Kapitel 60: Ich werde dich ewig lieben

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Ich lasse meine Hand mit den kleinen Zettelchen sinken und sehe betreten in das Wasser. "Ich weiß nicht, was ich tun soll", höre ich Roxas Stimme flüstern. Ich wende meinen Blick auf ihn - er schaut in das kühle Nass und schließt seine Augen. "Es hat mir so weh getan, dich schlecht zu behandeln... Ich habe dich so vermisst in der Zeit, aber ... Reza", dabei blickt er mit den wässrigen Augen zu mir, "... bitte hass' mich."
Ich schlucke und erhebe mich. Seine Bitte löst in mir keine Verwunderung aus - so komisch wie er momentan ist müsste da schon mehr her.
Genau vor ihm knie ich mich in das Wasser und lege die Arme um den Jungen. "Bitte, Reza ... Sonst wird es dir nicht mehr gut gehen."
Fest ziehe ich seinen kalten Körper an mich und spüre seine flache Atmung, welche bemüht ist nicht zu wimmern. "Ich liebe dich, Roxas." Immer fester presse ich ihn gegen meinen Körper. "Egal, was passiert. Ich liebe dich ..."
"Ich weiß ... Das ist ja das schlimme."
Ich seufze und stehe auf, Roxas unter den Armen mit nach oben ziehend.
"Wir gehen jetzt nach Hause, duschen dich warm ab und ruhen uns dann aus, okay?"
Er reagiert nicht, da nehme ich den Rucksack und stopfe die Decke hinein.
Ich nehme Roxy an der Hand und führe ihn Weg zurück, den er mir gezeigt hat. Den ganzen Weg über sprechen wir kein Wort und auch im Badezimmer setzt Roxas sich teilnahmslos auf den geschlossenen Klodeckel. Wortlos drehe ich das warme Wasser der Dusche auf und als ich bemerke, dass Roxy keine Anstalten macht sich auszuziehen, übernehme ich das. Ich fahre unter sein Oberteil und bin froh, dass er wenigstens die Arme anhebt. Auch knöpfe ich seine nasse Jeans auf und reibe sie von seinen Beinen. "Rein mit dir", sage ich lächelnd und vor ihm knieend, in sein abwesendes Gesicht sehend, obwohl ich innerlich weine. Das ist nicht der Junge, den ich kennengelernt habe. Er hat etwas, es geht ihm sehr schlecht. Ich wette, er denkt darüber nach.
Als er nicht reagiert führe ich ihn wieder, indem ich ihn sanft in Richtung Dusche schiebe. Ich nehme die Brause und fahre mit ihrem Strahl seinen Rücken entlang. Ich muss mich vollkommen um ihn kümmern, da er sich nur bewegt, wenn ich ihn dort berühre. Mit einem weichen Schwamm reibe ich über seine rau gewordene Haut und ziehe ihm nach Vollendigung des Prozesses mit warmer Kleidung an. Roxas bekommt von mir einen übergroßen Pulli und eine Boxershorts verpasst. Ich führe ihn so, dass er sich auf das Bett legt und entkleide mich bis auf die Unterwäsche. Nachdem ich zu ihm in das Bett gekrabbelr bin, hebe ich seinen Pulli auf der Vorderseite an und schlüpfe von unten mit hinein. Unsere nackte Haut, nah beieinander, gibt mir das Gefühl von der Nähe, welche ich so vermisst habe.

"Ich habe dich singen gehört", flüstert Roxy plötzlich und sieht mich mit seinen gequälten Gesichtsausdruck an.
"Mhm?"
"Wir gehören zusammen ... Wie die Sonne und der Mond", weiter kommt er nicht, denn sein Gesicht verzieht sich zu einer Miene aus puren, seelischen Schmerz und lässt seine Stimme in Weinen untergehen. Er zieht die Arme aus den Ärmeln und umarmt mich unter dem Pullover.
"Reza", wimmert er und drückt mich irgendwann so fest, dass ich kaum mehr Luft bekomme und die Zähne aufeinander beißen muss - doch mein Körpwr erwidert trotzdem seine fast brutale, klammerme Umarmung.
So verweilen wir eine Zeit, bis er stürmisch beginnt mein Gesicht zu liebkosen, als hätte er mich Jahre lang nicht gesehen. "Ich liebe dich", wiederholt er immer und immer wieder. "Über alles."
"Ich liebe dich auch mehr als jeden anderen", gebe ich leise zurück, in der Hoffnung, dass es ihm Beruhigung schenkt.
Roxas hält inne und streicht zärtlich über meine Wange. "Reza", sagt er, "bald ist es so weit."
Ich blicke fragend in der Dunkelheit zu ihm, da antwortet er auch schon.
"Bald wirst du wissen, was ich dir immer verschwiegen habe."
Ein Pfeil schießt durch meinen Magen und urplötzlich habe ich Angst vor der Wahrheit. "Du musst es mir nicht sagen", erwidere ich, da verneint er. "Ich habe keine Wahl, du wirst es erfahren. Weißt du ... Ich musste mich so entscheiden ... Ich ... Aber es gibt keinen Ausweg ... Ich wünschte es könnte anders sein, ich... Ich kann es nicht vermeiden, verstehst du?"
Ich küsse ihn sanft, um seine beginnende Hysterie zu stoppen. "Scht", mache ich leise und dieses mal klemme ich seinen Kopf unter mein Kinn. "Ich habe es dir geschrieben", weint er an meinen Hals und drückt sein feuchtes Gesicht an mich.
"Ich werde dich ewig lieben."
Ich gebe ein zitterndes Seufzen von mir, bevor auch mein Staudamm bricht und die Tränen unaufhörlich von meiner Wange rollen.
Tröstend streichle ich über seinen Arm und flüstere so beruhigend wie möglich zu ihm. "Wir kriegen dich schon wieder hin."

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