Kapitel 4

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Auf Wunsch werde ich jetzt zwei Mal die Woche hochladen: Montag und Donnerstag :)

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Nachdem ich mit meiner Mutter zu Abend gegessen hatte, entschied ich mich noch für einen Spaziergang. Ich mochte die abendliche Luft im Sommer, wenn es schon wieder etwas kühler geworden war und man das schöne Abendrot betrachten konnte. Gedankenverloren spazierte ich durch die Straßen, bis ich wie von selbst vor einem mir sehr bekannten Haus stand. Ohne den Partymüll sah das Haus der Hardings sehr adrett aus. Die Pflanzen im Vordergarten waren alle akkurat geschnitten und der Rasen sah aus, als ob er mit einer Nagelschere getrimmt worden war. Im Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Als ich mich umdrehte, sah ich Sarah mit einem Golden Retriever an der Leine auf mich zukommen. Na toll, jetzt dachte sie bestimmt, ich sei mit Absicht hergekommen.

„Hey", sagte sie und winkte mir kurz zu, was ich erwiderte. „Wolltest du zu Luke?"

„Luke?", ich runzelte die Stirn und lies mich von ihrem Hund beschnuppern. „Na, wer bist du denn?", ich streichelte seinen Kopf und er sah glücklich darüber aus.

„Luke, mein Bruder. Du weißt schon: gut trainiert, blonde Haare und diese Auuuuuugen", äffte sie die Schwärmereien der Mädchen auf unserer Schule nach und wir mussten beide lachen.

„Nein, um ehrlich zu sein mache ich nur einen Spaziergang", erklärte ich ihr. Allerdings war ich mir nur zu gut bewusst, dass ich ihr noch eine Entschuldigung zu geben hatte. „Aber wo ich dich gerade hier treffe...", begann ich also nach einem kurzen Räuspern und Sarah hob fragend eine Augenbraue. „Es tut mir leid, dass ich gestern so abgegangen bin, als wir uns unterhalten haben. Ich weiß gar nicht so wirklich, wo das herkam", sagte ich und kratzte mich schüchtern am Arm. Sarah machte eine abwinkende Handbewegung.

„Ach, alles gut", versicherte sie mir. „Du warst angetrunken und hast einfach nur deine Freundin verteidigt."

„Ja, aber trotzdem, der Ton war blöd. Tut mir leid."

„Angenommen", meinte Sarah und lächelte mich an. Nach der kurzen Unterhaltung standen wir nun beide schweigend da und wussten nicht so richtig, was wir sagen sollten.

„Kann ich dir noch was anbieten? Einen Tee oder... ein Bier?", scherzte sie dann und ich lachte.

„Ich glaube, ein Bier schaffe ich jetzt nicht schon wieder", meinte ich und mir wurde ein bisschen übel bei dem Gedanken an das Getränk.

„Dann einen Tee?", meinte Sarah lächelnd und ich verstand erst jetzt, dass ihre Einladung ernst gemeint war.

„Ja, gern", sagte ich kurzerhand zu und schrieb beim Reingehen schnell meiner Mutter eine Nachricht: Bin noch bei einer Freundin, bis später J

Auch im Inneren des Hauses spiegelte sich die Ordnung des Vorgartens wieder. Die Wände waren alle hell gestrichen und auch die Möbel waren entweder weiß oder aus hellem Holz. Gestern Abend war es so voll gewesen, dass ich gar nicht auf die Einrichtung hatte achten können. Es war nur dezent dekoriert, aber trotzdem war es angenehm wohnlich. Ich folgte Sarah in die Küche, wo sie Wasser für den Tee aufsetzte und dann dem Hund etwas zu essen gab.

„Wie heißt er eigentlich?", fragte ich und sie brauchte einen Moment, bevor sie merkte, dass ich über den Hund redete.

Sie heißt Pippa", erklärte sie dann und streichelte der Hündin kurz über den Kopf.

„Sind deine Eltern gar nicht Zuhause?", fiel mir als nächstes auf und Sarah schüttelte den Kopf.

„Nein, die sind zurzeit auf Geschäftsreise", sie grinste ein wenig. „Fragst du eigentlich immer deine Gastgeber aus?"

Sarah & HayleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt