Kapitel 29

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Ich hörte ihn hinter mir seufzen, doch ich empfand kein Mitleid mit ihm, da es seine Entscheidung war mich zu begleiten. Das Licht schaltete ich nicht an, da mich die Dunkelheit des Wassers faszinierte.

„Wollen Sie jetzt wirklich... ?" Doch seine Frage verstummte, als ich allen meinen Mut zusammen nahm und beherzt mein Shirt über den Kopf zog. Die Schuhe, Socken und meine Hose folgten und landeten neben meinem Oberteil auf einer der Bänke. Fröstelnd stand ich in Unterwäsche am Beckenrand und spürte die Blicke des Lieutenant wie kleine Funken auf der Haut. Er stand noch immer erstarrt in der Tür, die Türklinke fest umklammert, sein Blick auf mir.

„Beantwortet das ihre Frage?", fragte ich herausfordernd und glitt mit einem Kopfsprung ins kühle Wasser. Ich machte etliche Schwimmzüge unter Wasser, ehe ich wieder auftauchte und die restliche Bahn entspannt auf dem Rücken treibend zurücklegte. Auf der anderen Seite angekommen, hielt ich mich am Beckenrand fest und sah zurück zu Lieutenant Pharell. Er hatte inzwischen die Tür hinter sich geschlossen und stand im Halbdunkel mit verschränkten Armen am Beckenrand.

„Sie sollten auch er eine Runde schwimmen, das Wasser ist unglaublich angenehm.", forderte ich ihn auf und lachte angesichts seiner gewohnt strengen Körperhaltung. Doch das Lachen blieb mir im Hals stecken, als er die Arme löste und begann die Knöpfe seiner Jacke zu lösen. Sie landete auf der Bank hinter ihm, gefolgt von dem Shirt, das er sich in einer fließenden Bewegung über den Kopf zog. Er schaute weiterhin mit unbewegter Miene zu mir, als seine Hände zu seiner Hose wanderten und erst den Knopf lösten, gefolgt vom Reißverschluss. Da war wieder diese Wärme in meinem Bauch, die sich langsam aufheizte. Ich wollte eigentlich wegschauen, doch gleichzeitig konnte ich meinen Blick nicht lösen, als er zunächst aus seinen Schuhen und Socken schlüpfte und schließlich auch seine Hose abstreifte. Sein 1,90 Meter großer Körper bestand nur aus definierten und schön geformten Muskeln, welche bei jeder Bewegung gut erkennbar arbeiteten. Seine enganliegende Unterhose ließ deutliche Konturen erahnen und ich musste aufpassen, ihn nicht mit offenem Mund anzustarren. Das Halbdunkel ließ ihn nur noch beeindruckender wirken. Er trat ebenfalls an den Beckenrand und sprang mit einem perfekten Kopfsprung fast lautlos ins Wasser. Aufgrund des Dämmerlichtes konnte ich seinen Umriss unter Wasser nicht sehen und hätte beinahe vor Schreck aufgeschrien, als er nur wenige Meter vor mir aus dem Wasser auftauchte. Mit zwei kräftigen Schwimmzügen überwand er die letzten Meter zwischen uns und mein gesamter Kreislauf setzte aus, als er sich links und rechts von mir am Beckenrand festhielt. Keiner von uns sagte ein Wort, während unsere Körper nur von wenigen Zentimetern Wasser getrennt waren. Ein Schwindel erfasste mich bei dieser elektrisierende Nähe und reflexartig schaute ich nach einem Fluchtweg... eine inzwischen vertraute Unruhe und Unsicherheit machte sich in mir breit.

„Warum laufen Sie immer vor mir davon?", fragte er murmelnd und ich erkannte, dass ich diesmal nicht so einfach davonkommen würde.

„Ich... ich laufe nicht... Sie sind..." Mein Gehirn war nicht mehr in der Lage, einen vernünftigen Gedanken zu formulieren. Ich sah Wasserperlen aus seinem Haar tropfen, über seine schönen, hohen Wangenknochen rinnen. Ich beobachtete mit den Augen ihren Pfad über seinen Hals bis zu seinen Brustmuskeln. Immer wieder beobachtete ich mit meinem Blick den Weg der Wassertropfen, bis er mich mit einer Hand an meinem Kinn zwang ihn anzuschauen. „Bereite ich Ihnen Unbehagen? Ist Ihnen meine Nähe unangenehm?", hakte er nach und hielt meinen Blick gefangen.

„Ja... Nein...das ist es nicht. Es ist nur so, dass das hier...", stammelte ich benommen, doch schaffte es nicht, den Satz zu beenden.

Lieutenant Pharell entfernte sich schließlich wieder seufzend von mir. Er würde mich nicht zu einer Antwort drängen, auch wenn wir beide wahrscheinlich schon die Antwort auf mein manchmal seltsames Verhalten kannten. Ich war nicht davongelaufen, weil seine Nähe unangenehm für mich war, sondern im Gegenteil. Ich fühlte mich zu Lieutenant Pharell hingezogen und diese Erkenntnis überforderte mich so sehr, dass ich bis jetzt immer davor geflohen war.

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