Kapitel 8

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Es war dunkel und Kälte nahm unaufhörlich immer mehr von meinem Körper in Besitz. An meinem Rücken spürte ich eine kalte Steinmauer, genauso wie unter meinen Füßen. Wenn ich die Hände ausstreckte, dann würde ich die gegenüberliegende Seite berühren. Der enge Raum schnürte mir die Luft ab, doch ich traute mich nicht mal meinen Finger zu bewegen. Denn draußen vernahm ich schwere Stiefelschritte. Erst nur ein Paar, doch dann waren es schon zwei und zuletzt stampften unzählige Paar Stiefel grob vor meiner Zelle auf und ab. Schließlich kamen sie zu Stehen und Schläge ließen die Holztür erbeben. Mit Schrecken sah ich zu, wie die Türklinke langsam nach unten gedrückt wurde. Doch bevor ich das Gesicht der Person erkennen konnte, wachte ich auf.

Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass das Klopfen von meiner Tür kam und auf dem Gang tatsächlich etliche Personen nicht gerade auf Zehenspitzen vorbei liefen.

Ich schob die Decke beiseite, zog das Shirt, welches ich zum Schlafen angezogen hatte, etwas zurecht und ging dann zur Tür, um sie einen Spalt weit zu öffnen. Draußen stand Raiden, der mich besorgt musterte, als ich vorsichtig durch den Türspalt spähte.

„Guten Morgen." begrüßte er mich. „Ich wollte dich zum Frühstück begleiten, wenn du willst." bot er mir an und wartete geduldig, bis ich meine Gedanken sortiert hatte.

Ich öffnete die Tür etwas weiter. „Ja natürlich, gerne! Geb mir fünf Minuten, ich zieh mich schnell an." murmelte ich verschlafen und sah seinen Blick kurz zu meinen nackten Beinen wandern. Ich schloss die Tür wieder, schlüpfte schnell in die Sachen von gestern und hastete an Raiden vorbei, der lässig neben meiner Tür an der Wand lehnte, ins Bad. Ich putzte meine Zähne und wusch mein Gesicht in Rekordzeit, da ich Raiden nicht warten lassen wollte. Ich fasste die vordersten Strähnen meiner Haare mit einem Zopfgummi zusammen und eilte dann zurück in mein Zimmer, um meine Waschtasche wegzuräumen.

„Und ich dachte immer, Frauen brauchen früh lang im Bad." bemerkte Raiden lächelnd, als ich keine 5 Minuten später meine Zimmertür hinter mir zuzog.

„Ich kann dich doch nicht warten lassen." erklärte ich gespielt bestürzt und wir liefen nebeneinander Richtung Ausgang. Dabei reichte ich ihm kommentarlos seine Jacke, die er mir gestern überlassen hatte. Ich wünschte, ich würde die Marke von Liam in seiner Jackentasche ansprechen, doch im Grunde fand ich nicht den notwendigen Mut. 

Ich kannte die Kantine von gestern nur menschenleer, doch dafür war jetzt umso mehr los. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen und bis auf ein paar einzelne Plätze waren alle Tische besetzt. Ich blieb dicht bei Raiden, da ich sonst wohl ziemlich schnell in diesem scheinbaren Chaos untergegangen wäre. Die vielen Menschen lösten eine ungewohnte Beklemmung in mir aus. In Berlin waren mir große Menschenmengen manchmal schon gar nicht mehr aufgefallen, da es einfach alltäglich war. Manchmal hatte ich es fast schon als entspannend empfunden, sich von der Menge treiben zu lassen, da es sowieso hoffnungslos gewesen wäre, sich einen eigenen Weg zu bahnen. Doch die letzten Monate hatten mich verändert und nun fühlte ich mich fremd zwischen so vielen fremden Gesichtern. Das der Großteil der Menge aus Männern bestand, war auch keine große Hilfe. Ich war mir durchaus bewusst, dass mich der eine oder andere neugierige Blick musterte. Nachdem wir das scheinbare Ende der Warteschlange erreicht hatten, drehte sich Raiden das erste Mal zu mir um.

„Aber ich muss dich warnen, das Essen hier ist zwar essbar aber keine 5-Sterne-Küche. Unter der Woche gibt es zum Frühstück Porridge. Nicht gerade spannend aber man gewöhnt sich daran." murmelte er mir warnend zu.

Bevor ich antworten konnte, rückten wir in der Reihe vor und bekamen jeweils eine Schüssel mit einem gräulich aussehenden Brei in die Hand gedrückt. Da ich hinter Raiden lief, konnte ich nicht erkennen, welchen Tisch er ansteuerte. Doch wir blieben vor einem stehen, der schon fast vollständig besetzt war. Es waren noch genau zwei Stühle frei.

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