Kapitel 8

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Die ersten beiden Schultage der Woche gingen so schnell vorbei, dass ich mich am Dienstag wunderte, als ich Sarah an meinem Spind stehen sah. Ich hatte vollkommen vergessen, dass wir uns für heute verabredet hatten. Als Michael und ich auf sie zukamen, sah ich, wie ihr Blick sich kurz auf unsere verschränkten Hände richtete, aber dann lächelte sie uns nur an und begrüßte uns.

„Bereit?", fragte sie, als ich meine Bücher weggeräumt hatte.

„Ja", meinte ich und drehte mich zu Michael um. „Ich helfe Sarah heute im Tierheim aus", erklärte ich ihm und er lächelte.

„Das klingt super! Viel Spaß euch", meinte er und gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange.

Sarah und ich liefen zusammen zu unseren Rädern und redeten über den Schulalltag. „Am besten fahren wir nach Hause und dann mit dem Auto weiter", meinte Sarah dann und ich nickte, da ich nicht genau wusste, wo wir eigentlich hinmussten.

Da es ziemlich warm war, war ich froh, dass ich mich zuhause noch schnell umziehen konnte, bevor Sarah mich mit dem Auto abholte. Ich entschied mich für Jeansshorts und ein einfaches graues Shirt, das ruhig dreckig werden konnte.

Auf der Autofahrt schwiegen wir eine Weile und ich fragte mich, wieso Sarah so wenig redete. Normalerweise fielen ihr immer wieder neue Gesprächsthemen ein.

„Ist alles okay?", fragte ich und schaute sie vom Beifahrersitz aus an.

„Ja, wieso?", meinte sie, aber ich konnte sehen, dass ihr Lächeln nicht echt war.

„Du bist so schweigsam"

„Du doch auch", sie grinste und ich lachte. Da hatte sie recht.

„Du und Michael also?", meinte sie nach einem Moment der Stille und ich spürte, dass ich rot wurde. Wieso war es mir so unangenehm, dass sie mich nach ihm fragte?

„Ja", meinte ich knapp, da ich nicht wirklich wusste, was ich dazu sagen sollte.

„Ich wusste gar nicht, dass ihr zwei zusammen seid"

„Naja, wir kennen uns ja auch noch nicht so lange", meinte ich schulterzuckend. „Außerdem sind wir erst seit kurzem zusammen", seit zwei Tagen, fügte ich mental hinzu. „Vorher waren wir nur Freunde."

„Ach so", meinte Sarah in einem Ton, den ich nicht zuordnen konnte. Aber bevor ich diese seltsame Konversation weiterführen konnte, fuhren wir auf einen Parkplatz und stiegen aus.

„Da wären wir", meinte Sarah und ich schaute mich um. Das Tierheim sah eher aus, wie ein Bauernhof. Das Gelände war riesig und es gab nicht nur Hunde und Katzen, sondern auch Pferde und sogar zwei Emus. Wie waren die denn hierher gekommen?

„Es ist eher eine Art Auffangstation für Tiere, die nicht mehr gewollt werden oder krank sind", erklärte Sarah, als sie meinen Blick sah. Sie führte mich zum Haupthaus und ich lernte die Besitzer kennen, ein älteres Paar aus dem Süden. Nachdem wir einen Kaffee mit ihnen getrunken hatten, machten wir uns an die Arbeit.

„Ich dachte, du führst einfach nur Hunde aus", meinte ich und Sarah grinste schelmisch.

„Ich habe vielleicht etwas untertrieben", sie reichte mir eine Mistgabel. Ich beäugte das Gerät misstrauisch. Ich hatte kein Problem damit, richtig zu arbeiten, aber ich hatte sowas noch nie gemacht. Da ich keine Ahnung hatte, was ich machen musste, war es ziemlich wahrscheinlich, dass ich mich blamierte.

„Hier, zieh die mal lieber an", meinte Sarah und stellte mir Gummistiefel vor die Füße. Dankbar schlüpfte ich aus meinen Chucks und in die Stiefel. Währenddessen war Sarah schon in eine der Pferdeboxen gegangen und schaufelte nun das dreckige Stroh in eine Schubkarre.

Sarah & HayleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt