Schloss Nurmengard

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Nach einiger Zeit verabschieden wir uns voneinander und ich mache mich wieder auf den Weg zurück ins Schloss um alles in Ruhe mit Lina zu besprechen. Ich habe viel Stoff zum Nachdenken bekommen und muss diese Begegnung erstmal verarbeiten.
Ich finde Lina in unserem Zimmer. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch über ein Buch gebeugt und macht sich Notizen zu einem Zauber. Als ich das Zimmer betrete springt sie sofort auf und kommt auf mich zu: „Gott sei dank geht es dir gut. Ich habe mir langsam echt Sorgen gemacht. Du warst fast drei Stunden weg." Sie legt ihre Arme um meine Taille um mich näher an sich zu ziehen. Ich schlinge meine Hände um ihren Hals und gebe ihr einen Kuss auf die Lippen. „Tut mir leid aber ich habe total die Zeit vergessen. Ich muss unbedingt mit dir reden." Wir setzten uns auf die Couch und ich fange an Lina alles über das Treffen mit Grindelwald zu erzählen. Ihr fällt die Kinnlade runter und sie starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Das ist nicht dein ernst?", fragt sie ungläubig während ich ihr sanft zwei Finger ans Kinn lege um ihren Mund zu schließen. Es bringt nichts. Er geht sofort wieder auf. „Doch, das ist mein Ernst.", gebe ich lachend zurück und versuche erneut ihren Mund zu schließen. Diesmal gelingt es mir sogar.
Nach meinem ausführlichen Bericht über die letzten Stunden und längeren Diskussionen darüber, ob wir zusammen nach Nurmengard ziehe sind wie zu dem Schluss gekommen, dass wir es ja wenigstens mal ausprobieren können dort zu leben. Natürlich dürfen wir nicht vergessen mit wem wir es hier zu tun haben aber ich habe das Gefühl, dass ich Grindelwald vertrauen kann. Zumindest soweit, dass er uns nicht direkt einsperrt oder umbringt oder sonst was mit uns macht. Noch am selben Abend tippe ich mit zitternden Händen eine Nachricht an Gellert in mein Handy. Schon nach kurzer Zeit kommt die entsprechende Antwort. „Super, dass du es dir überlegt hast. Ich hole euch am letzten Schultag gegen 10:00 Uhr am Schultor ab. Ich freue mich auf euch." Lese ich vor während Lina ebenfalls wie gebannt auf mein Display starrt. „Er freut sich auf uns?", fragt sie skeptisch als ich keine Anstalten mache mich auch nur zu bewegen. Ehrlich gesagt bin auch ich etwas überrascht über seine Worte. Erst als ich darüber nachdenke fällt mir auf, dass er eigentlich die ganze Zeit über schon so lieb und verständnisvoll mit mir umgegangen ist.
Die letzten Schultage vergehen wie im Flug. Wir verbringen so viel Zeit wie möglich mit unseren Freunden, machen Ausflüge in die nahegelegene Stadt und verbringen einige herrliche unbeschwerte Tage, auch wenn ich auf den Gängen oft skeptische Blicke von meinen Mitschülern abbekommen. Die Nachricht, dass ich Gellert Grindelwald getroffen habe, hat sie wie ein Lauffeuer in der ganzen Schule verbreitet. Natürlich ist bekannt, dass er hier selbst mal Schüler war weswegen er in Durmstrang nicht unbedingt ein Tabu-Thema ist wie in anderen Schulen, aber wenn er persönlich vor der Tür steht und mit einer Schülerin sprechen will stößt das dann doch auf Skepsis.
Nach dem Frühstück, machen sich die Abschlussklassen für die bevorstehende Abreise fertig. Für sie endet das Schuljahr drei Wochen früher als für alle anderen. Die Zeugnisse bekommen wir im Verlauf der nächsten Wochen zugeschickt. Auch Lina und ich sammeln unsere Sachen zusammen und verabschieden uns von unseren Freunden. Die meisten fangen eine Ausbildung im Zaubereiministerium an weswegen sie in Zukunft weniger Zeit haben werde. Und auch wir wissen nicht was uns erwartet und wie oft wir unsere Freunde noch sehen werden. Dementsprechend schwer fällt der Abschied. Aber irgendwann machen sich die anderen dann doch auf den Weg nach Hause. Schließlich stehen Lina und ich alleine vor dem Schultor und warten auf Grindelwald. Wahrscheinlich kommt er mit Absicht etwas später um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Allerdings müssen wir nicht allzu lange warten, denn schon nach wenigen Minuten erscheint er lautlos hinter einem Baum in der Nähe. Mit einem leichten Lächeln kommt er auf uns zu. „Ich bin wirklich froh, dass ihr es euch überlegt habt und doch mitkommen wollt. Du musst Lina sein? Ich bin Gellert, schön dich kennenzulernen." Geller reicht ihr die Hand. Lina blickt unsicher zu mir. Ich verstehe wie sie sich fühlt. Es ist komisch Grindelwald so nett und herzlich zu erleben, vor allem wenn man bedenkt was alles in den Medien über ihn gesagt wird. Ich nicke ihr aufmunternd zu und sie erwidert sein Lächeln und gibt ihm die Hand. „Gut, wenn ihr alles habt können wir los. Mein Schloss ist in der Nähe von Salzburg. Ich würde vorschlagen wir apparieren einfach?" Ich nicke bestätigend. Es ist zwar streng verboten über Ländergrenzen hinweg zu apparieren, aber immerhin ziehen wir zu dem meist gesuchten Verbrecher der Welt. An solche kleinen Rechtswidrigkeiten werden wir uns gewöhnen müssen. Außerdem sind meine Experimente mit schwarzer Magie streng genommen auch nicht ganz legal. „Klar von mir aus können wir los.", doch Lina sieht nicht sonderlich begeistert aus. "Was ist los?", frage ich sie verwirrt. Will sie jetzt auf einmal doch nicht mehr mit? „Ich kann eigentlich nicht so weit apparieren.", gesteht sie kleinlaut und starrt beschämt auf den Boden. Doch Gellert lächelt sie aufmunternd an: „Das macht nichts. Ich kann dich gerne mitnehmen. Halte dich an meinem Arm fest." Dankbar nickt sie, umklammert ihre Tasche und ergreift Gellerts Hand. „Bereit?", fragt Gellert was Lina mit einem erneuten Nicken bestätigt. Dann verschwindet er mit ihr ohne das leiseste Geräusch zu hinterlassen. Ich folge kurz darauf und nur wenige Sekunden später stehen wir vor einem riesigen Schloss in den österreichischen Alpen. Gellert schwingt kurz seinen Zauberstab, sodass wir durch das große eiserne Tor in den Schlossgarten treten können. Als wir an der schweren Flügeltür ankommen öffnet sich diese von alleine und wir können eintreten. Wir stehen in einer riesigen Eingangshalle. Sie ist mit weißem Marmor verziert und ragt bis in den Himmel empor. Sofort kommen ein paar Hauselfen angerannt um uns mit dem Gepäck zu helfen. Wir überreichen ihnen unsere Handtaschen damit Gellert uns sein Anwesen und unser Zimmer zeigen kann. Es ist wunderschön hier; Alles in hellem Marmor gehalten, sodass es sehr elegant wirkt. Entgegen meiner Erwartungen sieht es aber überhaupt nicht protzig aus, da auf Goldverzierungen oder Ähnliches komplett verzichtet wurde. Allgemein kann man sagen, dass das ganze Schloss große Ähnlichkeiten mit unserer Schule hat. Gellert muss das Ambiente von Durmstrag wohl auch so gefallen haben, sodass er es gleich in seinem Anwesen übernommen hat.
Unser Zimmer ist ebenfalls mit hellem Marmor verkleidet und hat eine Fensterfront mit Blick auf die schneebedeckten Berge. Der Raum ist mit zwei großen Kleiderschränken, einem modernen Schreibtisch mit MacBook und Bildschirm, einer Sitzecke mit cremefarbenem Sofa und Fernseher und einem gemütlichen Doppelbett ausgestattet. Das Bad ist luxuriös mit schwarzem Marmor verziert und enthält zwei Waschbecken, eine Badewanne sowie eine Regendusche.

Grindeldore FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt