Gellert Grindelwald

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Als ich im Schlossgarten ankomme entdecke ich Grindelwald auf einer Bank sitzend. Er hat wie ich, weißblonde Haare und ein weißes und ein schwarzes Auge. Auch er hat die Fähigkeit Visionen zu sehen. Er trägt einen langen, tiefblauen Umhang mit schwarzen, hohen Boots. Seinen Zauberstab hat er in seinen Umhang gesteckt und lässt seinen Blick über die Landschaft vor der Schule gleiten. Langsam gehe ich auf ihn zu, den Atem anhaltend und meinen Zauberstab fest umklammert. Ich habe nicht direkt Angst vor ihm, aber etwas mulmig ist mir trotzdem zumute. Als er mich entdeckt erhebt er sich elegant und kommt auf mich zu. „Du musst Katherina sein.", sagt er und streckt mir die Hand entgegen. Ich ergreife sie und lächle ihn schüchtern an. Auch er schenkt mir ein leichtes Lächeln. Dann sagt er: „Ich freue mich, dich kennenzulernen, ich bin Gellert Grindelwald. Ich bin mir sicher du hast eine Menge Fragen an mich. Aber bitte glaub mir wenn ich dir sage, dass ich nicht hier bin um dir wehzutun. Ich möchte dich nur kennenlernen und dir ein paar Dinge erklären." Ich nicke vorsichtig und lasse meinen Zauberstab in die Tasche gleiten. „Woher kennen Sie mich?", frage ich Grindelwald und setze mich ihm gegenüber auf eine Bank. Grindelwald lächelt: „Du kannst mich ruhig duzen und mich Gellert nennen. Ich bin nämlich dein Vater." Es dauert einige Sekunden bis diese Information zu mir durchgesickert ist. Ich bin völlig sprachlos. Wie kann das sein? Ich die Tochter von Gellert Grindelwald? „Ich war bei deiner Geburt gerade mal 17 Jahre alt. Ich hatte damals eine Affäre mit Astoria Black. Wir haben uns dazu entschieden, dich in ein Kinderheim zu bringen, da wir definitiv nicht bereit waren ein Kind zu bekommen. Außerdem habe ich kurz danach meinen Abschluss gemacht und bin nach England zu meiner Tante gegangen. Seitdem habe ich nichts mehr von Astoria gehört. Um ehrlich zu sein habe ich schon ganz vergessen, dass du überhaupt existiert. Aber vor ein paar Wochen hatte ich eine Vision über dich und dann bin ich einfach neugierig geworden und wollte dich kennenlernen. Du müsstest jetzt um die 18 sein oder?" Ich nicke belegt. „Ich weiß, dass das wahrscheinlich alles ein bisschen viel für dich ist aber ich würde mich freuen, wenn du mir einfach etwas über dich erzählst." Wieder nicke ich. Diesmal überfordert. Ich weiß nicht so genau was er hören will, fange aber trotzdem an zu erzählen: „Also, ich heiße Katherina Petrowa, bin am 12.06.2002 in München geboren und wurde direkt nach der Geburt ins Kinderheim gebracht. Die anderen Kinder mochten mich nie besonders und haben mich immer für meine verschiedenfarbigen Augen gehänselt. Außerdem hatten sie Angst vor mir weil sie dachten ich wäre eine Hexe." Bei diesen Worten muss ich kurz schmunzeln, denn schließlich hatten sie ja irgendwie recht. „Ich schreibe gerne Krimis und Kurzgeschichten. Meine Lieblingsfächer sind Geschichte der Zauberei und dunkle Künste. Außerdem lese ich gerne und lerne auch abseits des Unterrichts oft neue Zauber. Vor allem Bücher über dich faszinieren mich." Bei dieser Aussage werde ich leicht rot, rede aber weiter um meine Verlegenheit zu bestmöglich zu überspielen: „Ich finde dein Talent sehr faszinierend und versuche verschiedene Zauber von dir zu lernen. Außerdem hat mich deine Geschichte schon immer fasziniert. Also könntest du mir auch etwas über dich erzählen?", frage ich hoffnungsvoll. Meine Schüchternheit ist wie weggeblasen. Ich finde es einfach nur überwältigend hier mit Grindelwald zu sitzen und die Möglichkeit zu haben ihn tatsächlich ein bisschen kennenzulernen. Gellert ist sehr charmant und nett und gibt mir das Gefühl ein lange vermisster Schatz zu sein, den er endlich wiedergefunden hat. Er lächelt liebevoll: „Natürlich, wenn du willst. Ich bin 1986 in Frankfurt geboren, bin also jetzt 34 Jahre alt. Meine Eltern waren beide reinblütige Zauberer und hatten ein recht großes Anwesen. Meine Mutter ist halbe Engländerin, ist aber in Deutschland aufgewachsen. Ihre Schwester, meine Tante Bathilda Bagshot ist nach ihrem Schulabschluss nach London gegangen um dort Zaubereigeschichte zu studieren. Ich habe hier in Durmstrang meinen Abschluss gemacht und bin anschließend zu meiner Tante nach Godrics Hollow gegangen um dort weiter über die dunklen Künste zu forschen. Sie besitzt eine große Sammlung an Büchern. Ich weiß nicht wie weit du über meine Pläne informiert bist?", fragt er und sieht mir in die Augen. „Ich weiß was du vorhast, habe mich aber nie wirklich mit deinen Plänen auseinandergesetzt. Mich interessiert viel mehr deine Magie." Ich stocke kurz bevor ich weiterrede. Ich bin mir zwar inzwischen sicher, dass Gellert mir nichts tut, aber ich kenne ihn schließlich erst seit einer Stunde persönlich und er ist immer noch der mächtigste dunkle Zauberer der Geschichte. Trotzdem spreche ich aus, was mich am meisten interessiert. „Vor ein paar Jahren fand bei uns das Trimagische Turnier statt. Damals war Dumbledore mit einigen Schülern aus Hogwarts hier. Er hat auf mich einen interessanten Eindruck gemacht, deshalb wollte ich mehr über ihn wissen. Ich habe in einem Buch gelesen, dass deine Tante früher seine Nachbarin war und ihr nach der Schule enge Freunde wart. Das Buch geht auch auf die Frage ein ob ihr ein Paar wart, aber es liefert keine genaue Antwort sondern nur Indizien. Mich interessiert ob ihr tatsächlich eine Beziehung hattet oder nur gute Freunde wart." Ich bin zum Ende immer leider geworden, sodass ich schon Angst habe Gellert hätte mich gar nicht verstanden. Doch er hat mich sehr wohl verstanden  und seine Antwort ist um einiges ehrlicher als ich erwartet hattet. „Wir hatten ein seltsames Verhältnis zueinander. Wir waren sehr enge Freunde und damals beide ineinander verliebt. Aber wir hatten nie eine Beziehung obwohl wir uns auch körperlich nähergekommen sind." Diese Antwort überrascht mich sehr. Ich hätte nicht gedacht, dass er so aufrichtig zu mir ist. „Was willst du eigentlich nach der Schule machen?", wechselt er das Thema und reist mich damit aus meinen Gedanken. „Ich weiß es nicht. Viele sagen ich soll Auror werden und ich hab auch schon einen Ausbildungsplatz aber ich weiß nicht ob ich den annehmen soll.", sage ich und lasse meinen Blick über die Gärten der Schule gleiten. „Willst du vielleicht mit in mein Schloss kommen? Ich wohne in Österreich in den Alpen, nicht weit von der Deutschen Grenze entfernt." Perplex hefte ich meinen Blick wieder in die verschiedenfarbigen Augen. Sie sehen exakt so aus wie meine. „Nur wenn du willst!, fügt Gellert schnell hinzu als er meinen unsicheren Blick bemerkt. „Ich würde schon gerne mitkommen", fange ich langsam an „aber ich würde meine Freundin Lina zu sehr vermissen." Gellert lächelt mich liebevoll an. „Sie kann gerne mitkommen wenn sie will." wieder starre ich ihn unverwandt an. Ich kann nicht glauben, dass er mir das anbietet. Immerhin kennt er Lina überhaupt nicht. „Du kannst das ja in aller Ruhr mit ihr besprechen. Das Schuljahr endet ja sowieso erst in drei Tagen, dann kannst du mir ja schreiben wenn du oder ihr kommen wollt oder nicht. Falls ja würde ich euch noch meine Adresse per WhatsApp schicken. Ich gebe dir meine Handynummer." Ich nicke erfreut, ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche und tippe schnell Gellerts Nummer ein. Wir unterhalten uns noch eine Weile und Gellert erklärt mir warum er so ein Problem mit dem Gesetz hat. Ich kann seine Gedanken nachvollziehen. „Manchmal nervt mich das Geheimhaltungsabkommen auch aber ich hätte nie den Mut und die Ausdauer eine Revolution anzufangen und ich will auch ehrlich gesagt nichts damit zu tun haben.", erkläre ich ihm vorsichtig. Ich habe ein bisschen Angst, dass er mich jetzt doch nicht mehr bei sich aufnehmen will, aber er winkt nur ab und meint, dass er das sowieso nicht erwartet hat.

Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt