Kapitel 40: Wo ich Zuhause bin

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Die Wolken sind genauso schön wie auf dem Hinflug mit dem alles begonnen hat.

Der Strand von Singapur und das schönste Hotel mit Palmen auf dem Dach, mit dem Essen in einer glitzernden Leuchtkugel fast 200 Meter über der Welt, dem wunderschönen Sex und dem Katzenstreichel-Cafe, den Bildern, die wir von uns selbst gemalt haben. Der Flug mit dem die Reise nach Amerika und das Schwimmen mit Delfinen begonnen hat, mit dem Streicheln von Haien und Essen unter Wasser zwischen tausenden Tropenfischen ... Der Flug, der mich wahrlich zum glücklichsten Menschen gemacht hat. Es kann niemanden geben, der glücklicher ist. Selbst jemand, der im Lotto gewonnen hat, kommt nicht gegen mich und Roxas an. Es ist einfach so.

Auf dem Flug nach Hause lehnt Roxas sich gegen mich und schläft so niedlich und friedlich. Es macht mich glücklich ihn so zu sehen und ich nehme ihm die Kopfhörer ab, um sie mir selbst aufzusetzen. Bei diesem Dubstep-Getrümmer kann er wirklich einschlafen? Ich finde die Musik nicht schlecht, aber sie hämmert mir zu sehr in das Gehirn, als dass ich damit in den Ohren schlafen könnte.

Roxas Vater und auch meine Familie wartet gespannt, bis wir beide aus dem Flieger steigen und Caillou springt mich beinahe um. "Endlich bist du wieder da!", ruft er und auch meine Mutter umarmt mich, während Roxas vater ihn ebenso in die Arme schließt. "Warst du auch nicht in meinen Zimmer?", frage ich Lou keck und wuschel ihm durch das Haar. "Manchmal"; grinst er mich an und ich mache eine Schmolllippe. Roxas Vater ommt zu mir und schenkt auch mir eine Umarmung, was mir zuerst ein komisches Gefühl versetzt. Besonders, als er mir auch noch einen Kuss auf die Wange gibt, als wäre ich sein zweiter Sohn, doch ich freue mich. Er ist auch fast wie der Vater, den ich nie hatte.

"Ich freue mich so sehr, dass ich auch mal Rezas Familie kennen lernen kann", beginnt er eine Unterhaltung mit meiner Mutter und sie erwidert. Alle freuen sich - und da sag mir noch einmal jemand, dass das wahre Leben nicht wie im Film sein kann. Die sechs Wochen waren wundervoll, doch ich freue mich auch wieder hier zu sein, in meiner gewohnten Umgebung. Doch eigentlich kommt es nur auf Roxas an, ob er da ist oder nicht.

Denn er ist das, wo ich Zuhause bin.

Die Schule beginnt wieder und alles nimmt wieder seinen Lauf. Zu meiner Verwunderung machen Roxy und Jay einen Handschlag und das war es mit der Begrüßung. Ich wäre wohl ausgerastet, wenn ich meinen besten Freund nach Wochen wiedersehen würde. "Na, was habt ihr so getrieben?", fragt uns der große Punk und Roxas grinst mich an: "Was haben wir denn so getrieben?"

"Oh! Keine Details, bitte!"

Während sich alle Mädchen in der Klasse halb weinend um den Hals fallen, sitze ich wie ein Schatten in meiner Ecke, doch das stört mich nicht mehr. Ich lächle und es geht mir sehr gut, darum geht es. Als ich in der Pause aufstehe, um zur Schülerhilfe zu gehen, legt Zachary die Hand auf meine Schulter. Der Spacko lächelt mich übertrieben freundlich an, doch stößt bei mir eher auf einen angefressenen Gesichtsausdruck. "Ich habe über die Ferien ein bisschen an dich gedacht und ich will mich bei dir für die ganzen Aktionen entschuldigen, Reza. Ich mache mich ab sofort nicht mehr über deinen Sprachfehler lustig."

"Ist ja schön für dich", gebe ich zurück und freue mich innerlich so extrem darüber, dass ich das gesagt habe, dass ich trotz der Situation breit grinsen muss. "Oh, äh...",macht er und nimmt die Hand von meiner Schulter. "Na ja, ich habe gedacht, das man sich mal trifft und sich dann eventuell verträgt?"

Nein, du Arsch. Du hast Roxas mehr als einmal beleidigt und das verzeihe ich dir leider niemals. So schüttle ich den Kopf und will gehen, hier das ist Zeitverschwendung.

"Jetzt warte doch mal!", murrt er etwas und ich werfe ihm einen genervten Blick zu. "Komm bitte nach der Schule in den Musikraum, okay? Ich würde dir gerne etwas zeigen."

"Ah, ja", wenn du mich danach nicht mehr nervst, du Idiot.

Ich drehe mich endgültig weg und stapfe entspannt die Treppen hinab. Alltag ist auch etwas nettes.

"Was willst du im Musikraum?", fragt Roxas verwundert, als ich heute mal Nein zu einem Eis sage. "Zachary hat sich bei mir entschuldigt und will da jetzt irgendetwas belabern."

"Ach ja?" Mein Freund runzelt die Stirn und tauscht misstrauische Blicke mit Jayden, während die beiden ihre Spielfiguren in der Hand halten. "Ich würde da nicht hingehen", gibt Roxas mit dann seinen Rat und ich zucke die Schultern. "Na ja, die Wahrscheinlichkeit, dass er mich danach in Ruhe lässt ist groß. Ich habe sogar heute ohne zu Stottern einen Satz zu ihm gesagt! Ich werde ihm einfach sachlich meine Meinung von ihm sagen und-..."

Ich stoppe, als Roxas mir wieder den Kopf tätschelt. "Du wirst immer mutiger", sagt er freudig. "Ich habe allen Grund total stolz auf dich zu sein, was?"

Jayden streckt bestätigend den Daumen nach oben. "Ich weiß noch, wie du mich damals immer angesehen hast! Als wäre ich ein Monster", lacht er und ich muss auch grinsen. "Was wollte ich sagen?", frage ich danach, als ich dank den beiden den Faden verloren habe. "Du sagst Zachary im Musikraum deine Meinung und denkst, dass er dich danach nicht mehr ärgern wird."

Ich nicke. "Stimmt! Und danach komme ich zu dir und...", mit dem Finger rutsche ich in eines der Lederbänder an Roxas Hals und ziehe ihn nah zu mir, "dann machen wir uns einen schönen Abend, ja?" Der Junge streicht mir über die Haare und schenkt mir vor Jay einen Zungenkuss, der daraufhin so tut, als müsse er sich übergeben, doch es endet wieder nur in Lachen.

Ich gehe den Flur lang und öffne die blaue Tür zum Musikraum. Zachary ist bereits da und sitzt auf einem der Tische. Alle Stühle sind runter gestellt, die Rollläden sind unten und einige Instrumente stehen hier. Als ich das Piano vor der Tafel sehe muss ich sofort an Roxas denken. Auf dem Konzert hat er so schön gespielt.

"Erzähl", gebe ich kurz und knapp an und setze mich auf einen der Stühle in seiner Nähe. Mit überschlagenen Beinen lächelt er mich an und streicht sich durch das dunkle Haar. "Wie gesagt habe ich viel nachgedacht, über dich ... Entschuldigt habe ich mich ja schon. Äh .. Eine Frage ... Hast du Roxas gesagt, dass du mich hier triffst?"

"Ja."

"Oh", macht er, als ob ihm das nicht passen würde. "Und wo ist dein Freund jetzt?" - "Zuhause." Was sollen deine dämlichen Fragen, du Dummer?

Als er kurz schweigt, stehe ich auf. Wenn er sonst nichts weiter zu sagen hat ... Es hat sich wirklich nicht gelohnt hier her zu kommen.

Der Junge steht vom Tisch auf und packt mich grob an den Schultern, als er mich wieder auf den Stuhl drückt. "Wo willst du denn hin?", fragt er grinsend und geht kurz darauf zur Tür. Mit einem Lehrerschlüssel, wahrscheinlich vom Gutmütigen gegenüber geliehen, schließt er die Tür ab und mich überkommt ein ungutes Gefühl.

"Du hörst mir jetzt schön zu, was ich dir zu sagen habe, Süßer", flüstert er mir in das Ohr und ich schüttle mich, als er mir über die Schulter streichelt. "Lass das", zische ich, doch statt aufzuhören, legt er den Zeigefinger unter mein Kinn und streicht mit dem Daumen über meine Lippen. "Sei schön leise..."

Loveletters (BoyxBoy, Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt