Kapitel 3

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Mein Wunsch, den ganzen Samstag zu verschlafen, ging leider nicht in Erfüllung. Ein Vibrieren weckte mich aus meinem wirren Traum über Parties, rote Becher, verschiedenfarbige Augen und – zu meiner Verwunderung – Sarah. Ich schaute auf mein Handy, das noch zwei Prozent Akku hatte und sah, dass ich drei verpasste Anrufe und zwei Nachrichten von Maya hatte. Sie war gestern noch länger auf der Party geblieben, wie zum Himmel konnte sie nun schon wieder wach sein? Schnell steckte ich das Ladekabel in mein Handy und las mir dann ihre Nachrichten durch. Allerdings waren Ruf mich an! Und Wie kannst du immer noch nicht wach sein?! Nicht besonders aufschlussreich. Ich entschied mich, erstmal in Ruhe zu duschen, und dann einen Rückruf zu tätigen.

Das warme Wasser tat gut, es spülte die seltsame Geruchsmischung aus Qualm und Alkohol weg, die an mir zu haften schien. Auch putzte ich mir ausnahmsweise schon vor dem Frühstück die Zähne, da der schale Geschmack des Bieres in meinem Mund einfach widerlich war. Noch mit nassen Haaren, aber dafür in Jeans und Shirt, lief ich die Treppe hinunter in die Küche. Meine Mutter war längst im Garten am rumwerkeln, also machte ich mir ein Toast mit Rührei, das ich dann auch schnell verdrückte. Da das Wetter draußen endlich wieder schön war, entschied ich mich, einfach zu Maya rüber zu laufen, anstatt sie anzurufen.

Sie musste mich aus ihrem Zimmerfenster gesehen haben, denn die Tür wurde schon aufgerissen, bevor ich überhaupt geklingelt hatte. „Hast lang genug gebraucht!", sagte Maya aufgeregt und zog mich schnell in eine begrüßende Umarmung.

„Sorry, ich musste nach gestern erstmal ausschlafen"

„Ja, ja, dafür ist keine Zeit! Luke möchte mit mir ausgehen", erklärte Maya mir auf dem Weg nach oben ganz aufgeregt, nachdem sie einen Blick ins Wohnzimmer geworfen hatte. Aber ihre Mutter schien auch im Garten beschäftigt zu sein, wir konnten also offen reden.

„Oh, das freut mich für dich!", sagte ich ihr ehrlich glücklich und lies mich auf ihrem Bett nieder. „Aber hätten wir das nicht auch heute Nachmittag besprechen können?", ich rieb mir die Schläfen, da ich tatsächlich ein wenig Kopfweh hatte.

„Nein!", sagte Maya entschieden und hielt zwei Kleider hoch. „Links oder rechts?", fragte sie und ich schaute mir beide an. Das rechte war hellblau, saß relativ eng und war ziemlich kurz. Das linke war beige mit einem schönen, leichten Muster und ging bis zu den Knien. „Das linke", meinte ich und Maya sah aus, als ob sie sich in ihrer Meinung bestätigt fühlte. „Ja, finde ich auch besser."

Während sie sich umzog, erklärte sie mir, dass Luke sie gestern Abend nach ihrer Handynummer gefragt hatte. Sie hätten wohl schon gestern viel geredet und er habe seine Schwester wohl sogar dazu gebracht, Maya nach Hause zu bringen.

„Sarah?", warf ich stirnrunzelnd ein und brachte Maya aus dem Erzählrhythmus.

„Äh, ja klar", meinte sie verwirrt, „Naja, jedenfalls waren wir schon fast aus der Tür, da hat er noch gefragt, ob wir uns heute schon wieder treffen wollen!", Maya quiekte fast, als sie die Neuigkeit erzählte. Ich musste irgendwie herausfinden, wie ich Kontakt zu Sarah aufnehmen konnte. Im Nachhinein war mir mein Verhalten gestern so unglaublich peinlich. Wahrscheinlich hatte ich das Klischee der typischen Sechzehnjährigen total bedient. Dabei wollte sie mir wahrscheinlich nur sagen, dass ich Maya davor warnen sollte, Dinge zu tun, die sie nicht wollte. Ich stöhnte, genervt von mir selbst.

„Hallo? Erde an Hayley?", Maya winkte vor meinem Gesicht herum.

„Oh sorry", sagte ich und war wieder im hier und jetzt angekommen. „Das freut mich echt für dich, Maya! Und du siehst toll aus", fügte ich hinzu und sie drehte sich stolz.

„Danke", meinte sie und setzte sich zu mir. „Ich bin so nervös, Hayley, das kannst du dir gar nicht vorstellen"

„Das legt sich bestimmt nachher, wenn das Date erstmal angefangen hat", versicherte ich ihr, als ob ich Erfahrung mit sowas hätte.

Sarah & HayleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt