KAPITEL 1. Taehyun

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Etwas, das ich im Leben früh gelernt habe, ist, dass die Welt nicht nur aus Farben und Geräuschen besteht

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Etwas, das ich im Leben früh gelernt habe, ist, dass die Welt nicht nur aus Farben und Geräuschen besteht. Sondern aus Formeln, Symbolen, Buchstaben und Zahlen.

Es gab Rechtecke.

Quadrate.

Besonders Kreise faszinierten mich.

Menschen ließen sich durch Linien auf den Straßen leiten. Farbliche Kreise regelten, ob Personen stehen oder gehen durften. Gegessen wurde an quadratischen oder rechteckigen Flächen und auch den Schlaf holten sich alle Menschen dort. Es war faszinierend für mich. Und zur gleichen Zeit war es auch eine Ablenkung. Der Mathematiktest hatte vor fünfzehn Minuten begonnen und ich war schon lange fertig mit meinem Bogen. Ich blickte nervös zur Uhr hoch, aber der Sekundenzeiger bewegte sich so unglaublich langsam, dass ich das Gefühl hatte, in weiteren 35 Sekunden einzuschlafen. Wenn ich den Test jetzt schon abgeben würde, würden die anderen Schüler mich komisch ansehen. Sie würden über mich reden, obwohl ich nicht verstand, warum manche Menschen sich angegriffen fühlten, wenn ich Aufgaben schneller erledigen konnte als der Durchschnitt. Selbst Lehrer oder andere Autoritätspersonen hatten oft ein Problem damit.

Und um eben seltsame Blicke zu vermeiden, warf ich einen letzten Blick auf den kreisrunden Zeitmesser oberhalb der Klassentür - 15:17 Uhr -, bevor ich meine Antworten allesamt ausradierte, um sie sorgfältig wieder aufzuschreiben.

Ich beschloss, mir dieses Mal etwas mehr Zeit zu lassen und nahm mir genau 17 Minuten, um meine Antworten noch einmal sorgfältig durchzugehen und zu überarbeiten.

Lange genug, sodass ein paar der langsameren Schüler aufstehen konnten, um ihren Test abzugeben. Ich wartete geduldig drei weitere Schüler ab, bevor ich selbst aufstand und nach vorne zum Pult ging. Die Augen von Misses Kim ruhten bereits sehnsüchtig auf mir, als ich meinen Bogen abgab.

Mit den Worten: »Vielen Dank, Taehyun«, nahm sie das Stück Papier entgegen und entließ mich aus der letzten Unterrichtsstunde.

Worüber ich auch wirklich dankbar war, denn jetzt war es fünf Minuten nach halb. Eine Zahl, mit der ich mich anfreunden konnte, um nach Hause zu gehen. Allerdings wollte ich mich noch nicht auf den Heimweg begeben, sondern sammelte gemütlich meine Sachen zusammen und freute mich auf ein paar Stunden in der Bibliothek.

Meinen noch grübelnden Mitschülern warf ich dabei keinen einzigen Blick mehr zu.

Neben dem Klassenzimmer war die Schulbibliothek wohl der meistbesuchte Raum von mir. Er befand sich im Erdgeschoss, direkt rechts vom Schulausgang, wodurch man auch einen guten Blick darauf hatte, wer hinausging oder hinein wollte. Als ich die Bibliothek betrat, wurde ich sofort von dem Geruch alter Bücher und Papier umhüllt. Es fühlte sich jedes Mal an, als ob ich in eine andere Welt eintauchte. Die gedämpfte Beleuchtung, die hölzernen Regale und das dezente Gemurmel der anderen Schüler, – sofern welche von ihnen da waren – die vertieft in ihre Bücher starrten, trugen alle dazu bei, dass ich mich in einer friedlichen Atmosphäre befand.

𝐓𝐇𝐄 𝐓𝐈𝐄𝐒 𝐖𝐄 𝐁𝐈𝐍𝐃: 𝑆𝑤𝑒𝑒𝑝𝑒𝑟Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt