Kapitel 42

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Doch ich sah lediglich in einen halbdunklen, leeren Gang. Ich schüttelte über mich selbst den Kopf und beschleunigte dennoch unwillkürlich meinen Schritt. Ich war keine zwei Meter weit gekommen, als ein Mann vor mir aus einer Nische hervortrat. Es war nicht seine imposante breite Statur, die mich erstarren ließ, sondern die schwarze Skimaske, welche lediglich die Augen erkennen ließ. Augen, die mich ins Visier nahmen und keinen Zweifel zuließen, dass der Besitzer mir nicht wohlgesonnen war. Wenn ich eins in den letzten Monaten gelernt hatte, dann war es, auf mein Bauchgefühl zu hören. Da der maskierte Mann den Weg nach vorne versperrte, drehte ich mich ohne zu zögern um und sprintete in der selben Sekunden los. Panik erfasste mich, als aus einer Seitentür im Gang ein weiterer Mann trat und mir somit auch diesen Fluchtweg versperrte. Ich hatte keine andere Option mehr und stieß die schwere Tür zur Schwimmhalle auf. Instinktiv wallte Todesangst in mir hoch, als ich um mein Leben rannte und an jeder Türklinke rüttelte, die ich in der Halle fand. Allmählich sickerte die Erkenntnis in mein Bewusstsein, dass alle Türen verschlossen waren. Ich saß in der Falle.

Die schwere Doppeltür fiel auf der anderen Seite ins Schloß und ich hörte das endgültige Klacken eines Schlüssels, der meinen einzigen Fluchtweg unweigerlich versperrte. Ich drückte mich an die Wand, als sich drei Männer mit Skimasken auf der anderen Seite des Schwimmbeckens aufbauten. Ich schluchzte unfreiwillig auf und die Panik griff nach mir. Ich hatte es schon länger nicht mehr so unbarmherzig am eigenen Leib erfahren müssen und dennoch war es ein furchtbar vertrautes Gefühl. Mein Herz raste in wildem Protest gegen dieses unwirkliche Szenario, als einer der Männer links um das Becken auf mich zukam, während der zweite die rechte Seite nahm. Der dritte blieb einfach stehen und beobachtete mich wie ein Kaninchen in der Falle. Mein hektischer Atem war neben den schweren Stiefelschritten das einzige Geräusch in der halbdunklen Schwimmhalle.

Weglaufen konnte ich nicht, da alle Türen verschlossen waren. Ich bezweifelte, dass schreien viel bringen würde, da sich um diese Uhrzeit niemand mehr in diesem Gebäude aufhielt. Alles was mir blieb, war zu kämpfen. Und zwar mit allem was ich hatte und was Lieutenant Pharell mir beigebracht hatte. Doch mit zitternden Händen und Knie, einer verschwommenen Sicht und der Angst im Nacken gestaltete sich das schwieriger als gedacht. Die beiden Männer hatten mich fast erreicht und mir blieb sowieso nichts anderes übrig.

„Immer mit der Ruhe, Süße. Wir wollen nur re..." Doch bevor der Mann zu meiner rechten seinen Satz beendet hatte, verpasste ich ihn mit aller Kraft einen Tritt zwischen die Beine. Ich konnte es nicht fassen, dass mein Überraschungsangriff tatsächlich funktionierte, als er mit einem gurgelnden Geräusch zu Boden ging. Der zweite Angreifer reagierte blitzschnell und griff mit einem schmerzhaften Griff nach meinem Oberarm. Doch ich zögerte nicht, holte aus und donnerte meine Faust mittig in sein Gesicht. Ein stechender Schmerz fuhr durch meine Hand. Auch wenn der Kopf des Mannes für einige Zentimeter nach hinter ruckte, so lockerte er seinen schraubstockartigen Griff nicht. Ich versuchte mich loszureißen, schrie laut um Hilfe, schlug um mich und trat nach allem, was mir in die Quere kam, doch gegen seine Kraft hatte ich von Anfang an keine Chance gehabt. Ein harter Schlag auf meinen Hinterkopf ließ einen grellen Schmerz in meinem Kopf explodieren. Mit einem verzweifelten Stöhnen ging ich zu Boden und trotz aller Gegenwehr wurde es schwarz um mich herum.

Ich wurde wach, als ein Schwall kaltes Wasser mich hart im Gesicht traf. Ich hustete das unfreiwillig geschluckte Wasser wieder heraus. Mein Kopf hing schwer nach unten und als ich ihn heben wollte, bohrte sich ein brennender Schmerz in meinen Hinterkopf. Ich stöhnte mit zusammengebissenen Zähnen und kämpfte gegen das Bedürfnis an, möglichst regungslos sitzen zu bleiben, damit der Schmerz einigermaßen erträglich blieb. Ich schluchzte auf, als ich meinen Kopf endlich in gerader Position hielt und mühsam meine Augen öffnete. Ich war in einem Raum, in dem eine zu grelle Leuchtstoffröhre mich schmerzhaft blendete. Um mich herum befanden sich lange Reihen aus Spinden und durch die nur angelehnte Tür konnte ich das Wasser des Schwimmbeckens erkennen. Ich musste mich in einer Art Umkleide befinden und saß mit nach oben gebunden Händen auf einer hölzernen Bank in der Mitte des Raumes. Als ich nach oben sah, entdeckte ich über meinem Kopf eine hölzerne Leiste mit Kleiderhaken, an welche meine Handgelenke gefesselt waren. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass ich nur noch meine Unterwäsche trug. Die hölzerne Bank fühlte sich kalt und rau unter meinen Oberschenkeln und in meinem Rücken an. Probehalber zerrte ich an den Fesseln, doch mir war von vorneherein klar, dass das ein nutzloses Unterfangen war. Ich stockte in meinem Befreiungsversuch, als ich rechts und links von mir jeweils einen der Männer erkannte. Sie trugen noch immer die Skimaske und ich war mir sicher, dass auch der Dritte nicht weit weg war. Lässig lehnten sie an den Spinden und betrachtete mich schweigend.

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