Kapitel 26

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„Ich fass es nicht!", knurrte Raiden und schüttelte meine Hand ab. Ich trat unwillkürlich einen Schritt zurück, da die Wut geradezu in Wellen von ihm ausging.

„Wir können doch nochmal mit Lieutenant Pharell reden, vielleicht könnt ihr eine andere Lösung finden.", versuchte ich ihn zu beschwichtigen, doch die Erwähnung des Namens ließ eine neue Glut in seinen Augen aufleuchten.

„Du warst wirklich gestern Abend bei ihm gewesen?", fragte er nach und wechselte damit abrupt das Thema. Ich erkannte die Verletzlichkeit und Eifersucht in seinem Blick.

„Ja, aber es ist nicht so, wie du denkst!", rechtfertigte ich mich sofort. „Wir haben nur geredet!", versicherte ich ihm, doch ich bezweifelte, dass meine Worte gerade überhaupt bei ihm ankamen.

"Jess, er lässt dem Colonel regelmäßig Berichte über dich zukommen und du triffst ihn ernsthaft in seinen privaten Zimmern, um zu reden? Was denkst du dir eigentlich dabei? So naiv kannst du doch gar nicht sein!", setzte er nach und lachte bitter auf. Seine Worte verletzten mich und ich machte noch einen weiteren Schritt zurück.

„Mäßigen Sie ihren Ton, Sergeant Barnes.", trat Lieutenant ausgerechnet in dem Moment zu uns.

„Und Sie halten sich verdammt nochmal von ihr fern, verstanden?", blaffte Raiden den Lieutenant an. Angesichts Raidens Tonfall hob dieser überrascht die Augenbrauen, zeigte sonst aber keine weitere Reaktion. Diesen Mann schien echt nichts aus der Ruhe zu bringen.

„Hätte ich nicht ein Auge auf sie gehabt, dann wäre sie jetzt nicht mehr hier.", konterte der Lieutenant mit gedämpfter Stimme und sah Raiden warnend an. Ich dagegen schnappte hörbar nach Luft, da er auf den Vorfall im Schwimmbecken anspielte. Er hatte mich aus dem Wasser gefischt, während ich für einen Moment überlegte hatte mit meinem Leben abzuschließen. Niemals hätte ich gedacht, dass er es gegen Raiden einsetzen würde. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass das zwischen uns blieb.

„Wovon reden Sie? Jess, wovon redet er? Was ist passiert?" Raiden wandte sich zu mir und sah mich fragend und wütend zugleich an. Er schien sehr wohl mitzukriegen, dass er gerade im Dunkeln tappte.

„Nichts, es ist nichts passiert.", versuchte ich die Situation zu retten und warf dem Lieutenant einen flehenden Blick zu.

„Klären Sie das unter sich.", ging der Lieutenant auf meinen bittenden Blick ein und sah aus, als würde er ein weiteres Puzzleteil dem Bild hinzufügen.

„Ich werde diese Operation auf alle Fälle begleiten. Ich bin neben Jess der Einzige, der weiß, wie Baschar aussieht. Ich fass es nicht, dass Sie mich zurückgezogen haben. Sie wissen, wieviel es mir bedeutet, diese Terroristen zur Strecke zu bringen." Raiden versuchte seinen Ton zu mäßigen und sah Lieutenant Pharell ernst und entschlossen an.

„Wie kann ich sicher sein, dass Sie nicht durchdrehen und unserem Informaten eine Kugel in den Kopf jagen? Sie sind zu dicht dran und könnten durch eine impulsive Handlung die ganze Mission gefährden. Und ihr Verhalten in diesem Moment bestätigt mich in meiner Befürchtung." Lieutenant Pharells scharfe Worte trafen genau ins Ziel und ich sah Raiden an, wieviel Selbstbeherrschung es ihn kostete, gerade ruhig zu bleiben und den Lieutenant vom Gegenteil zu überzeugen.

„Verbringen Sie mal mehrere Wochen in der Gefangenschaft einer islamistischen Terrororganisation, natürlich ist es für mich schwer zu ertragen, dass Jess diesen Scheißkerl nochmal treffen soll. Wissen Sie eigentlich, was er Jess angetan hat? Wissen Sie eigentlich, was die mit mir angestellt haben? Aber das macht mich nicht zu einem schlechten Soldaten, sondern das hat mich nur in meiner Entschlossenheit bestärkt, diese Terroristen aufzuhalten." Raidens Stimme klang eindringlich und ich war erstaunt, dass die beiden trotz des Rangunterschiedes so ein Gespräch auf Augenhöhe führten.

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