Meine Mutter hatte wenig Zeit für meine Schulkarriere.
Genauso wenig, wie sie nun für Minja Zeit hatte.
Doch wenn ich sie darum gebeten hatte, gebettelt habe, dass sie zum Elternsprechtag kommen würde, um sich meine Noten anzuhören, dann war sie widerwillig gekommen. Meine Mutter hatte sich die Reden der Lehrer für maximal fünf Minuten angehört, denn länger sprachen sie nie über mich. Ich war immer gut in der Schule gewesen, fleißig, verstand auf Anhieb und war still. Ich hatte nie Ärger bekommen, nicht einmal, als ich aus Versehen das Federmäppchen meiner Mitschülerin mitgenommen hatte und sie dachte, ich hätte es geklaut. So etwas machte ich nicht und man glaubte mir zum Glück. Doch heute, heute saß ich auf diesem ungemütlichen Stuhl in einem Zimmer, das nach Zigarettenrauch stank. Ich wusste, dass sie versuchten, den Gestank mit Luftbefeuchter und Pflanzen zu verstecken, doch es war eindeutig, dass der Direktor hier oft rauchte. Aber er konnte auch tun, was er wollte, also wieso nicht?
Und wir waren hier, um uns eine Standpauke anzuhören. Ob das nun das Ende meiner guten Noten war?
Ob ich jetzt die schlechtesten Noten in Betragen bekomme?
Meine Hände zitterten.
Aber weniger wegen der Noten, sondern mehr aus Angst.
Links vom Raum hörte man leises Schluchzen und Wimmern, allein dass die beiden Mädchen anwesend waren, die von Bongcha gequält worden waren, – flankiert vom Trainer der Fußballmannschaft – hatte mir direkt bewusst gemacht, weswegen wir hier waren. Ohne dass der Direktor sich zuerst in mysteriöses Schweigen hüllte, nur um dann mit seiner tiefen Stimme bedrohlich zu verkünden, warum wir hier standen.
»Mir wurde zugetragen, dass sich an unserer Schule Aktivitäten von Mobbing gezeigt hätten. Habt ihr dazu etwas zu sagen?«
Für einige Sekunden war es still, bis Bongcha sich auf dem Stuhl aufsetzte und begann zu sprechen: »Als Kapitänin der Cheerleader möchte ich verkünden, dass wir solche Praktiken nicht unterstützen.«
Nicht schlecht, man hätte ihr die ernste Miene beinahe abgekauft, hätte nicht neunzig Prozent der Anwesenden gewusst, dass es eine Lüge war. Es war sogar mutig von Bongcha, als Erste zu sprechen, wobei sie diejenige war, die Dreck am Stecken hatte.
Ich senkte meinen Blick auf meine Hände und zupfte vor Nervosität an meiner Nagelhaut.
»Haben die Anderen dazu etwas zu sagen?«, fragte der Direktor und ließ seine schmalen, von Falten ummantelten Augen über den Rest der Cheerleaderinnen wandern. Aber da es niemand wagte, sich zu äußern und sich alle in Schweigen hüllten, stieß er ein Seufzen aus.
Der Trainer räusperte sich, mischte sich nun in das Wort: »Meine Jungs haben mir zugetragen, dass sie alle eine Vermutung hatten. Es gibt aber einen Jungen in meinem Team, der es gesehen haben soll. Wir könnten ...«
Daesy gab ein entsetztes Luftschnappen von sich, wobei sich jeder bemühte, nicht in ihre Richtung zu blicken.
Bestimmt hatte sie Angst, dass Beomgyu jetzt schlecht von ihr denken würde. Dabei meinte er höchstwahrscheinlich Taehyun, der mit seinen Schüssen auf uns losgegangen war, wie ein Jäger auf seine Beute. Ich erinnerte mich ungern an den wütenden Ausdruck in seinem Gesicht.
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𝐓𝐇𝐄 𝐓𝐈𝐄𝐒 𝐖𝐄 𝐁𝐈𝐍𝐃: 𝑆𝑤𝑒𝑒𝑝𝑒𝑟
RomanceKang Taehyun ist hochbegabt, doch nur mit seinem leistungsstarken Verstand und seiner Vorliebe für Zahlen bekommt er keinen großen Freundeskreis. Was Taehyun nicht unbedingt stören würde, wäre da nicht seine große Leidenschaft. Das Fußballspiel. Daf...