen. Ich will ihn dabei eigentlich nicht unterstützen und heiße seine Methoden nicht gut. Außerdem ist er auch immernoch ein Verbrecher und wird international gesucht, aber darüber will und kann ich noch nicht nachdenken. Ich will einfach nur im Moment leben und jeden einzelnen davon mit Gellert genießen.
Da wir erst gegen 3 Uhr morgens einschlafen wachen wir auch dementsprechend spät auf. „Heute ist Sonntag, deshalb wird im Esszimmer noch relativ viel los sein.", antwortet Gellert auf die Frage ob wir langsam frühstücken gehen wollen. Da ich nichts zu Abend gegessen habe, habe ich ziemlich Hunger den ich schnellstmöglich zu beseitigen gedenke. „Aber wir können uns bei den Hauselfen auch ein Frühstück auf Zimmer bestellen. Was hältst du davon?" ich halte das für eine glänzende Idee weshalb wir wenig später im Bett sitzend unsere Pfannkuchen genießen. Das sich Gellert noch an mein Lieblingsessen erinnert ist total süß von ihm. Nach dem Frühstück steht eine gemeinsame Dusche auf dem Programm. Das Wasser ist angenehm warm und ich schließe einen Moment genießerisch die Augen. Gellert hat derweil damit begonnen mich einzuseifen. Vorsichtig fährt er mit seinen geschmeidigen Fingern über meine Schulter, meinen Rücken hinunter und über meinen Bauch wieder hoch zu meiner Brust. Ein leises Seufzen verlässt meine Lippen bevor Gellert sie zu einem Kuss verbinde. Auch ich mache mich nun daran Shampoo auf meine Handfläche zu geben um Gellert ausgiebig waschen zu können, als ich bemerke wie seine Augen einen glasigen Schimmer erhalten. Sein Blick ist starr auf die spiegelnde Fläche der Glastür der Dusche gerichtet und sein Blick hat etwas gespenstisch abwesendes an sich. Er hat gerade eine Vision. Normalerweise kann Gellert seine Visionen kontrollieren. Er selbst kann bestimmen wann er eine Vision bekommen möchte und wann nicht. Unkontrollierte Visionen sind höhst selten und bedeuten meistens nichts gutes. Dieser Zustand der Vision hält kaum fünf Sekunden an aber ich weiß dass für Gellert gefühlt gerade viel mehr Zeit vergangen ist. So wie bei einem Traum: Er dauert nur wenige Sekunden aber in dem Traum hat man ein seltsames Gefühl von Zeitlosigkeit. Der Traum hätte auch Stunden dauern können, man hätte den Unterschied gar nicht bemerkt. Ähnlich verhält es sich mit Gellerts Visionen. Als er aus seiner Trance erwacht sieht Gellert mich mit fast hilflosem Blick an. „Gellert ist alles in Ordnung? Was hast du gesehen?", frage ich etwas besorgter als ich eigentlich klingen wollte. Schon früher haben ihn einige seiner Visionen wirklich mitgenommen. Dann kam er immer zu mir und wollte das ich ihn in den Arm nehme. Normalerweise war Gellert was Körperkontakt angeht immer sehr zurückhaltend, aber nicht in diesen Situationen. „Später, jetzt lass uns erstmal sehen dass wir hier rauskommen und uns wieder was anziehen." Gellerts Stimme ist bestimmt aber weder unfreundlich noch distanziert daher nicke ich einfach nur stumm und mache mich daran den restlichen Schaum aus meinen Haaren zu waschen.

Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt