"Warum ist der denn schon wieder hier?", fragt mich mein kleiner Bruder, als ich mit Roxas die Tür herein spaziert komme. "Tu nicht so, als würdest du ihn nicht mögen", gebe ich grinsend von mir und lade die Einkaufstüte auf der Küchentheke ab. "Wir haben alles, oder?" < "Würde ich sagen."
"Was macht ihr?" Lou steht dicht neben mir und kramt in der Tüte herum. In der Hand hält er Zucker, Mehl und einige andere Sachen. "Kuchen", antwortet Roxas ihm. "Aber wir haben gar keine Rezepte, haha!" - "Ich brauch keine Rezepte, ich mach's nach Gefühl", Roxas ist das Gerede von Lou egal. Immer, wenn ich ihn wieder aus meinem Zimmer schicke, bin ich der einzige, der von Caillou genervt ist. "Dann kann das ja nur ekelig werden..."
"Ach meinst du?", Roxas lächelt wie immer süß und gibt die Tüte vorsichtig aus. Er stellt Mehl, Zucker, Eier und den anderen Kram ordentlich nebeneinander und ich hole eine Schüssel hervor. Wie wir auf diese Idee gekommen sind? Roxas ist aufgewacht und hat gesagt: "Lass uns backen!" Er ist eben sehr experimentierfreudig. Und jetzt wollen wir einfach drauf los irgendetwas so zusammen mixen, dass daraus tatsächlich ein essbarer Kuchen wird.
"Ich nehme vier Eier ...", spricht er mit sich selbst und ich lasse ihn einfach mal machen. Er schlägt sie ziemlich geübt an der Schüssel auf und zieht sein Armband weiter nach oben, sodass es nicht im Eiweiß hängen bleibt. Er haut einfach vier Eier in den Topf und gibt die Schale sofort in den Müll. Angeekelt wäscht er sich die Hände und greift nach dem zucker. Ich stelle ihm eine Schüssel und Waage bereit, Assistent zu sein liegt mir in vielen Sachen einfach besser.
Roxas kippt einfach mir nichts dir nichts 200 Gramm Zucker zu den Eiern. Zwei Päckchen Vanillezucker und ein Päckchen Backpulver füllt er einfach unüberlegt hinzu. "Denkst du, daraus wird etwas?" - "Keine Ahnung, hehe."
Ich darf rühren, während Roxas nach und nach 200 Gramm Mehl hinzu gibt. Dazu einen Schuss Milch, den er nicht mal abmisst.
"Oh, Schokolade." Er zieht zwei Päckchen Vollmilch-Schokolade aus unseren Regal. "Die gehören Caillou." Mein freund sieht mich an und stellt sich an den Eingang der Küche. "Cai?" - "Was denn?" - "Darf ich deine Schokolade für den Kuchen benutzen?"
"... Mhm ... Ja ..." Roxy lächelt mich an und packt die Schokolade aus. So viel zum Thema: "Was macht der schon wieder hier?" Ich ahme meinen kleinen Bruder nach, während Roxas einen Topf mit heißen Wasser aufstellt. "Man darf eben nicht alles gleich zu persönlich nehmen", sagt er zu mir und tut in den Topf eine weitere Schüssel, in welche er die 200 Gramm Schokolade legt, um sie zu schmelzen. "Tus doch in die Mikrowelle..." - "Nein, das hab ich schon einmal gemacht und dann ist die abgefackelt." Zu der Schokolade schmilzt er noch 200 Gramm Butter und füllt sie zu dem Teig, den ich anrühre. "Irgendwie voll flüssig ..." Also kippt er einfach noch etwas Mehl rein. Zum krönenden Abschluss eine Brise Salz und 100 Milliliter Sprudelwasser. ich darf nur noch kurz rühren ...
Wir füllen es gemeinsam in eine runde Form und er gibt mir einen schnellen Kuss auf die Wange, als unsere Köpfe so nah beieinander sind. Ich grinse still und stelle den Kuchen bei 160 Grad in den Backofen. "Ober-Unterhitze? Heißluft?" - "Kein Plan, mach Heißluft."
"Wie lange jetzt?", frage ich ihn, als wir gemeinsam vorm Backofen sitzen und kuscheln. meine Mutter sagt nie etwas dazu und hat mich auch noch nie darauf angesprochen, aber ich denke, dass sie weiß, dass wir beide etwas mehr als nur Freunde sind. "Ich habe mal gelesen, dass man so nen Kuchen 40 Minuten drin lässt, aber ich schwöre auf nichts..."
Es ist leise und angenehm, als wir so dem Kuchen beim Aufgehen zusehen können. Wenigstens das klappt. Vielleicht schmeckt er am Ende ja sogar doch. Es sind keine Geräusche zu vernehmen, außer die leise Kinderserie von Lou zwei Räume weiter. "Ich würde gerne Bäcker werden", sagt Roxas dann auf einmal und ich sehe ihn überrascht an. "Bäcker ... oder Koch. Oder Altenpfleger. Eigentlich ist das egal. Hauptsache ich kann Menschen eine Freude bereiten. Aber am liebsten immer noch Bäcker..."
"Na ja, wenn du Bäcker werden willst, dann musst du dich in der Schule ein bisschen anstrengen und Schwupps-di-wupps haben wir einen Fünf-Sterne-Bäcker- oder Koch aus meinen Roxy gemacht."
"Nein."
"Wie nein? Hör mal zu, Roxy. Schule ist wichtig." - "Ich weiß, deswegen gehen auch alle zur Schule." Äh .. Ja ... "Ja, dann geh auch du zur Schule, regelmäßig, und lern nur eine halbe Stunde am tag."
"Das ist Verschwendung..." Irgendwie macht mich das ein bisschen wütend. Roxas schreibt nur schlechte Noten, überall. In allen Fächern, egal wie einfach die Themen sind. "Lern doch wenigstens so viel, dass du überall Vieren hast."
"Verschwendung." Gut, dann halt Verschwendung. Versau dir dein Leben eben.
"So wirst du aber nie einen Job bekommen und dein Vater kann dich nicht ewig durchfüttern." - "Ich weiß."
Ich schweige und sehe zum Backofen. Sag lieber nichts mehr, sonst rastet du noch aus. Ich hasse das Thema Roxas und Schule, weil ich genau weiß, dass er eh nichts dafür tun wird. So wirklich nichts. Ich habe Roxas noch nie lernen sehen und er wird es auch nicht tun. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass so eine intelligente Person wie er einen Scheiß auf Bildung gibt. "Ich find' das echt scheiße von dir, Roxas", gebe ich etwas gereizt von mir. Das ist das einzige, was mich an Roxas stört. Diese Einstellung zur Schule.
"Okay." Boah! Wie ernst er mich doch nimmt, da kommt Freude auf. "Das war kein Spaß."
Er sieht mich mit sanften, etwas traurigen Augen an. "Bei mir war es auch kein Spaß." - "Dann red auch normal und nicht so eine Scheiße."
"Ach, Reza..." - "Was denn?" - "Ich liebe dich..."
Wie soll man da denn sauer sein? Ich habe mich noch nie mit Roxas gestritten in all den Wochen ... Das liegt alleine an ihm. Wäre er nicht so, wie er ist, dann wären zwischen uns schon die Fetzen geflogen. ich lehne mich zurück in seine Arme. "Es würde mich einfach freuen, wenn du ein bisschen was für die Schule machen würdest..."
Roxy gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange. "Tu ich für dich vielleicht", flüstert er und krault mir durch das Haar. Das wäre echt schön, ja .. "Und geb mir nicht immer so dumme Antworten bei dem Thema, als wäre es dir egal..."
"Mach ich nicht mehr, tut mir Leid", flüstert er wieder. Es ist ihm wirklich egal, habe ich so das Gefühl. "Das meinst du doch nicht so."
"Doch, tue ich. Und jetzt sei still, ich will nicht darüber reden."
"Aha." Roxy sieht zu mir und runzelt die Stirn. "Fang nicht so an, Reza. Das nervt."
"Jep...", gebe ich trotzig von mir und sehe auf den aufgehenden Kuchen, nur um ihn nicht ansehen zu müssen. Er seufzt und lehnt sich zurück. "Ich werde mich nicht mit dir streiten", stellt er fest und entspannt sich. "Dazu ist das Leben zu schade."
"Das Leben ist dir für ziemlich viel zu schade." Für mich klingt es gerade so, als wäre die Zeit mit mir verschwendet. "Wenn du sie besser nutzen kannst, als bei mir zu sein, dann mach es doch."
Obwohl ich ihn böse angucke, tätschelt er mir den Kopf. "Du bist süß, wenn du dich aufregst. Wie ein Pinguin. Und jetzt psst."
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Loveletters (BoyxBoy, Yaoi)
Romantik"Ich liebe dich, weil du immer für mich da bist. Ich liebe dich, weil du mich mit deinem Lächeln zum Lachen bringst. Ich liebe dich, weil du so einzigartig bist. Du bist mein kleiner Junge." Reza, ein 17-jähriger Schüler, hat ein großes Problem: Er...