Der geheimnisvolle Fremde

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„Das erste was Samira wahrnahm war der harte Holzboden auf dem sie lag und die glühende Hitze die ihr ins Gesicht schlug. Ihr Bein brannte und in ihrem Kopf dröhnte der Schmerz. Sie öffnete blinzelnd die Augen und versuchte sich aufzurichten als ..."

Das klopfen an der Tür unterbricht meinen Gedankengang. Ich lege den Stift weg, blicke von meinem Schreibtisch auf und richte meinen Blick auf die geschlossene Tür. Die Zimmer im Kinderheim sind nicht besonders groß, aber das macht mir nichts aus. Ich lebe schon hier seit ich denken kann und habe mich daran gewöhnt. Es klopft erneut. Ich antworte mit einem „Herein!", und meine Betreuerin betritt mein Zimmer. Sie ist in Begleitung eines Mannes, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Er ist groß mit schwarzen Haaren und Bart und trägt einen grauen Anzug mit schwarzen Schuhen. „Katherina, du hast Besuch. Herr Barrel möchte gerne etwas mit dir besprechen." Mit diesen Worten verlässt meine Betreuerin den Raum und schließt die Tür hinter sich. Mit erwartungsvollem Blick sehe ich zu Herr Barrel. „Hallo Katherina, ich bin William Barrel. Ich bin Schulleiter eines Eliteinternats. Ich möchte dich gerne an meiner Schule aufnehmen." Völlig entgeistert starre ich meinen Besucher an. Damit hatte ich nicht gerechnet. Was sollte ich denn auf einem Eliteinternat? „Warum wollen Sie mich auf einem Eliteinternat aufnehmen?" Herr Barrel lächelt: „Weil du etwas ganz besonderes bist. Es gibt nur etwa 50 000 Menschen auf der Welt die so sind wie wir." Jetzt bin ich noch verwirrter als vorher. Was um alles in der Welt meint dieser Mann? Und warum hat er „wir" gesagt? Was soll ich mit diesem Mann gemeinsam haben? „Du kannst Dinge tun, oder? Dinge die sonst keiner kann, hab ich recht?" Ich nicke vorsichtig. Langsam dämmert mir worauf er hinaus will. „Ich kann Menschen Schmerzen zufügen ohne sie zu berühren. Ich höre in meinem Kopf was andere Menschen denken und manchmal hab ich seltsame Träume die mir die Zukunft vorhersagen." Ich habe so leise gesprochen, dass ich mir nicht sicher bin ob mich Herr Barrel überhaupt verstanden hat. Aber er hat mich zu meiner großen Überraschung sehr gut verstanden, denn er nickt wissend. „Es ist etwas besonderes schon von Geburt an Gedanken lesen zu können. Die meisten müssen das jahrelang trainieren und ich kann mir vorstellen, dass du wegen deinen verschiedenen Augenfarben gehänselt wirst?" „Die meisten halten mich für eine Hexe." Herr Barrel lächelt: „Das bist du auch. Aber die unterschiedlichen Augenfarben hast du wegen deinen Visionen. Das ist eine extrem seltene und besondere Gabe. Ich möchte dich auf eine Schule bringen, auf der du lernst deine Kräfte zu kontrollieren. Hier in dem Brief steht alles drin was du wissen musst." Herr Barrel legt den Umschlag auf meinen Tisch. Dabei fällt sein Blick auf mein aufgeschlagenes Notizbuch. Er überfliegt die letzten Zeilen die ich geschrieben habe: „Du schreibst Geschichten?" Ich wende meinen Blick ebenfalls dem Buch zu. „Ja, ich habe hier nicht wirklich Freunde. Die meisten habe Angst vor mir oder halten mich für verrückt. In meinen Geschichten kann ich jeder sein der ich will und es ist eine gute Beschäftigung." Herr Barrel nickt. „Auf Durmstrang wirst du schnell Freunde finden. Dort bist du unter Gleichgesinnten, aber behalte das schreiben bei. Mit deinen Erziehern habe ich schon alles besprochen." Mit diesen Worten tritt er aus der Tür und ist verschwunden. Ich starre weiterhin auf die Tür und lasse in meinem Kopf Revue passieren was gerade geschehen ist. Es kommt mir vor wie ein Traum. Wäre da nicht der Umschlag auf meinem Tisch würde ich diese Begegnung für nicht real halten. Ich schaue mir den Brief genauer an. Er ist strahlend weiß und mein Name ist mit wunderschön geschwungen Buchstaben darauf geschrieben: „Katherina Petrowa". Vorsichtig öffne ich den Umschlag und beginne zu lesen:

Sehr geehrte Frau Petrowa,
nachdem Ihre Zaubererbefähigung festgestellt wurde, möchte ich Ihnen mitteilen, dass Sie an der Durmstrang-Academy aufgenommen wurden. Bitte begeben Sie sich am 31. August bis 10.00 Uhr zum Eingangsbereich des Flughafen „Franz-Josef-Strauß" in München. Dort werden Sie von einer Lehrkraft empfangen und nach Tallinn in Estland geflogen. Grundlegende Informationen zur Schule erhalten Sie in folgendem Abschnitt:

Die Durmstrang-Academy ist eine äußerst elitäre Zauberschule, die nur reinblütige Hexen und Zauberer aufnimmt. Ihr Einzugsgebiet erstreckt sich über  ganz Mittel- und Osteuropa. Die Schüler werden je nach Herkunftsland in Klassen aufgeteilt und möglichst in ihrer Muttersprache unterrichtet. Dies kann jedoch nicht immer ermöglicht werden. Wir bitten um Ihr Verständnis. Folgende Sprachen werden in Durmstrang angeboten: deutsch, schwedisch, polnisch, tschechisch 
Wie an jeder anderen Zauberschule auch, besteht die Ausbildung aus sieben Schuljahren an deren Ende sich jeweils eine Prüfung anschließt. Bei Nichtbestehen wird man der Schule verwiesen. Während des Schuljahres gibt es keine Leistungsnachweise. An der Schule werden verschiedene Fächer der Zauberei gelehrt. Diese reichen von klassischer Zauberkunst über Wahrsagen, alte Runen und Muggekunde hin zu Verteidigung gegen die dunklen Künste und Kräuterkunde. Dies waren nur einige genannte Beispiele. Besonders an der Durmstrang-Academy ist, dass auch die dunklen Künste in freiwilligen Wahlkursen unterrichtet werden.
Die Schüler wohnen in einem Internat. Jeweils zwei Schüler desselben Landes und derselben Jahrgangsstufe teilen sich einen Raum mit einem Bad. An der Schule herrscht eine strenge Kleiderordnung. Allen Schülern ist es auf dem gesamten Schulgelände nur gestattet die vorgeschriebene Schuluniform zu tragen.
Die Durmstrang-Academy ist für jeden unbefugt unauffindbar. Keiner, weder Zauberer und Hexen noch Nichtzauberer können diese Schule sehen. Jedem Schüler wird nach Vollendung des 7. Schuljahres mit Hilfe eines Zaubers das Gedächtnis gelöscht, sodass er sich nicht  mehr an den Standort der Schule erinnern kann.
Mit freundlichen Grüßen
William Barrel (Schulleiter)

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