Mit einem leisen Summen zum Song im Radio füllte ich die Schüssel vor mir mit Milch. Den leeren Karton schmiss ich in den Müll und als ich bemerkte, dass sich im Kühlschrank keine weitere Packung mehr befand, seufzte ich leise. Ich würde heute wohl ohne Frühstück zur Schule gehen. Denn außer dem Müsli und der Milch, die ich soeben geleert hatte, war nichts mehr zum Frühstücken da.
Viel wichtiger war mir, dass meine kleine Schwester Minja aß.
Also drehte ich mich zur Theke und schüttete das Müsli in die Schüssel. Es knisterte leicht und ich drehte mich mit einer verspielten Tanz-Umdrehung zu Minja um, die bereits am Frühstückstisch auf mich wartete.
Unsere Mutter war schon vor einigen Minuten losgegangen, um schnellstens zur Arbeit zu kommen. Sie ging immer früher los, um Überstunden zu machen und somit mehr Geld zu verdienen. Das machte sie schon, seit Minja zwei Jahre alt war. Nun war sie sechs und hatte schon oft den Wunsch geäußert, einen Tag mit Mama zu verbringen. Leider musste ich immer wieder dasselbe sagen: Mama muss arbeiten.
Und auch jetzt sah sie so aus, als würde sie lieber auf ihre Mama warten.
Minja saß auf ihrem Stuhl, blickte schweigend auf die Schüssel und strich mit beiden Händen über ihren linken Zopf, den ich ihr heute geflochten habe. Besonders glücklich sah die Sechsjährige aber nicht aus.
»Was hast du?«, fragte ich besorgt, denn der Gesichtsausdruck gefiel mir ganz und gar nicht. Es glich dem ›irgendwas brennt in mir und ich weiß nicht, wie ich es löschen kann‹-Blick, den sie jedes Mal hatte, wenn etwas passiert war. Ich setzte mich gegenüber von ihr auf einen der Stühle und verschränkte die Arme auf der Tischoberfläche.
Minja zog einen Schmollmund.
»Ich möchte nicht in ... die Schule«, flüsterte sie so leise wie eine Maus. Selbst jetzt konnte man sehen, wie klein sie sich auf ihrem Stuhl machte und die Schultern bis zu den Ohrläppchen hochzog. »Die Mädchen dort machen sich über meine Sachen lustig. Sie sagen, es sieht alt aus.«
Ich zog die Augenbrauen überrascht nach oben.
Doch eigentlich sollte ich nicht einmal überrascht sein. Kinder waren gut im Beobachten und Minja trug meist meine alten Kleider, weil wir nicht das Geld hatten, um neue zu kaufen. Ich konnte ihr unwohles Gefühl verstehen und griff nach ihrem Arm, um ihn zu streicheln. »Die werden schon noch lernen, auf ihre eigenen Sachen zu gucken«, sagte ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte, um ihr zu helfen. Es waren Kinder und sie würden Zeit brauchen, um es zu lernen. Es tat mir weh, sie so traurig zu sehen und ich wollte unbedingt etwas dagegen unternehmen. »Nächsten Monat kaufen wir dir neue Kleidung. Eine neue Hose und ein T-Shirt, ja? Ich lege was Beiseite und wir gehen zusammen in die Stadt.«
Vielleicht sollte ich bei der Nachhilfe, die ich meinen Mitschülern jeden Dienstag gab, doch ein paar Won verlangen. Aber irgendwie wäre das auch nicht gerecht, weil ich es tat, um ihnen beim Verbessern der Noten zu helfen.
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𝐓𝐇𝐄 𝐓𝐈𝐄𝐒 𝐖𝐄 𝐁𝐈𝐍𝐃: 𝑆𝑤𝑒𝑒𝑝𝑒𝑟
RomanceKang Taehyun ist hochbegabt, doch nur mit seinem leistungsstarken Verstand und seiner Vorliebe für Zahlen bekommt er keinen großen Freundeskreis. Was Taehyun nicht unbedingt stören würde, wäre da nicht seine große Leidenschaft. Das Fußballspiel. Daf...