Kapitel 13

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Auf dem Weg zurück nach Hause grübelte ich hin und her. Vielleicht war sie doch sauer, dass ich mich nicht gemeldet hatte. Aber dann konnte sie es doch einfach sagen, oder? Eine Hälfte meines Gehirns kam zu dem Schluss, dass ich es einfach auf sich beruhen lassen sollte. Aber die andere Hälfte wollte nicht, dass ich den Kontakt zu ihr verlor. Ich wollte...

Ein lautes Klingeln zeigte mir, dass ich einen Anruf erhielt. Ich drückte auf das „abnehmen" Symbol auf dem Armaturenbrett und hörte ein Rascheln.

„Hallo?", fragte ich.

„Oh, hey", meldete sich James. „Ich wollte nur wissen, wann du die Sachen vorbeibringst. Wir bauen gerade auf."

„Bin fast da", sagte ich und bog in die Straße ein, in der Luke wohnte.

„Ah, super, ich komme raus und helfe dir tragen", sagte James und legte ohne ein weiteres Wort auf – typisch.

Als ich auf die Auffahrt fuhr, kam er winkend aus dem Haus gelaufen. Himmel, wie konnte man nur immer so gute Laune haben? Die wichtigere Frage war wohl eher, warum ich keine gute Laune hatte. Ich seufzte und stellte den Motor ab. Hoffentlich war ich bald durch mit der Pubertät. Dieses Hormon-Durcheinander machte mich noch verrückt.

„Hey", begrüßte ich meinen besten Freund und wir umarmten uns kurz, bevor er sich schon die erste Wasserkiste schnappte. Bevor ich entscheiden konnte, ob ich die nächste Kiste alleine schleppte, oder das alles James überließ, kam Maya aus der Gartentür.

„Hayley", sie umarmte mich stürmisch wie immer und ich merkte, dass meine Laune gleich besser wurde. Dafür liebte ich sie. „Komm, ich helf' dir", zusammen trugen wir eine Kiste Cola rein. „Wie geht's dem Auto?", fragte sie, als wir schnaufend in der Küche standen.

„Alles gut", sagte ich und winkte ab. „Ich war bei der Werkstatt und Sarah hat den Reifen gewechselt", erzählte ich.

„Oh, stimmt, sie arbeitet ja jetzt da. Man hört nicht mehr viel von ihr, seitdem sie ausgezogen ist."

Bevor ich irgendwas sagen konnte, was nicht zu sehr nach ihre Eltern sind ja auch scheiße klang, kam Luke schon ins Zimmer, bewaffnet mit mindestens zwanzig Tüten Chips. Da ich nun schon mal da war, half ich auch noch beim Rest.

Nach zwei Stunden gefüllt mit roten Pappbechern, Chips, Bier – So. Viel. Bier! – und härteren Alkoholsorten, die ich nicht kannte, saßen wir alle erschöpft auf dem Sofa. „Ich bin jetzt eigentlich viel zu fertig, um noch eine Party zu feiern", seufzte ich und nahm dankbar das Glas Wasser entgegen, das Luke mir reichte.

„Was? Hayley, sag sowas nicht!", rief James gespielt verzweifelt und ich lachte.

„Nein, ich glaube, ich setze tatsächlich aus", meinte ich diesmal vollkommen ernst. Obwohl ich mittlerweile Gefallen an Partys gefunden hatte, war mir heute einfach nicht danach. Meine Gedanken huschten ständig zu Sarah und das wühlte mich auf. „Ich habe schon eine Weile Kopfschmerzen", log ich und verzog zur Anschauung mein Gesicht.

„Oh man", sagte Maya mitleidig und streichelte mir über die Schulter. „Dann solltest du dich lieber ausruhen. Vielleicht kannst du ja später dann doch noch vorbeikommen"

„Jetzt habe ich aber ein schlechtes Gewissen wegen der Getränke", sagte Luke, aber ich machte eine abwinkende Handbewegung.

„Quatsch, das ist schon okay so", erklärte ich ihm. Ich hatte schließlich bis jetzt den Sommer über immer zwischendurch mal umsonst bei ihm mitgetrunken und gegessen, wenn ich Maya zu ihm begleitet hatte.

Ich half noch bei den allerletzten Vorbereitungen und machte mich dann auf den Weg nach Hause. Aber anstatt auf unsere Auffahrt zu fahren, fuhr ich daran vorbei. Ich wollte nicht auf die Party, aber ich wollte auch nicht in meinem Zimmer sitzen oder mich mit meiner Mutter unterhalten.

Sarah & HayleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt