27. Colin - Epilog

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Drei Jahre später

„Na, Bruderherz? Muffensausen?", ertönte Ellas Stimme belustigt im Inneren des Raumes.
„Wieso auch? Ich hab Römer auf der Kurzwahltaste. Der boxt mich durch jede Scheidung", erwiderte mein Zukünftiger lapidar. Wohl wissend, dass ich im offenen Bad stand und im wahrsten Sinne des Wortes mein Näschen puderte, um bei der Hitze nicht auf jedem unserer Fotos mit der Sonne um die Wette zu glänzen.

„Das hab ich gehört", rief ich den beiden zu und erntete ein Lachen. Schon recht, Herr Anwalt! Schon recht! Und das am Tag unserer Hochzeit ... ich hätte ihn mir echt besser ziehen sollen.

Nach einem letzten Blick in den Spiegel, und nach dem ich befunden hatte, dass man nichts mehr retten konnte, trat ich hinaus in unser Hotelzimmer, wo die beiden mittlerweile zusammen auf dem Sofa saßen und mit einem Glas Champagner anstießen.

„Ich dachte, es bringt Unglück, wenn man die Braut vor der Trauung sieht!", begrüßte mich meine Schwägerin in Spe und grinste dabei von einem Ohr zum anderen.
„Wie gut, dass ich nicht die Braut bin!", erwiderte ich zwinkernd und streckte ihr die Zunge raus. „Was willst du überhaupt hier? Hat dich dein Lover schon satt?", schoss ich zurück und grinste.

Seit sie Ians Kollegen Andy getroffen hatte, war sie hin und weg auf ihrer Wolke sieben. Seit einem halben Jahr führten sie sogar eine offizielle Beziehung, von der auch Ronja wusste. Als ich sie gefragt hatte, oder ihr dieser Andy wirklich gefiel, oder ob sie lediglich ein Faible für Anwälte hatte, musste ich Schläge einstecken. Aber ich beschwerte mich nicht, so war es eben immer zwischen uns. Wir waren einfach ein Herz und eine Seele. Außerdem sahen wir uns ziemlich oft, weil Ronja, nach dem Ella aus der Reha entlassen wurde, darauf bestand, jedes zweite Wochenende bei uns zu übernachtete. So geschah es, dass ich neben der Liebe meines Lebens, auch noch eine Schwester und eine weitere Nichte bekam.

„Ian, noch hast du die Chance zu flüchten! Ich halte ihn fest, und du rennst!", sagte sie lachend, steckte mir ebenfalls die Zunge raus und erhob sich, weil es an der Tür geklopft hatte.

„Ich liebe dich auch, Ella ...", murmelte ich finster und richtete erneut mein Sakko. Ja, heute war der Tag der Tage und obwohl ich absolut keinen Zweifel hegte, Ian zu heiraten, war ich sichtlich nervös. Keine Ahnung warum. Ich wusste, es würde sich nicht viel ändern. Unser gemeinsames Leben würde weiterhin turbulent und aufregend verlaufen, dafür würden unsere beiden Familien schon sorgen.

Die letzten drei Jahre war so viel passiert. Ich schrieb weiterhin meine Thriller und Krimis und Ian arbeitete mittlerweile als Partner in seiner Kanzlei. Sein Chef ließ ihn tatsächlich nicht gehen. Dafür wurde einiges umstrukturiert und besagter Kollege, der meinte nur Probleme machen zu müssen, um Ian zu verdrängen, musste sich kurzerhand neu orientieren. Mein Herzblatt war wieder glücklich in seinem Job, in seiner Kanzlei. Ja, doch eigentlich war sie fast schon seine, denn sein Chef zog sich immer mehr zurück und überließ Ian die Führung. Und ja, ein bisschen handhabten sie tatsächlich mehr eine Art Vater/Sohn Beziehung, als eine Geschäftsbeziehung. Sollte mir recht sein, denn was Ian glücklich machte, machte auch mich glücklich. Außerdem hatte Ian sein Haus vermietet und war bei mir eingezogen. Und so lebten wir in unserem turbulenten Alltag tagein, tagaus glücklich vor sich hin.

„Hallo Mama, wo steckten denn Ronja?", wollte Ella wissen, nachdem sie die Tür geöffnet hatte.
„Die ist bei Andy, kommt aber gleich, um Colin zu holen. Lässt du uns kurz allein?"
Also verabschiedete sich Ella mit einem Winken und Ians Mama kam hereingefahren.

Es hatte lange, und unzählige Gespräche gebraucht, bis sich das Verhältnis zwischen den beiden normalisiert hatte, ohne dass jedes Wort auf die Goldwaage gelegt worden war. Aber mittlerweile verstanden wir uns alle sehr gut. Auch mit meinen Eltern kam sie gut zurecht, sodass wir uns alle oft und gerne trafen.

Sweet EasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt