Kapitel 48

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Ich befand mich an einem wunderschönen, weißen Sandstrand. Auf einer Decke liegend, wärmte die Sonne meine Haut. Ich hob meinen Kopf und sah auf meinem Bauch ein aufgeklapptes Buch, dass ich beim Einschlafen wohl abgelegt haben musste. Die Wellen rauschten sanft und gleichmäßig an den Strand. Über mir kreisten ein paar Möwen, ansonten war der gesamte Strand menschenleer. Ein Mann kam aus den Wellen, schüttelte sich das Wasser aus dem Haar und schlenderte auf mich zu. Auf die Entfernung konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, doch je näher er kam, desto mehr erkannte ich Lieutenant Pharell an seiner Körperstatur, seinem Gang und schließlich war auch sein Gesicht für mich erkennbar. Wassertropfen glänzten in der Sonne auf seiner Haut und er hielt mir grinsend eine große, weiße Muschel entgegen. Bewundernd nahm ich sie entgegen, als sich neben mir noch eine weitere Person näherte. Irritiert runzelte ich die Stirn, als ich Raiden erblickte, der mir lächelnd ein Cocktailglas entgegenhielt. Brachte mich die Verwirrung und das ungute Gefühl aus dem Gleichgewicht, so wirkten die beiden Männer, als wäre es das normalste der Welt. Sie ließen sich links und rechts von mir auf der Decke nieder und unterhielten sich über irgendein belangloses Thema. Ich war so durcheinander, dass ich ihrem Gespräch nicht folgen konnte, sondern mein Blick immer wieder zwischen ihnen hin und her sprang. "Was macht ihr beide hier?", unterbrach ich schließlich ihr Geplänkel."Das ist dein Traum! Es scheint, dass du uns beide hier haben willst.", antwortete Raiden gleichmütig und zuckte lächelnd mit den Schultern. Scheinbar war damit alles geklärt und es bedurfte keiner weiterer Erklärungen. Dann beugte er sich zu mir und küsste mich tatsächlich. Ich war so überfordert, dass ich mich nicht dagegen wehrte. Stattdessen erwiderte ich seinen Kuss, als er mich mit einer Hand im Nacken näher zog. Sein Kuss war leidenschaftlich, zügellos und hungrig, so wie unsere Küsse immer waren. Entgeistert spürte ich derweile tatsächlich ein zweites paar Lippen, dass langsam über meine Schulter strich. Ein zweites paar Hände, dass mich streichelte und die Umrisse meines Bikinis erforschte. Mein Kopf drehte sich vor Ekstase und mein Körper schien sich von jeglicher Schwerkraft zu lösen. Raiden und mein Kuss wurde unterbrochen, als Lieutenant Pharell mein Kinn umfasste und mein Gesicht zu sich wandte. "Es ist ok uns beide zu wollen.", murmelte er sanft und küsste mich nun ebenfalls. 

Die Kombination dieser beiden Männer war wohl doch etwas zu viel für mein Unterbewusstsein und ich schreckte im Bett hoch. Mein Herz schlug schnell und ein dünner Schweißfilm lag auf meiner Haut. Ich hatte nach wie vor nichts an und neben mir lag ein ebenfalls nackter, tief schlafender Lieutenant Pharell. Der Traum ließ in mir alle Alarmglocken gleichzeitig schrillen und ich erhob mich vorsichtig vom Bett, um Lieutenant Pharell nicht zu wecken. Im Bad angekommen, spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und atmete mehrmals tief durch. Nach etlichen Minuten ging ich zurück ins Schlafzimmer, doch blieb unschlüssig in der Tür stehen.
Gestern war es mir nicht schwer gefallen, alles um mich herum zu verdrängen. Aber nun konnte ich nicht verhindern, dass mich der Sex mit Lieutenant Pharell aufwühlte und beschäftigte. Es fühlte sich seltsam an, hier neben ihm zu liegen, als wären wir ein gewöhnliches Paar. Auf Zehenspitzen sammelte ich meine Klamotten ein und ging erneut ins Bad, um mich anzuziehen. Möglichst geräuschlos ging ich zur Tür und zog sie hinter mir ins Schloss, als ich auf dem Flur stand. Ich wusste, es war nicht die korrekte Art sich einfach heimlich nachts davonzuschleichen, aber all das zwischen mir Lieutenant Pharell und mir wurde gerade zu viel. Es war erst vier Uhr morgens, doch ich war mir sicher, dass ich keinen Schlaf mehr finden würde. Die Dämmerung hatte bereits begonnen und eine sanfte Morgenröte zeigte sich an den Stellen, wo die Gebäude den ersten Sonnenstrahlen Platz machten. Der Stützpunkt wirkte wie ausgestorben und alle schienen sich noch im Tiefschlaf zu befinden. Ich ließ mir Zeit, als ich über die Wege ging und dabei den gestrigen Abend und die Nacht immer wieder in meinem Kopf abspielte. Abgesehen von Raiden hatte ich mich noch nie mit einer Person so verbunden gefühlt. Tief in Gedanken versunken stoppte ich erst, als ich beinahe in eine andere Person lief. Ich schreckte auf und sah einen verschwitzten Raiden in Sportklamotten vor mir. Als hätten meine Gedanken ihn auf den Plan gerufen. Seine leicht lockigen, dunklen Haare klebten durch den Schweiß auf Stirn und Schläfen. Sein Shirt hatte dunkle Schweißflecken und sein angestrengter Atem zeugte davon, dass ich ihn gerade mitten beim Joggen begegnete.

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