Kapitel 42: Hass!

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Roxas sieht mich irritiert an, ich drehe mich weg und gehe vor dem Schrank in die Hocke. Ich halte mir den Bauch, als ob ich starke Magenschmerzen hätte und kauere mich einfach zusammen. Seine Hand berührt meine Schulter und Roxas kniet sich hinter mich, um mich zu umarmen. "Was ist passiert, mh?", fragt er sanft, doch ich kann es ihm nicht sagen. Er würde etwas unternehmen und Zachary würde ihm weh tun. Das darf ich nicht zulassen! Ich sage nichts und wimmere einfach vor mich hin. "Was ist denn hier los?", höre ich die Stimme von Roxas Vater, doch er scheint ihm ein Zeichen zum gehen zu geben, denn der ältere Mann verschwindet widerwillig wieder.
Roxy krabbelt um mich herum und ich verstecke mein Gesicht fast panisch am Schrank. Ich schäme mich so sehr und ich sehe die Bilder ein zweites mal, wie er so tut, als hätte er es mir von hinten gemacht. Ich fühle mich, als wäre ich gerade frisch vergewaltigt worden! Roxas hebt mich gegen meinen Willen hoch und legt mich auf das Bett mit der Elfe als Motiv. Er lehnt sich über mich und weil ich nicht will, dass er mir in das Gesicht sieht, fange ich an panisch zu schreien und ihn wegzudrücken.
Meine Arme knicken ein und Roxas Brust liegt am Ende doch auf meiner, sein Kopf neben meinen. Ich werde still und ergebe mich, doch so nicht meine Tränen.
Mit der Zeit hört meine Brust auf zu beben, doch mein Herzschlag pocht noch immer in meinen Ohren. Roxas geht wieder von mir runter, legt sich allerdings direkt neben mich und zieht mich an sich. "Besser?", flüstert er fürsorglich, doch ich erwidere nichts - sehe ihn nur mit weinenden Augen an. "Hat Zachary irgendetwas gemacht?" Ich glaube, ich bekomme heute noch einen Anfall. Ich schüttle wild den Kopf und will aufstehen, doch Roxy zieht mich sofort wieder auf das Bett. "Was hat er im Musikraum gemacht?" Seine Stimme klingt schom gar nicht mehr ganz so ruhig und ich fange noch lauter an zu weinen. Er wird mich nie wieder anfassen wollen, wenn er weiß, dass sein Freund eine kleine Hure ist.
Roxas sieht mich mitleidig an. "Wenn du es mir nicht sagst, dann frage ich ihn selbst."
"Nein!", bricht es aus mir heraus und ich vergrabe mein Gesicht im Kissen.
"Bitte, Kleiner." Ich bekomme kaum Luft und mein Herz hämmert mir gegen die Brust. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll ... Es ist nicht gut für Roxy, wenn ich es für mich behalte! "Jetzt beruhige dich erst mal!", sagt er und setzt sich an die Wand neben seinen Bett, wo er mich umarmt und mir - gegen meinen Willen - einen Kuss gibt. Einen langen, beruhigenden Kuss, der lautlos sagt: "Alles ist gut. Ich bin für dich da."

Obwohl ich ihn in den ersten Sekunden wegdrücke, tut er es und ich sacke einfach in Roxas Armen zusammen. Als er sich wieder löst, drücke ich mein Gesicht an seine Schulter. "Es tut mir so Leid, ich bin dich nicht wert..."
"Red keinen Quatsch, Süßer." Er knufft mich tröstend an den Arm und fragt noch einmal: "Bitte erzähl mir, was er mit dir gemacht hat."
"Aber er hat gesagt, dass er dir dann weh tut."
"Ich kann mich schon wehren, das weißt du doch."
Ich schluchze kurz. Er würde nicht aufhören zu fragen ... "Ich bin in den Musikraum gegangen und da hat er dann abgeschlossen und die Rollläden waren unten, aber ich habe mir irgendwie zuerst nichts dabei gedacht. Und dann hat er mich dumm angefasst und so getan, als würde er mich ficken und hat mich gezwungen, mich auszuziehen und ihm einen zu blasen und gesagt, dass ich es nächsten Montag wieder machen soll!" Bis zum Ende hin rede ich immer schneller und lauter, bis ich fast wieder schreie. "Es tut mir Leid, Roxas! Ich wollte das nicht, er hat gesagt, er tut dir sonst etwas an und ich hab das nur getan, weil ich dich beschützen wollte! Bitte hass mich nicht, obwohl ich so rumgehurt habe!" Meine Augen brennrn von meinen Gefühlsausbruch und ich werde einfach still in den Arm genommen. "Ist okay. Du bist keine Hure, hast es ja nicht freiwillig gemacht..." Als er meinen Kopf tröstend gegen seine Brust lehnt, kann ich seinen übertrieben schnellen Herzschlag hören. Von außen ist er ruhig, doch innerlich ...

Nach einigen Minuten der Ruhe lässt er mich los und zückt sein Handy. Er wählt irgendeine Nummer und ich sehe zu ihm auf. "Was machst du?"
Er antwortet mir nicht, sondern sieht mich nur aus den Augenwinkeln an. "Bitte nicht! Ich flehe dich an, bitte nicht! Er-..." - "Scht. Mir passiert nichts." Der entschlossene Blick in diesen goldbraunen Augen ... Irgendwie sehen sie hasserfüllt aus. Es ist das erste mal, dass ich diese Augen an Roxas sehe oder generell einen solchen Blick. Ruhig, aber bösartig, so hassend. Ich höre ein leises "Ja?" aus dem Handy und kauere mich zusammen. Jetzt ist es zu spät.
"Quent? Ich brauche dich und Jay heute mal für etwas."
Wer ist Quent? Den kenne ich ja gar nicht ... Vielleicht jemand aus Roxas Klasse? Ist im Grunde auch egal ... Es passt mir gerade überhaupt nicht, was Roxas da vor hat. Natürlich - Zachary hat es verdient! Und ich will es auf keinen Fall am Montag noch einmal tun, aber ich habe so Angst ...
"Was gibts?" - "Kennst doch diesen Zachary-Spasten, ne?"
"Huh? Ist das nicht dieser Schwulenhasser? Hat der was gerissen, oder was?"
"Der hat Reza zu extrem beschissenen Sachen gezwungen und will es am Montag wieder tun."
"Ist Reza nicht der kleine, den du einfach in die Band verschifft hast?"
Roxas wirft mir einen emotionslosen Blick zu, während er weiterspricht. "Ja, mein Freund. Ich will Zachary zusammenschlagen."
Mir ist schlecht ... Das wird wieder endlosen Stress geben. Ich will aufstehen, um mich am Klo nochmals zu übergeben, doch überlege mir, dass ich das Gespräch der beiden noch mit anhöre.
"Was hat er denn gerissen, dass jemand wie du so etwas sagst?"
"Reza musste n' paar echt ehrenlose Sachen machen. Alleine im Musikraum ... Ich denke, ich muss nicht weiter drauf eingehen? Am Montag soll es jedenfalls wieder passieren und der Spast hat eigentlich noch mehr verdient, als nur einen Besuch im Krankenhaus."
Kurzes Schweigen auf der anderen Seite des Hörers. "Hart ... Alles klar, ich schlage vor, dass wir drei dann statt Reza einfach am Montag hingehen. Wir müssen ihm allerdings eine Lehre geben, die groß genug ist, dass er sich nicht wieder rächt."
"Ja. Gute Idee."
"Und Roxas - reg dich nicht zu sehr auf. Du weißt, wieso."
Er nickt, obwohl der mir Fremde es nicht sehen kann und macht "Mhm", bevor er auflegt und zu mir blickt. "Mach dir keine Sorgen." Er lächelt wieder, doch ich sehe den Hass genau, der ihn gerade leitet. "Ich finde das nicht gut..." - "Du wirst sehen, mir passiert nichts."
"Wer ist Quent überhaupt?"
"Der Typ, der in der Schülerhilfe immer seine Sachen vergisst."
"Der Emojunge?" - "Ja."
Ich nicke und mache mich auf den Weg in das Bad. So eine Scheiße.

Loveletters (BoyxBoy, Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt