Kapitel 33

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Während Raiden und sein Trupp in ein Fahrzeug stiegen, setzte ich mich wieder neben Lieutenant Pharell, welcher mein Aussehen mit besorgter Miene betrachtete. Ich schwitzte, mein Gesicht leuchtete wahrscheinlich knallrot und ich wollte gar nicht wissen, wie meine Haare aussahen.

„Und wo war jetzt das versprochene Minenfeld, durch das Sie mich schicken wollten? Ich hatte mir das alles spannender vorgestellt.", scherzte ich sarkastisch und wischte mir mit dem Ärmel über die Stirn.

„Ich hatte die Befürchtung, dass Sie aus den Schuhen kippen, wenn ich Sie auch noch mit dem Minenfeld konfrontiere. Ich dachte, ein paar gebrüllte Befehle reichen für den Anfang.", ging er auf meinen trockenen Kommentar ein und musterte mich schmunzelnd.

„Was ist? Sie haben wohl schon lange keinen Menschen mehr schwitzen sehen? Willkommen in der Welt der Normalsterblichen.", knurrte ich, als sein Starren mir langsam unangenehm wurde.

„Sie haben besser durchgehalten, als ich dachte. Ich hatte extra einen Klappstuhl, ein paar Weintrauben und einen Sonnenschirm eingepackt, um sie bei Laune zu halten.", grinste er mich nun an und offenbarte dabei eine Reihe perfekter, weißer Zähne.

„Pah...", schnaubte ich beleidigt, doch konnte nicht verhindern, sein Grinsen zu erwidern.

Die restliche Fahrt verbrachten wir schweigend. Ich beobachtete aufmerksam die Umgebung, als wir an kleineren Ortschaften vorbeikamen. Es musste schon wieder Nachmittag sein, denn die Sonne ließ ihren höchsten Stand bereits hinter sich. Je länger ich im Fahrzeug saß, desto mehr fuhr mein Körper herunter und die Anstrengung des Tages zeigte ihr volles Ausmaß. Das gleichmäßige Brummen des Autos hatte zudem etwas hypnotisches und eine bleierne Müdigkeit überrollte mich. Die Rückfahrt würde, ebenso wie der Hinweg, einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich kämpfte mit aller Macht gegen den Schlaf, doch gegen die Erschöpfung hatte ich keine Chance und ab einem gewissen Punkt war es mir sogar egal, als mein Kopf gegen Lieutenant Pharells Schulter rollte.

Ich wurde unsanft aus meinem komatösen Schlaf gerissen, als das Fahrzeug abrupt zum Stillstand kam. Ich schreckte hoch und sah benommen, dass wir soeben den Stützpunkt erreicht hatten. Mir wurde peinlich bewusst, dass ich tatsächlich die gesamte restliche Fahrt gegen Lieutenant Pharells Schulter geschlafen hatten. Schnell prüfte ich aus dem Augenwinkel, ob ich auch keine Sabberflecken hinterlassen hatte. Die Situation war mir auch so schon unangenehm genug. Erstaunlicherweise schien das aber keinen der anwesenden Soldaten wirklich zu interessieren.

„Tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin.", entschuldigte ich mich zerknirscht bei Lieutenant Pharell und schaute das erste Mal seit meinem Erwachen in sein Gesicht. Ich hatte einen genervten oder tadelnden Blick erwartete oder einen lustigen Kommentar, doch stattdessen schenkte er mir lediglich ein Lächeln. „Machen Sie sich keine Sorgen, es war ein langer Tag für Sie." Er half mir aus dem Fahrzeug, indem er mir eine Hand reichte. Ich hätte natürlich genauso gut alleine aussteigen können, aber ich war überrascht über die Geste und nahm seine Hilfe an. Als nächstes öffnete er die Verschlüsse der Weste und nahm sie mir ab. Ich seufzte erleichtert, als ich das sperrige Ding endlich los wurde.

„Ich fürchte, der morgige Tag wird sogar noch anstrengender werden, deswegen ruhen Sie sich gut aus!", ermahnte mich Lieutenant Pharell.

„Also heute kein Training?", fragte ich enttäuscht nach.

„Nein! Versuchen Sie lieber etwas Schlaf zu bekommen, Sie sehen furchtbar aus."

„Also das mit den Komplimenten sollten Sie nochmal üben.", lachte ich und versuchte wenigstens etwas Ordnung in meine Haare zu bringen.

„Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen ein Kompliment mache, dann werden Sie das merken." Sein Gesicht war dabei ohne eine Gefühlsregung, obwohl ich gerne gewusst hätte, ob er mich gerade auf die Schippe nahm oder das eben Gesagte ernst meinte.

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