Kapitel 11

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Als ich am Samstag aufwachte, warf ich als erstes einen Blick aufs Handy – es war elf Uhr. Ich war erleichtert, dass ich so lange geschlafen hatte. Je mehr ich schlief, desto weniger konnte ich mich meinen Gedanken hingeben. Zu meinem Glück hatte ich diese Nacht nichts geträumt.

Ich entschied mich, erstmal auf die Nachrichten von gestern zu antworten. Ich schrieb kurz mit James und teilte ihm dabei auch mit, dass ich dieses Jahr nicht mit der Gruppe, sondern mit Michael zum Ball ging. Ich atmete tief durch und wählte dann Mayas Nummer. Keine Ahnung, was ich ihr über gestern erzählen sollte.

„Hallo?", meldete sich Maya und ich konnte im Hintergrund Autos fahren hören.

„Hey, hier ist Hayley"

„Das weiß ich, es steht auf dem Display", sie lachte, „ich hab' mir Sorgen gemacht gestern. Ist alles okay?"

Ich zögerte, aber die Wahrheit konnte ich ihr nicht sagen. „Ja, ich musste nur nach Hause", log ich also erneut. „Es ist wirklich alles gut. Ich freue mich auf heute Abend", das war vielleicht etwas zu viel des Guten.

„Ich mich auch! Du, ich bin gerade unterwegs... Wir können ja heute Abend reden, okay?"

Ich war erleichtert, dass sie nicht näher nachfragte. „Ja, klar, kein Problem", sagte ich also schnell.

„Super! Danke, dass du dich noch eben gemeldet hast", meinte sie und wir legten auf. Das war also geschafft. Ich schnappte mir frische Klamotten und sprang unter die Dusche.

Da ich heute sowieso nichts vorhatte, außer mich mental auf heute Abend vorzubereiten, zog ich eine Jogginghose und ein Top an. Als ich meine Haare gekämmt und zu einem Dutt auf dem Kopf zusammengebunden hatte, lief ich die Treppen hinunter in die Küche.

Meine Mutter hatte mir Bacon, Rührei und Toast hingestellt – wahrscheinlich hatte sie gehört, dass ich aufgestanden war. Lächelnd schnappte ich mir das Essen und ein Glas Wasser und setzte mich nach draußen in den Garten. Meine Mutter schaute von dem Blumenkübel auf, den sie gerade bepflanzte.

„Guten Morgen Langschläferin", begrüßte sie mich lächelnd.

„Danke für das Frühstück, Mom", ich drückte sie kurz. „Es ist super lecker", fügte ich hinzu, nachdem ich eine Gabel Rührei verdrückt hatte. „Was sind das für Blumen?", fragte ich und sie erläuterte mir, was genau sie wo im Garten gepflanzt hatte oder pflanzen würde.

Ich war froh, dass sie nicht noch einmal nachhakte, wieso es mir gestern so schlecht gegangen war, oder ob es mir jetzt besser ging. Ich wollte so wenig wie möglich darüber nachdenken und schon gar nicht mit ihr darüber reden.

„Ich denke, ich gehe nach oben und lese ein wenig", beschloss ich und ließ meine Mutter wieder ungestört ihrem Hobby nachgehen. Ich räumte das Geschirr in die Spülmaschine und verzog mich dann in mein Zimmer. Dort setzte ich mir meine Kopfhörer auf und stellte die Musik auf volle Lautstärke. Ich hörte gerne beim Lesen Musik, um mich vollkommen von der wirklichen Welt abschotten zu können.

Ich erschrak so sehr, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, dass ich aufschrie und mit einem Satz vom Bett sprang. Ich hatte mit dem Rücken zur Tür gelegen und nicht bemerkt, dass jemand hereingekommen war.

Schnell nahm ich die Kopfhörer von meinen Ohren, da ich über die Musik kein Wort verstehen konnte, das aus Sarahs Mund kam. Mein Herz klopfte immer noch wegen des Schrecks, sodass ich gar nicht richtig begriff, dass sie vor mir stand. Sie schaute selbst ein wenig erschrocken und hob entschuldigend beide Hände.

„Es tut mir leid", sagte sie, „deine Mom hat mich hochgeschickt und als du auf das Klopfen nicht reagiert hast, bin ich reingekommen", erklärte sie mir.

Sarah & HayleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt